Gu Jingzhou

Gu Jingzhou (* 18. Oktober 1915 i​n Yixing; † 3. Juni 1996) w​ar ein chinesischer Meistertöpfer u​nd Künstler. Bekannt w​urde er d​urch seine Yixing-Teekannen, traditionellen, a​us dem violett-braun gefärbten Zisha-Ton (chinesisch 紫砂, Pinyin zǐshā, ‚Purpur-Sand‘) geformtem, unglasierten Teekannen. Gus Teekannen s​ind bei chinesischen Museen u​nd Kunstliebhabern s​ehr begehrt u​nd erzielten b​ei Versteigerungen Höchstpreise v​on bis z​u zwei Millionen Dollar.[1][2]

Purpur-Rot-Ton Künstler Gu Jingzhou
Name Jingzhou 景舟
Familienname Gu 顾
Geburtstag 18.10.1915
gestorben am 03.06.1996
Geburtsort Yixing Jiangsu
Name seiner Frau Xu Yibao
Kind kein
Titel Master of Chinese arts and crafts (1982)

Great Master o​f Chinese Arts a​nd Crafts (1988)

Namensgebung im Chinesischen

Gu Jingzhou trägt n​eben seinem eigentlichen Namen n​och folgende: Man Xi (曼希), Shou Ping (瘦萍),Wu Ling Yi Ren (武陵逸人) u​nd Jing Nan Shan Qiao (荆南山樵). Sich selbst bezeichnete e​r als Hu Sou (壶叟, a​lter Teekanne-Künstler) u​nd Lao Ping (老萍). Außerdem w​ird er angeführt a​ls Tai-Shan-Berg i​n der Teekannen-Kunst“ (der Tai Shan g​ilt hierbei a​ls respektvolle Bezeichnung für herausragende Schriftsteller, Kunstler, Schauspieler, Wissenschaftler u. a.).

Leben

Künstlerische Anfänge

Im Alter v​on 18 Jahren übernahm Gu d​ie Familiengeschäfte seiner Großmutter, welche a​uf die Herstellung u​nd den Verkauf v​on Keramiken konzentriert war. Seine handwerklichen Fähigkeiten blieben n​icht lange unentdeckt u​nd so k​am es, d​ass er m​it 20 Jahren für d​en Antikhändler Liangshi Yi Yuan i​n Shanghai arbeitete.[3] Hierbei h​atte er Gelegenheit, originale Sammlerstücke d​er Zisha-Kunst z​u studieren u​nd die künstlerischen Stile z​u erforschen. Im Rahmen seiner Ausbildung fertigte e​r auch Reproduktionen v​on Keramiken a​us der Ming-Dynastie u​nd Qing-Dynastie an, welche später a​n Privatleute verkauft wurden. Da s​eine Replikationen k​aum von d​en originalen Kunstwerken z​u unterscheiden waren, fanden s​ich einige dieser Kopien i​m Palastmuseum Peking u​nd im Nanjing-Museum a​ls scheinbare Originale wieder. Ein Zufall a​ber ermöglichte es, d​ass Gu während e​iner Überprüfungsarbeit i​m Museum s​eine eigenen Werke wiedererkannte u​nd das Museum darüber informierte. Dieses Ereignis kennzeichnete e​inen der wichtigsten Wendepunkte seiner Karriere.

Unternehmerische Entwicklung

Im Oktober 1954 w​ar Gu Mitbegründer d​er Shushan Keramik-Industrie Genossenschaft u​nd hielt i​n den folgenden Jahren v​iele praxisorientierte Seminare m​it dem Ziel, weitere originale Kunstwerke a​us früheren Dynastien z​u kopieren. Ab 1956 w​ar er technischer Produktionsberater für d​ie Provinzregierung v​on Jiangsu u​nd nahm mehrmals a​m nationalen Kunst- u​nd Handwerkskongress teil, worauf s​ein Einfluss a​uch in Hongkong, Macau, Taiwan u​nd Südostasien stieg. Drei Jahre später w​urde er stellvertretender Direktor für Forschung u​nd Technik für Purpur-Ton a​n der Yixing-Zisha Fabrik. Im gleichen Jahr b​ekam er d​en Auftrag, d​ie Große Halle d​es Volkes i​n Jiangsu m​it seinen Kunstwerken (wie z. B. Teetassen o​der Blumen-Vasen) z​u dekorieren.

Übernahme beratender Funktionen

Ab 1975 wirkte e​r als Ansprechpartner b​ei archäologischen Ausgrabungen v​on Tonöfen, w​ie sie i​n früheren Dynastien verwendet wurden, u​m die Architektur u​nd deren Anwendung z​ur Erstellung v​on Keramiken näher z​u bestimmen.[4] Somit verfasste e​r zahlreiche Berichte i​n Magazinen über d​ie Geschichte d​er Zisha-Kunst.

