Giorgio Avanti
Giorgio Avanti (mit bürgerlichem Namen Peter Georg Studer; * 4. Juli 1946 in Luzern) ist ein Schweizer Maler und Autor. Er wurde besonders durch seine Acrylgemälde, Kurzgeschichten und Gedichte bekannt.
Leben und Wirken
Peter Georg Studer wuchs in Luzern auf. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten Fribourg und Basel war er als Anwalt und Notar bei verschiedenen Arbeitgebern tätig. Von 1976 bis 1978 war er mit der Schweizer Künstlerin Marianne Eigenheer verheiratet.[1] Während dieser Zeit pflegte er freundschaftlichen Kontakt mit verschiedenen Künstlern, u. a. Meret Oppenheim, Rainer Kunz, Felix Brunner und Leni von Segesser. Unter deren Einfluss entstanden erste künstlerische Werke, abstrakte Kleinformate und Gedichte. Auf Anraten eines befreundeten Künstlers nahm Studer in dieser Zeit das Pseudonym Giorgio Avanti an. «Du bist der Avanti», habe der gesagt.[2] 1981 eröffnete Avanti in Zug eine eigene Anwaltskanzlei. Per 1. Januar 2020 ist er aus der Kanzlei ausgeschieden, bleibt ihr aber als Berater erhalten.[3]
Von 1992 bis 2004 war Avanti Vorstandsmitglied der Zuger Kunstgesellschaft. In dieser Zeit ermutigten ihn zahlreiche zeitgenössische Kuratoren und Künstler, seine künstlerischen Ambitionen voranzutreiben. Seit 1996 stellt Avanti seine Werke bei zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen schweiz- und europaweit aus.
Nach mehreren Ankäufen durch öffentliche und private Institutionen folgten Werk- und Buchaufträge von verschiedenen Auftraggebern. Die Inspiration zu seinen bildnerischen und dichterischen Motiven holte sich Avanti auf ausgedehnten Reisen in Europa, Nordafrika, Südostasien, den arabischen Staaten sowie bei regelmässigen Wanderungen im Engadin.
In seinem Atelier in Arogno im Tessin arbeitete Avanti zunächst abstrakt, aber seit den 1990er-Jahren widmete er sich vermehrt der Porträtmalerei und der Darstellung von Alltagssituationen und Tieren. Giorgio Avanti ist verheiratet und lebt in Walchwil am Zugersee, wo er auch sein Atelier hat.
Bildnerisches Schaffen
Seit 1985 widmete sich der Autodidakt Avanti in zunehmendem Mass der Malerei. In Anlehnung an seine damaligen Vorbilder Joan Miró, Paul Klee und Le Corbusier entstanden erste Acrylbilder und Collagen. Den vorwiegend kleinformatigen abstrakten Werken verlieh Avanti seinen persönlichen Stil durch das Hinzufügen lautmalerischer Wörter besonders aus dem Französischen oder Italienischen, symbolischer Zeichen oder Zahlen. Auch Eigennamen wie Lulu, Dodo oder Joseph erscheinen leitmotivisch auf den frühen Bildern. Ähnlich wie die Farben Orange und Türkis sind diese Motive bis in die jüngste Phase des bildnerischen Schaffens von Avanti zu finden.
Nach einer Phase monochromer Werke mit eingeritzten runenartigen Formen wandte sich Avanti anfangs der 2000er Jahre der figürlichen Malerei zu. Die Sujets (Stillleben, Frauenfiguren, Akte, Katzen, Engel, Clowns) sind als Ausdruck von Avantis Zuwendung zu seiner unmittelbaren Umgebung zu verstehen. Um 2005 entstand eine Serie von eher grossformatigen Stillleben mit Meeresfrüchten, Früchten, Blumen, Musikinstrumenten oder Kochutensilien. Signifikant für Avantis Gemälde wurden nun auch zwei- oder mehrfach übermalte Leinwände, auf denen Konturen, Pinselstriche oder Farben früherer Gemälde zu erkennen sind. Später wandte sich Avanti auch anderen Themen zu wie Mystischen Figuren, Reitern und Pferden, Folklore/Schwinger, Städten, Landschaften und Bergen.
2012 entstanden zwei Kurzfilme des Zuger Filmemachers und Kunstschaffenden Remo Hegglin: «Gespräch mit dem Künstler Giorgio Avanti» und «Cecilia en route», eine Hommage an die Opernsängerin Cecilia Bartoli nach einer Idee Avantis.[4] Zwischen 2012 und 2014 wurden Avantis Gemälde regelmässig bei Charity-Kunstauktionen der «Fondation Thorens» in Basel versteigert.[5]
Ab 2012 werden Avantis Werke von grossen Auktionshäusern angeboten wie von der Galerie Fischer in Luzern (bis 2014), Koller Auktionen in Zürich (2015), dem Auktionshaus Dobiaschofsky in Bern[6] oder vom Auktionshaus ASTE in St. Moritz. Seit 2018 ist Avanti Aktivmitglied bei Visarte Zentralschweiz sowie beim Innerschweizer Schriftstellerinnen- und Schriftstellerverein. Giorgio Avanti ist verheiratet mit der Germanistin Isabel Studer-Schmid.
