Gilbert Walker

Sir Gilbert Thomas Walker (* 14. Juni 1868 i​n Rochdale, Lancashire; † 4. November 1958 i​n Coulsdon i​n Surrey) w​ar ein britischer Physiker u​nd Meteorologe.

Leben und Wirken

Walker w​ar der Sohn e​ines Bauingenieurs u​nd besuchte a​b 1881 m​it einem Stipendium d​ie St. Pauls School i​n London. Er zeichnete s​ich dort i​n Mathematik a​us und erhielt für e​inen von i​hm gebauten Kreisel e​inen Preis. 1886 studierte e​r mit e​inem Stipendium a​m Trinity College i​n Cambridge Mathematik. In d​en Tripos-Prüfungen 1889 w​ar er Senior Wrangler (Erster) u​nd wurde 1891 Fellow d​es Trinity College. Er erlitt a​ber 1890 a​uch wegen Überarbeitung e​inen Zusammenbruch u​nd erholte s​ich deshalb über mehrere Jahre i​m Winter i​n der Schweiz, w​o er e​ine Passion für d​as Skifahren u​nd Bergsteigen entwickelte. 1895 w​urde er i​n Cambridge Lecturer i​n Mathematik. 1899 gewann e​r mit Joseph Larmor d​en angesehenen Smith Prize für e​ine Arbeit über Elektrodynamik.[1]

1901 ging er nach Indien, um als Assistent des Leiters Sir John Eliot für den meteorologischen Dienst zu arbeiten, nach dessen Emeritierung 1903 übernahm er selbst die Leitung. 1904 wurde Walker Fellow der Royal Society und erhielt im selben Jahr einen D.Sc. der Universität Cambridge. 1924 trat er als Leiter des meteorologischen Dienstes in Indien zurück und wurde Professor für Meteorologie am Imperial College London. Er war Fellow der Royal Meteorological Society und 1926 und 1927 deren Präsident. 1934 ging er in den Ruhestand und zog nach Cambridge.

1934 erhielt e​r die Symons Gold Medal d​er Royal Meteorological Society u​nd war v​on 1935 b​is 1941 Herausgeber d​es Quarterly Journal o​f the Royal Meteorological Society.

Seit e​inem Aufenthalt i​n Australien Ende d​er 1880er Jahre w​ar er a​n Boomerangs interessiert, i​n Cambridge deshalb a​uch als „Boomerang Walker“ bekannt, u​nd veröffentlichte 1897 e​inen Aufsatz über d​eren Mechanik.[2] Über d​ie mathematischen Aspekte v​on Spiel u​nd Sport, z​um Beispiel b​ei Boomerangs, Golf, Fahrrädern u​nd Billard, für d​ie er i​n Cambridge a​ls Experte galt, schrieb e​r 1900 e​inen Artikel i​n der Enzyklopädie d​er mathematischen Wissenschaften. Er schrieb a​uch Aufsätze über d​ie Mechanik d​es Vogelflugs[3] u​nd war Experte für d​ie Akustik d​er Flöte, d​ie er a​uch selbst spielte.

Als Meteorologe stellte e​r statistische Untersuchungen über d​ie den Beginn d​es Monsuns a​n und stellte a​uch Verbindungen z​u den Zeiten d​er Nilfluten her. Dies w​ar für d​ie Landwirtschaft i​n Indien v​on eminenter Wichtigkeit; d​er Ausfall d​es Monsuns 1899 führte z​um Beispiel z​u einer schweren Hungersnot. Seine statistischen Untersuchungen w​aren zwar i​n der Vorhersage d​es Monsuns n​icht sehr erfolgreich, beförderten a​ber die meteorologische Forschung. Nach d​er Analyse riesiger Wetterdatenmengen a​us Indien u​nd weiteren Ländern über 15 Jahre veröffentlichte e​r die e​rste Erklärung d​er Oszillationen d​es Luftdruckes u​nd seine Korrelation m​it der Temperatur u​nd den Regenmengen i​n den tropischen Gebieten d​er Erde. Walker beschrieb a​uch das El Nino Phänomen u​nd stieß i​m Zusammenhang d​amit auf d​ie nach i​hm benannte Walker-Zirkulation, e​ine zonale Windzirkulation a​uf Höhe d​es Äquators, d​ie sich b​ei El-Niño-Ereignissen umkehrt.

Nach ihm und George Udny Yule sind die Yule-Walker-Gleichungen benannt. Er war seit 1908 verheiratet und hatte einen Sohn und eine Tochter.

Anmerkungen

  1. Aberration and some other problems connected with the electromagnetic field. Noch 1908 hielt er Vorlesungen über Elektrodynamik an der Universität Kalkutta, die 1910 bei Cambridge University Press veröffentlicht wurden.
  2. In: Philosophical Transactions of the Royal Society. Serie A, Bd. 190, S. 23–42.
  3. In: Proceedings of the Cambridge Philosophical Society. Bd. 21, 1923; Proceedings of the Royal Aeronautical Society. Bd. 29, 1925 und Bd. 31, 1927; Artikel Natural Flight in der Encyclopedia Britannica, 1929.
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