Google Stadia
Stadia (in der Entwicklungsphase Project Stream genannt) ist ein Cloud-Gaming-Service des US-amerikanischen Unternehmens Google LLC. Alle Rechenoperationen der Spiele werden in Google-Rechenzentren getätigt und dort in Videosignale umgewandelt. Der Spieler erhält die audiovisuelle Rückmeldung des Spiels über den Browser Google Chrome, ausgewählte Smartphones oder ein mit Chromecast verbundenes Fernsehgerät.[1] Zur Steuerung verwendet der Spieler ein kompatibles Gamepad oder am PC alternativ Maus und Tastatur.
Google Stadia | |
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Auf diesem Smartphone wird über Stadia mit dem offiziellen Controller Mortal Kombat 11 gespielt. | |
Basisdaten | |
Maintainer | |
Entwickler | |
Erscheinungsjahr | 19. November 2019 |
Betriebssystem | Webbrowser Google Chrome, Android |
Kategorie | Cloud-Gaming-Service |
deutschsprachig | ja |
stadia.dev stadia.com |
Funktionen
Stadia verwendet YouTubes Streaming-Funktion. Diese wird als Erweiterung vom bloßen Zuschauen eines Livestreams verstanden. So deutet Phil Harrison von Google den Namen Stadia (Plural von engl. stadium ‚Stadion‘) als Sammlung von Unterhaltung, vor der Zuschauer sich zurücklehnen und zusehen oder aktiv teilnehmen können.[2]
Da Google weltweit verteilt eigene Rechenzentren und Kabel betreibt, soll Stadia im Vergleich zu Projekten wie OnLive, PlayStation Now und Gaikai schnellere Antwortzeiten ermöglichen. Stadia unterstützt das Streaming von Spielen in 4K-Auflösung mit HDR, 60 Bildern pro Sekunde und 5.1-Surround-Sound.
Nach der Anmeldung kann man Spiele starten, ohne neue Inhalte auf sein eigenes Gerät herunterladen zu müssen. Spieler können mit Stadia Sitzungen aufnehmen oder auf YouTube streamen. Zuschauer solcher Streams, die den Dienst abonnierten, können Spiele direkt aus dem Stream mit dem Speicherzustand starten, den sie zuletzt aufgerufen haben. Obwohl Stadia mit jedem USB-Controller der HID-Klasse funktioniert, entwickelte Google einen Controller, der sich über Wi-Fi direkt mit dem Rechenzentrum verbindet, in dem das Spiel läuft, um schnell reagieren zu können.[2] Während der GDC 2019 bestätigte Google, dass der Controller eine Zusatz-Taste erhält, um den Google Assistant zu starten, der unter anderem automatisch hilfreiche YouTube-Videos zum gespielten Spiel suchen kann.[3]
Stadia Base
Stadia Base, im Marketing nur “Stadia” genannt, bietet eine Bildauflösung von 1080p (60 Bilder pro Sekunde – Full HD) sowie die Spiele Destiny 2 und Crayta. Weitere Spiele können einzeln gekauft werden.
Stadia Pro
Stadia Pro ist ein kostenpflichter Abonnement-Service und ermöglicht eine Bild-Auflösung von bis zu 4K mit 60 Bildern pro Sekunde sowie 5.1 Surround-Sound – sofern das jeweilige Spiel diese Funktionen unterstützt. Abonnenten des Dienstes erhalten zusätzlich jeden Monat eine Auswahl an Spielen zur Verfügung, die für die Dauer des Abonnements in der Bibliothek verbleiben. Bei einer Kündigung und späteren Wiederaufnahme des Abonnements, können diese erneut gespielt werden.
Um sich als neuer Nutzer bei Stadia zu registrieren, ohne das Probe-Abonnement in Anspruch zu nehmen, muss die Registrierung vom Link eines kostenlosen Spiels vorgenommen werden.
Technische Voraussetzungen
Für die Bild-Auflösung von 1080p bei 60 Bildern pro Sekunden bedarf es einer Datenübertragung von 25 Mbit/s. Für 4K bei 60 Bildern pro Sekunde sollen 30 Mbit/s nötig sein.[4] Stadia unterstützt mehrere Plattformen. Dazu zählen Chromium-basierte Browser, Android, Chromecast Ultra und Safari.[5]
Bei der Nutzung über Chromium-basierten Browsern werden der Stadia-Controller und mehrere Drittanbieter-Gamepads unterstützt. Die Verbindung des Controllers über ein WLAN-Netz ist dem Stadia-Controller vorbehalten. Die unterstützten Drittanbieter-Gamepads können per USB und manche auch per Bluetooth verbunden werden. Außerdem gibt es für alle Spiele eine Unterstützung von Maus, Tastatur und virtuelle Tastatur für mobile Geräten.[5]
Im Set mit einem Stadia-Controller ist auch Google Chromecast Ultra erhältlich, was das Spielen am Fernseher ermöglicht. Auf Chromecast Ultra wird nur der Stadia-Controller unterstützt.