Dichterisches Schaffen
Im Zusammenhang mit Buchaufträgen, die er unter anderem von der Ringier Print AG erhielt, wandte sich Giorgio Avanti vermehrt dem Verfassen von Erzählungen und Gedichten zu. 2004 veröffentlichte der Luzerner Verlag «ars pro toto» das gemeinsam mit dem Juristen Toni Gügler erarbeitete Werk «Die Stiftung gegen voreiligen Rechtsschutz oder Seitenmoränen eines Zivilprozesses: Ein Schriftwechsel».[7]
Auch die beiden Erzählbände «Jakobstage» und «Jakobs Muscheln» erschienen 2008 bzw. 2009 im Verlag «ars pro toto». Weitere Buchpublikationen waren 2013 «Milano Centrale», 2017 «Bourgeoiserien», 2018 «Jenesland, Gedichte von unterwegs» und 2020 erschien «Damenwahl».
Einzelausstellungen (Auswahl)
- 2021 Lumière du Silence, Galerie Müller, Luzern[8]
- 2020 l’heure bleue, Galerie Müller, Luzern[9]
- 2019 Avanti!, eine Retrospektive, Kornschütte, Luzern[10][11]
- 2018 Zwischenträume, Galerie Müller, Luzern
- 2016 le plat du jour – Eine Bilderreise, Altstadthalle, Zug
- 2015 Ganz See, ganz Mittag, ganz Zeit ohne Ziel – Bilder aus dem Engadin, Galerie Müller, Luzern
- 2014 anderland, Kunst und KulturZentrum, Littau
- 2013 Paris c’est toi, Kulturzentrum Braui, Hochdorf
- 2012 ricordi, Altstadthalle, Zug
- 2011/10 Galerie Müller, Luzern[12]
- 2009 Altstadthalle, Zug
- 2008 Eröffnungsausstellung, Galerie B•K, St. Gallen
- 2007 Restaurant und Kulturzentrum Braui, Hochdorf
- 2005 Galerie DAS DING, Luzern
- 2004 IHAGalerie, Hergiswil
- 2003 Galerie Sanitas, Kilchberg ZH
- 2002 Glashof, Zug
- 2001 Hotel Giardino, Ascona
- 2000 Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zug
- 1999 Leupi’s Art Place, Zofingen und Ascona
- 1998 Galerie an der Gerbegass, Sempach
- 1997 KPMGFides, Luzern
- 1996 Galerie an der Gerbegass, Sempach
- 1994 Realisierung eines Wandbildprojekts, Luzern
- 1993 Bildungshaus Bremgarten
Dazu kamen praktisch jährlich zahlreiche Gruppenausstellungen mit verschiedenen Künstlern.
Publikationen
- 2020 Damenwahl, Bucherverlag, Hohenems, ISBN 978-3-99018-531-5[13]
- 2018 Jenesland – Gedichte von unterwegs, Bucherverlag, Hohenems ISBN 978-3-99018-465-3[14]
- 2017 Bourgeoiserien, Kurzgeschichten mit Illustrationen, Bucherverlag, Hohenems ISBN 978-3-99018-395-3.
- 2013 Milano Centrale, Bilder und Sätze, Edition BAES, Zirl, ISBN 978-3-9503559-2-5
- 2009 Jakobs Muscheln, ars pro toto, Luzern, ISBN 978-3-033-01886-0.
- 2008 Jakobstage, ars pro toto, Luzern, ISBN 978-39523089-5-0.
- 2004 Die Stiftung gegen voreiligen Rechtsschutz oder Seitenmoränen eines Zivilprozesses. Ein Schriftwechsel mit Toni Gügler, ars pro toto, Luzern, ISBN 3-9522436-6-3.
- 2004 Advent(ures), illustriert und begleitet von 40 kleinformatigen Acrylbildern, Ringier Print, Zofingen.
- 1999 Ein Portier packt aus, illustriert und begleitet von 40 kleinformatigen Acrylbildern, Ringier Print, Zofingen.
Seit 2011 erscheinen jährliche umfangreiche Werkkataloge[15]
Literatur
Weblinks
- Avanti, Giorgio. In: Sikart
- Giorgio Avanti In: Artnet
- Publikationen von und über Giorgio Avanti im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Giorgio Avanti im Metakatalog der Schweizer Hochschulbibliotheken und der Schweizerischen Nationalbibliothek Swissbib
- Urs Heinz Aerni: Interview in Die Mitteländische Zeitung
- Neve Regli: Giorgio Avanti im Gespräch
- Remo Hegglin im Gespräch mit Giorgio Avanti
- Webauftritt Giorgio Avanti
- Kleoi.com
Einzelnachweise
- Arteandrea.ch
- Susanne Holz: In der Galerie Müller in Luzern schlägt in der aktuellen Ausstellung die blaue Stunde der Berge Luzerner Zeitung, 28. Juli 2020
- Webseite Studer&Aepli
- Kurzfilm von Remo Hegglin: Cecilia en route
- Fondation-thorens.com<
- Los 265 Eiger, Mönch und Jungfrau
- Guy André Mayor auf Giorgio Avanti.ch
- Giorgio Avanti
- Galerie Müller, Ausstellung 2020
- Kulturmagazin 041
- Giulia Bernardi: Die Fantasie, die Farbe verleiht: Der Maler Giorgio Avanti stellt in Luzern aus, Luzerner Zeitung, 18. Oktober 2019
- Laudatio von Geneviève F. Cattin
- Urs Heinz Aerni: Interview in Berglink.de
- bucherverlag.com
- Werkkatalog 2020
- Mundus – Das Kunstmagazin aus München