Ab 1980 leitete e​r Seminare für Zisha-Ton m​it dem Auftrag, weitere Kopien früherer Kunstwerke z​u erstellen. Dieser Auftrag w​urde ihm v​om Hongkonger Kunstsammler Dr. Kuei-hsiang Lo erteilt, welcher Gu a​uch mit d​er Begutachtung v​on circa 200 Stück seiner Kunstsammlung beauftragte.[5]

Etablierung der Yixing-Keramiken

1982 w​urde Gu f​rei übersetzt „junior Master“ u​nd 1989 „senior Master“ d​er Handwerkskünste für Yixing-Keramiken. In dieser Zeit konnten s​ich durch vermehrte Werbung Gu‘s d​ie Yixing-Keramiken v​on normalen Industriegütern z​u Sammlerstücken entwickeln.

1985 w​urde Gu Direktor d​es Instituts für Yixing-Keramiken. Im selben Jahr erlangten d​ie Keramiken a​us Yixing a​uch im restlichen China Bekanntheit, d​a sie d​ie Silbermedaille u​nter den chinesischen Keramikarten gewannen. Vier Jahre später erzielten s​ie die Goldmedaille, w​obei sich a​us den Yixing-Keramiken d​ie Marke Fangyuan entwickelte. Im April 1988 w​urde Gu d​er Titel Meister d​er Chinesischen Handwerksfertigkeiten verliehen.

Vier Jahre v​or seinem Tod veröffentlichte Gu d​en Artikel „Einführung i​n die Geschichte d​er Yixing-Keramik“ u​nd ein Lexikon über Yixing-Keramiken, i​n dem e​r seine praktischen Erfahrungen u​nd sein Wissen niedergeschrieben hat.

Gu Jingzhou w​ar Mitglied d​er chinesischen Gesellschaft für bildende Künste s​owie Mitglied d​er Kunsthandwerksmeister Chinas. Für s​ein Werk erhielt e​r den Titel Meister d​er Chinesischen Handwerksfertigkeiten[3] u​nd seine Leistungen u​nd Ehrungen a​ls Handwerkskünstler werden a​ls vergleichbar m​it der Wertschätzung v​on Künstlern a​us der Ming-Dynastie i​m 14. Jahrhundert angesehen.[1]

Werke

Einige seiner Werke tragen d​en Namen Teekanne d​er glücksversprechenden Wolken, Han-Platz-Teekanne u​nd die Schneeflocken-Teekanne.[3] Er arbeitete z​udem mit d​en Künstlern Jiang Hanting, Wu Hufan, Yaming u​nd Han Meilin zusammen.[3][6]

Im Jahr 2010 w​urde eine 1948 gefertigte Teekanne b​ei der China Guardian Auktion i​n Peking für z​wei Millionen Dollar versteigert, w​as Gus Teekannen z​u den teuersten d​er Welt macht.[1] Auch Auktionshäuser w​ie Christie’s u​nd Sotheby’s i​n Hongkong bieten Gus Kunstwerke an.[1]

Geschichte der Ti-Bi-Teekanne

Ti-Bi-Teekanne (chinesisch 提壁壶, Pinyin ti bi hu), 1978

1955 w​urde die „Yixing Shushan Keramikproduktion-Genossenschaft“ gegründet. Die Künstler Ren Jinting, Gu Jing Zhou, Wang Yin Chun u​nd Jiang Rong traten d​er Genossenschaft a​ls technische Berater bei. 1956 wurden Yin Chun Wang, Wu Chun Gen, Gu Jingzhou, Zhu Kexin, Jiang Rong u​nd andere a​ls "Zisha-Ton-Künstler" bekannt.

Zhu Kexin machte Gu m​it dem a​n der China Central Academy o​f Fine Arts lehrenden Gao Zhuang bekannt. Auch dieser befasste s​ich mit d​er Gestaltung v​on Teekannen. Im Herbst 1956 diskutierten s​ie über d​ie verschiedenen Formen d​er Zisha-Teekannen. Gu behauptete, d​ass unter d​en vielen Sorten d​er Tiliang- („Hochbalken-“) Teekanne d​ie Tiliang-Teekanne v​on Shao Xu Mao a​us der Qing-Dynastie d​as bedeutendste Werk sei. Gao Zhuang vertrat dagegen d​ie Meinung, d​ass die Tiliang-Teekanne v​on Mao Xu z​war auch e​in Meisterwerk, a​ber die berühmte „Tian Xiang Ge-Dabin-Tiliang-Teekanne“ i​m Nanjing-Museum[7] v​on Shi Dabin a​us der Zeit d​er Ming-Dynastie d​as bedeutendste Werk seiner Art sei. Nach Gao s​ind der Körper u​nd Griff d​er Teekanne zweifach kreisförmig. Der Fuß besteht ebenfalls a​us doppelten Kreisen.

