Gisela von Poellnitz
Gisela von Poellnitz (* 12. Januar 1911 in Pasing; † 14. September 1939 in der Schweiz) war eine deutsche Journalistin und Widerstandskämpferin.
Leben
Gisela von Poellnitz soll bereits vor 1933 dem KJVD in Hamburg angehört haben und 1933 eine Zeitlang in Fuhlsbüttel inhaftiert gewesen sein.[1]
Mitte der 1930er Jahre arbeitete sie für United Press unter der Leitung von Gösta von Uexküll.
Gisela von Poellnitz gehörte bereits 1932/33 zum Gegner-Kreis[2] um Harro Schulze-Boysen. Sie schloss sich 1936/37 dem um ihn gescharten Kreis von Gegnern des NS-Regimes an und gehörte zu den „Aktivisten, denen es nicht genügte, in privaten Zusammenkünften über die braune Tyrannei zu lamentieren.“[3]
Im Reichsluftfahrtministerium (RLM) hatte sich der Sonderstab W des Generals der Flieger Helmuth Wilberg etabliert, der die faschistischen Hilfsaktionen für Francos Putschistenpartei lenkte. Vom RLM liefen geheime Fäden zu allen Franco-Putschisten, die gegen die Spanische Republik kämpften. Harro Schulze-Boysen sammelte alle Informationen, die er über den Sonderstab W erfahren konnte: Details über die deutschen Spanien-Transporte, über eingesetzte Offiziere und Truppen, über Unternehmen der deutschen Agenten. Da dieser Kreis an Gegnern des NS-Regimes zu dieser Zeit noch nicht über relevante Kontakte ins Ausland verfügte, bearbeitete er diese Fakten in einem Informationsbrief, den Gisela von Poellnitz in den Postkasten der Berliner sowjetischen Handelsvertretung warf. Da dieses Gebäude intensiv überwacht wurde, führte dies zur Verhaftung von Gisela von Poellnitz und auch von Harro Schulze-Boysen, da beide von der Gestapo verdächtigt wurden, Kontakt zu sowjetischen Stellen aufgenommen zu haben. Doch weder die Vernehmung noch die Haussuchung förderte belastende Informationen zutage. Heinrich Scheel erinnerte sich in diesem Zusammenhang an die Worte eines Gestapo-Kommissars: „Während des spanischen Bürgerkrieges haben wir Leute von uns als Spione in die Internationale Brigade geschickt. Schulze-Boysen hat ihre Namen gewußt und den Roten übermittelt. Unsere Leute sind daraufhin an die Wand gestellt worden.“
Gisela von Poellnitz wurde nach ihrer Verhaftung, erst nach einigen Monaten wieder freigelassen; sie hatte nichts verraten. Schulze-Boysen kam nach einem Verhör und einer Haussuchung mit einer Verwarnung durch seinen Arbeitgeber davon.
Gisela von Poellnitz war weitläufig verwandt mit Libertas Schulze-Boysen.
Gisela von Poellnitz erkrankte an Lungentuberkulose und wurde am 15. Juni 1939 von der Ärztin Elfriede Paul in ein Sanatorium in der Schweiz gebracht, in dem sie wenige Wochen später starb.[4]
Literatur
- Elfriede Paul: Ein Sprechzimmer der Roten Kapelle; Berlin 1981.
- Hans Coppi: Harro Schulze-Boysen – Wege in den Widerstand, Fölbach Verlag: Koblenz 1995, 2. Auflage, ISBN 3-923532-28-8.
- Hans Coppi, Geertje Andresen (Hrsg.): Dieser Tod paßt zu mir. Harro Schulze-Boysen – Grenzgänger im Widerstand; Briefe 1915–1942, Aufbau Taschenbuch Verlag: Berlin 2002, ISBN 3-7466-8093-X.
- Heinrich Scheel: Vor den Schranken des Reichskriegsgerichts – mein Weg in den Widerstand. Edition q: Berlin 1993, ISBN 3-86124-147-1.
- Silke Kettelhake: Erzähl allen, allen von mir! Droemer Knaur: München 2008. ISBN 342627437X (über Libertas Schulze-Boysen)
- Gert Rosiejka: Die Rote Kapelle. „Landesverrat“ als antifaschistischer Widerstand. ergebnisse-Verlag: Hamburg 1986, ISBN 3-925622-16-0.
Einzelnachweise
- Dieser Tod paßt zu mir. Harro Schulze-Boysen – Grenzgänger im Widerstand, Briefe 1915–1942, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-7466-8093-X.
- Gert Rosiejka: Die Rote Kapelle. „Landesverrat“ als antifaschistischer Widerstand. ergebnisse-Verlag: Hamburg 1986, ISBN 3-925622-16-0, Seite 34.
- Heinz Höhne: ptx ruft moskau. In: Der Spiegel. Nr. 25, 1968 (online).
- Hans Teubner: Exilland Schweiz, Seite 62.