Gliechow
Gliechow, niedersorbisch Glichow , war ein Dorf in Brandenburg, das zwischen 1978 und 1979 dem Braunkohletagebau Schlabendorf-Süd weichen musste. Gliechow war zuletzt ein Ortsteil der ehemaligen Gemeinde Groß Jehser, eines heutigen Ortsteils der Stadt Calau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz.
Gliechow Glichow Stadt Calau | |
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Eingemeindung: | 1. Mai 1974 |
Eingemeindet nach: | Groß Jehser |
Pielenz-Mühle in Gliechow (1977) |
Lage
Gliechow lag in der Niederlausitz. Umliegende Ortschaften waren Zinnitz im Norden, Groß Jehser im Osten, Mallenchen im Südosten, Tugam im Süden, Fürstlich Drehna im Südwesten sowie die ebenfalls abgebaggerten Ortschaften Stiebsdorf im Westen und Pademack im Nordwesten. Von Gliechow aus führte eine Straße nach Crinitz und nach Calau.
Geschichte
Der Ort Gliechow wurde erstmals im 14. Jahrhundert mit dem Namen Glechow urkundlich erwähnt. Der Ortsname stammt aus dem Sorbischen und ist auf den Personennamen Glech bzw. Glich zurückzuführen, was auf einen ehemaligen Dorfbesitzer hinweist.[1] Dieser Name ist wiederum eine Kurzform des Namens Glědosław, was Ruhmesglanz bedeutet.
Laut der Topographisch-statistischen Übersicht des Regierungsbezirks Frankfurt a. d. O. aus dem Jahr 1844 hatte Gliecho in diesem Jahr 96 Einwohner in 16 Wohngebäuden. Zum Ort gehörten eine Wassermühle und eine Schäferei, eingepfarrt war Gliechow nach Groß Jehser.[2] 1867 hatte der Ort 128 Einwohner.[3]
Beim Wiener Kongress im Jahr 1815 wurden nach der Niederlage des Königreiches Sachsen Gebietsabtretungen an das Königreich Preußen beschlossen, die auch die Gemeinde Gliechow betrafen. Seitdem gehörte die Gemeinde zum neu gegründeten Landkreis Luckau im Regierungsbezirk Frankfurt in der preußischen Provinz Brandenburg. Am 1. Juli 1950 wurde das benachbarte Mallenchen nach Gliechow eingemeindet. Bei der DDR-Kreisreform am 25. Juli 1952 wurde der Landkreis Luckau in Kreis Luckau umbenannt und stark verkleinert, Gliechow wurde dabei in den Kreis Calau im Bezirk Cottbus umgegliedert. Am 1. Mai 1974 wurde Gliechow mit dem Ortsteil Mallenchen nach Groß Jehser eingemeindet.[4] Der Ort war Teil des Lausitzer Braunkohlereviers. 1975 begann der Aufschluss des Tagebaus Schlabendorf-Süd, für den Gliechow zum Abriss vorgesehen war. In den Jahren 1978 und 1979 wurde das Dorf devastiert, 120 Einwohner wurden in umliegende Orte umgesiedelt.[5] 1997 wurde auf der rekultivierten ehemaligen Ortslage Gliechows eine Schutzhütte aufgestellt.
Einwohnerentwicklung
Einwohnerentwicklung in Gliechow von 1875 bis 1971[6] | |||||||||||||
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Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner | ||||||
1875 | 105 | 1925 | 114 | 1946 | 155 | 1971 | 228 | ||||||
1890 | 132 | 1933 | 117 | 1950 | 338 | ||||||||
1910 | 98 | 1939 | 90 | 1964 | 244 |
Einzelnachweise
- Reinhard E. Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. be.bra Wissenschaft Verlag, Berlin-Brandenburg 2005, ISBN 978-3-937233-30-7, S. 63.
- Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Frankfurt a. d. O. 1844, S. 21 (bsb-muenchen.de).
- Statistisches Bureau der Königlichen Regierung zu Frankfurt a. O.: Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Verlag von Gustav Harnecker u. Co., Frankfurt a. d. O. 1867, Google Books, S. 24
- Gliechow im Geschichtlichen Ortsverzeichnis. Abgerufen am 8. Juli 2018.
- Gliechow im Archiv verschwundene Orte, abgerufen am 8. Juli 2018.
- Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Oberspreewald-Lausitz. (PDF; 331 kB) Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Dezember 2006, abgerufen am 8. Juli 2018.