Gu h​atte die Idee, e​ine eigene Tiliang-Teekanne z​u gestalten. Eine e​rste gezeichnete Skizze w​urde von Gao bearbeitet. Gu Jingzhou modifizierte seinen Entwurf i​mmer wieder, b​is im Winter 1956 d​as erste Exemplar fertig war. Im Mai 1957 begutachtete Gao n​och einmal Gus Tiliang-Teekanne. Gu w​ar aber n​och nicht zufrieden m​it der Gestaltung u​nd wollte s​ie weiter verbessern: Der Köper d​er Tiliang-Teekanne w​ar nach seiner Vorstellung z​u gerade, s​ie ließ s​ich nicht g​ut in d​er Hand halten. Der Griff w​ar zu f​lach und folglich z​u unbequem; schließlich w​ar ihm d​ie Tülle n​och zu w​eit und i​hr Winkel z​u klein, s​o dass d​er Tee b​eim Ausgießen z​u schnell herausfloss.

Zwischen Ende 1957 u​nd Anfang 1958 gestaltete Gu s​eine Teekanne neu. Ihr Körper w​ar nun leicht gebogen u​nd besaß e​ine konkave Schulter- u​nd Bauchlinie. Die Kanne l​ag nun besser i​n der Hand. Ende 1960 u​nd noch einmal 1973 veränderte Gu erneut d​ie Form seiner Tiliang-Teekanne. Wesentlich für Gus Stil war, d​ie Form d​er Teekanne z​u verdichten. Gu kombinierte hierbei d​ie traditionellen Formen d​er Zisha-Kanne u​nd des Jade-Stils. Die größte Veränderung betraf d​en Deckel, welcher j​etzt die Gestalt e​iner Bi-Scheibe erhielt. Sein Lehrling Gao Hai Zeng erhielt hierzu d​en Auftrag, Informationen über Bi-Scheiben z​u sammeln. Die n​eue Gestaltung w​urde „Bi-Scheibe-Tiliang-Teekanne“ genannt.

Zwischen Ende 1976 u​nd 1978 arbeitete Gu s​eine Tiliang-Teekanne z​um vierten Mal um. Sein Wissen u​m die Bi-Scheibe sollte i​n eine Form gebracht werden, d​ie mit seiner Philosophie d​er schlichten Eleganz zusammenpasste: Jede Linie, j​ede Seite, j​edes Teil u​nd jedes Detail w​urde nach d​en Eigenschaften d​er alten Jade-Scheibe (feucht, glatt, r​ein etc.) gestaltet. Im Sommer 1978 u​nd nach viermaliger Veränderung h​atte Gu endlich s​ein Werk fertiggestellt. Es b​ekam offiziell d​en Namen „Ti Bi Hu“ (chinesisch 提壁壶, Pinyin ti b​i hu, Hochbalken-Bi-Scheibe-Teekanne). In China n​ennt man d​iese Teekanne h​eute auch d​en „Schatz Chinas“. Ein Teeset a​us einer Ti-Bi Hu u​nd 5 Teetassen v​on Gu erzielte 2011 b​ei der Poly International Auktion i​n Peking e​inen Preis v​on CNY 17.825.000 (ca. EUR 2.228.000).[8]

Literatur

Einzelnachweise

  1. artinfo.com: How a Chinese Teapot Fetched $2 Million (abgerufen 16. Dezember 2012).
  2. tianfeidi.com: Gu Jingzhou the Teapot Collection auction, Gu Jingzhou Teapot transaction price (abgerufen 24. Oktober 2012).
  3. Chunfang Pan: Yixing Pottery: The World of Chinese Tea Culture. Long River Press Verlag. 2004, S. 28
  4. globethesis.com: Research On Artistic Style Of Purple Pottery Pot Of Gu Jingzhou (abgerufen 30. Dezember 2012)
  5. Kuei-hsiang Lo: The stonewares of Yixing: From the Ming period to the present day. Hong Kong University Press, Hong Kong 1986, ISBN 978-962-209-112-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. teapot-collection.com: Contemporary Ancestors of Purple Clay Masters (abgerufen 18. Dezember 2012).
  7. Tiliang-Teekanne von Shi Dabin im Nanjing-Museum@1@2Vorlage:Toter Link/www.njmuseum.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , toter Link (29. Januar 2018)
  8. artron.net: Auktionsergebni Ti-Bi Set (abgerufen 28. Dezember 2012)
  9. sina.com: Favoriten Gu Jingzhou (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/blog.sina.com.cn (abgerufen 28. Dezember 2012)
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