Im Juni 2021 wurde die Kompatibilität auch auf den Chromecast mit Google TV und einige Android-TV-Geräte erweitert.[6]
Hardware
Anfangs erhalten Stadia-Server einen Intel-×86-Prozessor mit 2,7 GHz Taktung mit AVX2 und 9,5 Megabyte L2+L3-Cache. Zudem wird auch ein AMD-Grafikprozessor mit HBM2-Speicher, 56 Recheneinheiten und 10,7 teraFLOPS angeboten. Der Speicherung dienen SSDs. Ein System verfügt über eine Speicherbandbreite von 484 Gigabyte pro Sekunde und 16 Gigabyte RAM, die zwischen GPU und CPU aufgeteilt werden.[7]
Entwicklung
Project Stream war das erste angekündigte Anzeichen für Googles Cloud für Videospiele. Google stellte Phil Harrison als Geschäftsführer der Gaming-Branche ein und rekrutierte ab 2018 bei Branchenveranstaltungen Entwickler.[8] Das Hauptunterscheidungsmerkmal gegenüber Diensten wie OnLive, GeForce Now und PlayStation Now ist die Fähigkeit, in jedem Desktop-Chrome-Browser und nicht nur in bestimmten Gaming-Plattformen ausgeführt zu werden.[1] Der Dienst verwendet AMD-Radeon-Grafikprozessoren.[9]
Google kündigte den Dienst im Oktober 2018 an[10] und verschickte kurz darauf Einladungen an Betatester mit Zugang zu Assassin’s Creed Odyssey. Wer den Zugang beantragte und seine Mindestgeschwindigkeit im Internet angab, konnte das Spiel im Google-Chrome-Browser ausführen.[11] Teilnehmer erhielten nach der Testphase eine kostenlose Kopie des Spiels.[12]
Stadia wurde während der Keynote-Rede von Google auf der Game Developers Conference 2019 im März 2019 angekündigt.[13] In der hierzu gegründeten Sparte Stadia Games and Entertainment sollten unter Jade Raymond eigene Spiele entwickelt sowie Fremdtitel vertrieben werden.[14] Im Februar 2021 verkündete Google, keine eigenen Spiele mehr zu entwickeln.[15]
Spiele
Auf der Game Developers Conference 2019 im März 2019 wurden die ersten drei Spiele für Stadia angekündigt. Assassin’s Creed Odyssey, das im Oktober 2018 im Project-Stream-Test in 1080p-Auflösung eingesetzt wurde, und Doom Eternal von id Software sollen beide in 4K-Auflösung, mit 60 Bildern pro Sekunde und HDR-Unterstützung starten.[16][17] Ein unangekündigtes drittes Spiel, das von Q-Games entwickelt wird, soll die Funktion „State Share“ der Plattform nutzen. Darüber hinaus sollte ein von Jade Raymond angeführter First-Party-Entwickler namens Stadia Games and Entertainment weitere Spiele für die Plattform beisteuern.[18]
In einer Vorstellung am 6. Juni 2019 wurden weitere Spiele für den Dienst angekündigt.[19]
Am 11. November 2019 wurden von Google alle Spiele, die zum Erscheinungstermin gespielt werden können, bekannt gegeben.[20] Einen Tag vor dem offiziellen Start wurde überraschend angekündigt, dass zum Start des Dienstes zehn weitere, insgesamt nun 22 Spiele spielbar sind.[21]
Stand Ende 2020 waren mehr als 130 Spiele über Stadia spielbar.[22] Im Februar 2021 wurde die Entwicklung von exklusiven Stadia-Spielen eingestellt.[23] Bis dahin erschienen mit Gylt von Tequila Works und Get Packed von Moonshine Studios zwei Exklusivtitel für Stadia.[24][25]
Rezeption
Vorabversion
Während der Beta-Phase erhielt der Dienst viele positive Bewertungen von Kritikern,[11][10][1] da der Streaming-Dienst eine geringe Latenzzeit habe und sich anfühlte, als würde das Spiel lokal gespielt. Je nach Wi-Fi-Geschwindigkeit verringerte das Spiel manchmal die Bildschirmauflösung oder verzögerte sich. Tests von The Verge ergaben keine Verzögerungsprobleme bei drahtgebundenem Netzzugang sowie gelegentliches Stottern über eine gemeinsame Wi-Fi-Verbindung. Trotz drahtgebundenem Anschluss verfügte der Stream über keine 4K-Auflösung und wurde mitunter unscharf mit Kompressionsartefakten wiedergegeben. Der Tester berichtete über die beste Erfahrung mit Googles Chromebook Pixel.[11] Polygon empfand die Audiokompression auf allen Geräten zu aggressiv.[10]
Ars Technica bemerkte, dass die Anmeldesequenz von Project Stream viel einfacher sei als die von anderen Diensten.[1]
Digital Foundry stellte bei Tests mit Assassin’s Creed Odyssey an einem Pixelbook akzeptable Latenzzeiten fest. Die visuelle Übertragung sei dagegen spürbar schlechter als auf einem nativen Gerät ohne Cloud-Gaming.[26]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Sam Machkovech: Google’s Project Stream: That’s really a full Assassin’s Creed in my browser. In: Ars Technica. 9. Oktober 2018, abgerufen am 20. März 2019 (englisch).
