Goldene Ära der spanischen Softwareindustrie
Die Goldene Ära der spanischen Software[industrie] (spanisch Edad de oro del software español) war in den Jahren 1983 bis 1992 und machte Spanien zum zweitgrößten Softwareherstellerland Europas für Unterhaltungssoftware auf der 8-Bit-Architektur hinter dem Vereinigten Königreich. Das Ende dieser Ära ging mit dem Verschwinden der 8-Bit-Architektur einher, die durch die Computer in 16-Bit-Architektur abgelöst wurde. Sie brachte einige Softwarehersteller wie Dinamic Software, Topo Soft, Opera Soft, Made in Spain und Zigurat hervor. Der Name Edad de oro del soft español wurde von Fachzeitschriften in dieser Zeit geprägt und wird bis heute benutzt.
Geschichte
Aufstieg (1983–1985)
1983 erreichten die ersten Heimcomputer Spanien. Alles waren 8 bit Maschinen. Der ZX Spectrum und der Amstrad CPC, in Deutschland baugleich Schneider CPC, gehörten zu den meistverkauften in Spanien, gefolgt vom MSX und dem C64 und anderen. Es waren einfache Maschinen mit geringen Ressourcen, die dafür einfach zu manipulieren waren, worauf viele junge Programmierer anfingen auf diesen Geräten zu experimentieren.
Die Goldene Ära der spanischen Software begann mit der Vermarktung des Videospiels Bugaboo von Indescomp. Es war das erste, das aus Spanien massiv exportiert wurde. Kurz darauf folgte von denselben Programmierern Fred (Roland in the Caves), diesmal vom Hersteller Made in Spain und war ein weiterer Exporterfolg, worauf die Eigentümer von Made in Spain entschieden, den Distributor von Software Zigurat zu gründen und neben der eigenen auch Software unabhängiger Firmen zu handeln. Made in Spain wurde in eine Produktionsgesellschaft von Zigurat umgewandelt. Jahre später wurden Made in Spain und Zigurat als Unternehmen wieder zusammengelegt.
Inzwischen machte Dinamic Software erste Schritte mit dem Text-Adventure Yength auf dem ZX Spectrum. Der spanische Softwarehändler Erbe Software wurde aktiv und blieb es über ein Jahrzehnt. Anfangs versuchte Erbe Software selbst Spiele zu entwickeln, stellte dies jedoch bald wieder ein.
Höhepunkt (1985–1989)
Mit der Geburtsstunde der Magazine Micromanía und Microhobby im Jahr 1985 erhielten Videospiele steigende Popularität und der Rest der führenden Unternehmen der Ära nahmen ihre Aktivitäten auf: Opera Soft 1986; Topo Soft erschien 1987 mit Livingstone, I presume, gefolgt von Spirits. Danach arbeiteten die Programmierer für Erbe Software an Las tres luces de Glaurung, das auch unter dem Namen Conquestador vertrieben wurde.
Das frisch gegründete Unternehmen Zigurat erlebte seine Erfolge mit Sir Fred und El misterio del Nilo, dem inoffiziellen Spiel zum Film Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil, bei dem es Probleme gab, da einer der Charaktere Michael Douglas zu sehr ähnelte und die Programmierer diese Figur in Exportversionen zwangsweise abändern mussten.
Der erste nennenswerte Erfolg von Dinamic war die Johny Jones Trilogy und umfasste Saimazoom, Babaliba, und besonders Abu Simbel Profanation. Danach folgte die Trilogie Moves, Army Moves, Navy Moves und deutlich später veröffentlicht Arctic Moves umfasste. Es folgen Spiele, die sich an berühmten Sportlern anlehnten. Als erster stellte Dinamic mit Basket Master Fernando Martín dar und andere Firmen folgten dem Konzept und stellten Ángel Nieto, Carlos Sainz, Poli Díaz, Emilio Butragueño und weitere in Spielen dar.
Unterdessen veröffentlichte Opera Soft die Spiele Goody, Sol Negro, Cosa Nostra und La Abadía del Crimen, das auf Umberto Ecos Der Name der Rose basiert, einem der besten Spiele, die es für den ZX Spectrum gab.[1] Der letzte der großen Topo Soft veröffentlichte Spiele wie Mad Mix Game und Survivor.
Von Dinamic Software wurde das Textadventure Don Quijote so erfolgreich, dass sich eine darauf spezialisierte Abteilung des Unternehmens als Aventuras AD unabhängig ausgründete. Veröffentlicht wurden eine Reihe an Spielen wie El Jabato.
