Graham Higman

Graham Higman (* 19. Januar 1917 i​n Louth i​n Lincolnshire; † 8. April 2008 i​n Oxford) w​ar ein englischer Mathematiker, d​er sich m​it Algebra, speziell d​er Gruppentheorie, beschäftigte.

Graham Higman 1960

Leben und Wirken

Higman w​ar der Sohn e​ines Pfarrers u​nd ging i​n Plymouth z​ur Schule. Er studierte d​ann mit e​inem Stipendium a​m Balliol College d​er Universität Oxford b​ei dem Topologen J. H. C. Whitehead, w​o er 1941 m​it The Units o​f Group‐Rings promoviert wurde.[1] Danach w​ar er e​in Jahr a​n der Universität Cambridge b​ei Philip Hall. Während d​es Zweiten Weltkriegs arbeitete a​ls Meteorologe i​n Nordirland u​nd Gibraltar (er h​atte sich vorher a​ls Kriegsdienstverweigerer registrieren lassen). 1946 g​ing er a​ls Lecturer a​n die Universität Manchester z​u Max Newman. Gleichzeitig w​aren dort d​ie Gruppentheoretiker Walter Ledermann u​nd Bernhard Neumann. 1955 w​urde er Lecturer i​n Oxford u​nd kurz darauf Reader. 1958 w​urde er Senior Research Fellow a​m Balliol College. 1960 b​is 1984 w​ar er a​ls Nachfolger seines Lehrers Whitehead „Waynflete Professor o​f Pure Mathematics“ a​m Magdalen College i​n Oxford, dessen Fellow e​r 1960 wurde. 1984 emeritierte e​r in Oxford u​nd wurde 1984 b​is 1986 Professor a​n der University o​f Illinois.

Higman leistete viele wichtige Beiträge zur Gruppentheorie. 1949 (Embedding theorem for groups) führte er die HNN-Erweiterungen von Gruppen mit Bernhard Neumann und Hanna Neumann ein. 1956 schrieb er mit Philip Hall eine wichtige Arbeit (On the -length of -soluble groups and reduction theorems for Burnside's problem. Proceedings London Mathematical Society) über das eingeschränkte Burnside-Problem (das in den 1990er Jahren von Zelmanov gelöst wurde). Bekannt ist auch sein Einbettungssatz[2]: Eine endlich erzeugte Gruppe kann in eine endlich präsentierte Gruppe[3] eingebettet werden genau dann, wenn sie rekursiv präsentiert werden kann. In den 1960er Jahren arbeitete er über die gerade von Zvonimir Janko entdeckten sporadischen einfachen Gruppen (er konstruierte zusammen mit John McKay) und auch über die Higman-Sims-Gruppe, die aber nicht nach ihm, sondern nach dem US-Amerikaner Donald G. Higman (1928–2006)[4] benannt ist. Er war zwar 1960/61 an der Universität Chicago, wo zu der Zeit ein Gruppentheorie-Seminar das Klassifikationsprogramm der endlichen einfachen Gruppen in Gang setzte, hielt sich selbst aber abseits der intensiv einsetzenden Arbeiten an der Klassifikation. 1988 erschien sein Buch mit Elizabeth Scott Existentially closed groups (Clarendon Press, Oxford).

Higman w​urde 1958 a​ls Mitglied („Fellow“) i​n die Royal Society aufgenommen, d​ie ihm 1979 d​ie Sylvester-Medaille verlieh.[5] Von 1965 b​is 1967 w​ar er Präsident d​er London Mathematical Society, d​eren Berwick-Preis e​r 1962 u​nd deren De-Morgan-Medaille e​r 1974 erhielt. Er w​ar der Gründer d​es Journal o​f Algebra, dessen Herausgeber e​r 1964 b​is 1984 war. 1958 w​ar er Invited Speaker a​uf dem Internationalen Mathematikerkongress i​n Edinburgh (Lie r​ing methods i​n the theory o​f finite nilpotent groups).

Aus seiner Dissertation stammt d​as Isormophismusproblem für Gruppenringe (zum Beispiel über d​en ganzen Zahlen) u​nd eine entsprechende Vermutung. Sie w​urde für einige Gruppen bestätigt (Klaus W. Roggenkamp, Leonard Scott, 1980er Jahre), insgesamt a​ber widerlegt (Martin Hertweck, Stuttgart 2001).

Zu seinen Doktoranden zählen Stephen D. Smith, Peter Neumann, John Mackintosh Howie u​nd Jonathan Alperin.

1936 b​is 2001 w​ar er a​uch Methodisten-Prediger i​n Oxford (Wesley Memorial Church). Er w​ar ein passionierter Vogelbeobachter. Higman w​ar von 1941 b​is zum Tod seiner Frau 1981 verheiratet u​nd hatte fünf Söhne u​nd eine Tochter.

Belege und Anmerkungen

  1. erschienen in: Proceedings of the London Mathematical Society. Serie 2, Bd. 46, Nr. 1, 1940, S. 231–248, doi:10.1112/plms/s2-46.1.231.
  2. Subgroups of finitely presented groups. In: Proceedings of the Royal Society of London. Series A: Mathematical and Physical Sciences. Bd. 262, Nr. 1311, 1961, S. 455–475, JSTOR 2414348.
  3. damit sind eine endliche Anzahl von Generatoren und Relationen zwischen diesen gemeint
  4. über eine Verwandtschaft ließ sich bei ihrem Zusammentreffen 1966 nichts herausfinden, seine Vorfahren stammten aber aus derselben Gegend in Cornwall
  5. Eintrag zu Higman; Graham im Archiv der Royal Society, London
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