- Richard Leadbetter: The big interview: Phil Harrison and Majd Bakar on Google Stadia. In: Eurogamer. 19. März 2019, abgerufen am 20. März 2019 (englisch).
- Quintlyn Bowers: Stadia’s Wi-Fi Controller Looks Familiar, But Features Google Assistant. In: GameSkinny. 19. März 2019, abgerufen am 20. März 2019 (englisch).
- Diese Internet-Verbindung braucht ihr für Stadia, Googles tolle neue Welt. In: Mein-MMO.de. 27. März 2019, abgerufen am 23. Juni 2021 (deutsch).
- Mit Stadia kompatible Gamepads und Bildschirme (englisch) Google. Abgerufen am 27. Juni 2021.
- Google Stadia: Startet auf dem Chromecast mit Google TV sowie weiteren Geräten. Abgerufen am 23. Juni 2021 (deutsch).
- Paul Lilly: Google Stadia’s specs and latency revealed. In: PC Gamer. 19. März 2019, abgerufen am 27. März 2019 (englisch).
- Ron Amadeo: Google announces “Project Stream”—a “test” of game streaming in Chrome. In: Ars Technica. 1. Oktober 2018, abgerufen am 20. März 2019 (englisch).
- Dean Takahashi: Google’s Project Stream cloud gaming will use AMD Radeon Graphics. In: VentureBeat. 9. Januar 2019, abgerufen am 20. März 2019 (englisch).
- Austen Goslin: Streaming Assassin’s Creed Odyssey in Google Chrome is surprisingly great. In: Polygon. 8. August 2018, abgerufen am 20. März 2019 (englisch).
- Stefan Etienne: Google’s Project Stream is a working preview of the future of game streaming. In: The Verge. 8. August 2018, abgerufen am 20. März 2019 (englisch).
- Owen S. Good: Get free Assassin’s Creed Odyssey on PC for testing Google’s Project Stream. In: Polygon. 15. Dezember 2018, abgerufen am 20. März 2019 (englisch).
- Tyler Wilde: Google announces Stadia, a game streaming service 'for everyone'. In: PC Gamer. 19. März 2019, abgerufen am 20. März 2019 (englisch).
- Andy Chalk: Jade Raymond is heading Google’s first-party game studio. In: PC Gamer. 19. März 2019, abgerufen am 20. März 2019 (englisch).
- Phil Harrison: Konzentration auf die Zukunft von Stadia als Plattform; Abwicklung von SG & E. In: Google Blog. 1. Februar 2021, abgerufen am 8. Februar 2021 (englisch).
- Chris J. Capel: Google Stadia can run Doom Eternal at 4K with HDR at 60fps. In: PCGamesN. 21. März 2019, abgerufen am 24. März 2019 (englisch).
- Megan Farokhmanesh: Doom Eternal is coming to Google’s cloud gaming service, Stadia. In: The Verge. 19. März 2019, abgerufen am 24. März 2019 (englisch).
- David Thier: All 3 Games Confirmed For Google Stadia. In: Forbes. 20. März 2019, abgerufen am 24. März 2019 (englisch).
- Google Stadia: Cloud-Gaming-Dienst kostet 10 Euro im Abo. 6. Juni 2019, abgerufen am 9. Juni 2019.
- Google Stadia: Here are all the games coming to Google’s Stadia cloud streaming service. 11. November 2019, abgerufen am 11. November 2019 (englisch).
- Stefan Trunzik: Google Stadia stockt auf: Insgesamt 22 Spiele zum Start verfügbar. 18. November 2019, abgerufen am 18. November 2019.
- Android Police: All the games on Google Stadia. 15. Dezember 2020, abgerufen am 26. Dezember 2020 (englisch).
- Google Stadia: Warum die Tech-Giganten an der Games-Entwicklung scheitern. Abgerufen am 14. Februar 2021.
- Get Packed. Abgerufen am 14. Februar 2021 (englisch).
- Gylt im Test - Das erste Stadia-Exclusive ist eine Riesenüberraschung. 20. November 2019, abgerufen am 14. Februar 2021.
- Richard Leadbetter: Google Stadia hands-on: streaming analysis and controller impressions. In: Eurogamer. 19. März 2019, abgerufen am 28. März 2019 (englisch).