Abstieg (1989–1992)
Ende der 1980er Jahre kamen die 16-Bit-Maschinen, mit dem Commodore Amiga, dem Atari ST, der IBM PC in 16-Bit, gefolgt von Spielkonsolen wie Nintendo Entertainment System (NES) und der Sega Mega Drive. Die spanischen Unternehmen gaben keine großen Mühen sich damit zu beschäftigen und stiegen nie ernsthaft auf 16-Bit-Maschinen um. Sie verharrten auf dem absteigenden Marktsegment der 8-Bit-Rechner, der bereits in ganz Europa ausgestorben war und nur in Spanien noch Stärken aufwies, die im Wesentlichen vom dominierenden Großhändler Erbe Software aufrecht gehalten wurde, der versuchte der Softwarepiraterie Herr zu werden, indem er jedes Spiel für einen Verkaufspreis von 875 Peseten (= 5,26 Euro) anbot.
In diesem Moment bekamen die spanischen Computerspielhersteller ernsthafte finanzielle Probleme. Einer nach dem anderen brachte sein letztes Spiel heraus. Die einstigen Gründer von Topo Soft verließen das Unternehmen im Jahr 1989 um Animagic zu gründen. Dort entstand Mortadelo y Filemon II (Clever & Smart II). Der Start in schlechten Zeiten sorgte für ein baldiges Ende. Topo Soft veröffentlichte Lorna, Journey to the Center of the Earth und nicht zuletzt Gremlins 2 und erreichte damit als erster spanischer Computerspielhersteller, die exklusiven Markenrechte eines Hollywoodfilms für ganz Europa. Im Bewusstsein über die Bedeutung der 16-Bit-Technik wurde 1991 versucht auf diese mit er Entwicklung einer Benutzeroberfläche für MS-DOS umzusteigen. Das Projekt hatte keinen Erfolg und Topo Soft ging 1992 Bankrott.
Inzwischen hatte Opera Soft nach der Veröffentlichung von Gonzalezzz, Mot und Angel Nieto Pole 500 seine restlichen Unternehmen aufgelöst. Im letzten Geschäftsmonat des Unternehmens kamen noch La Colmena und ein Spiel anlässlich Barcelona 1992 auf den Markt. Einige wie Programmierer wie Gonzalo Suárez Girard wechselten später zu Pyro Studios (Pyro Mobile) und arbeiten an Spielen wie Commandos: Behind Enemy Lines (Commandos: Hinter feindlichen Linien).
Aventuras AD hatte paradoxerweise die größten Erfolge in der Zeit der Abstieges. Spiele wie The Ci-U-Than Legends Trilogy, die aus La diosa de Cozumel, Los templos sagrados und Chichén Itzá bestand und den Vorgänger der Adventures La aventura espacial, das eine Menüsteuerung bekam. Dennoch brachen die Verkaufszahlen ein und Aventuras AD hörte 1992 auf.
Zigurat und Dinamic waren die einzigen Unternehmen, die diese Ära überlebten. Sie mussten umstrukturieren und ihr bisheriges Geschäftsfeld verlassen. Nachdem der Markt für 8-Bit-Spiele zusammenbrach, begann Zigurat Arcade-Spiele für Spielautomaten zu produzieren. Dinamic Software hatte After the War, Narco Police und Risky Woods auf den Markt gebracht und ging Bankrott; wurde 1993 als Dinamic Multimedia neu gegründet und hatte mit Pc Futbol seinen Verkaufserfolg. 2001 erlag Dinamic Multimedia der Dotcom-Blase. Die Gründer hatten das Unternehmen 1999 verlassen und ihr Geld in FX Interactive gesteckt.
Weblinks
- La edad de oro del soft español
- Fernando Rodríguez, Años 1984/1991. La época dorada del soft español. (Memento vom 2. April 2003 im Internet Archive) auf msdox.com
- imsai8080, La edad de oro del soft español. auf imsai8080.wordpress.com
- jaimixx, La edad de oro del software español I: Dinamic auf geekets.com, 5. August 2008, abgerufen am 5. März 2010. Fortsetzung der Serie: II: Opera Soft, III: Topo soft, IV: Zigurat und V: Aventuras AD.
- Las compañias ESP auf amstrad.es
- Edad de oro del software español auf computeremuzone.com (spanisch)
- Bugaboo, un hito en la historia del software español
Einzelnachweise
- Spectrum 128 perfect ten games.