Gewoba
Die Gewoba, Eigenschreibweise GEWOBA ist ein deutsches Wohnungsunternehmen mit Hauptsitz am Rembertiring in Bremen. Sie ist ein Immobilien-Dienstleister sowie ein Sanierungs- und Entwicklungsträger mit Niederlassungen in Bremen, Bremerhaven, und Oldenburg.
Gewoba | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1924 |
Sitz | Bremen |
Leitung | Peter Stubbe, (Vorstandsvorsitzender) |
Mitarbeiterzahl | 517 |
Umsatz | 282 Mio. Euro |
Website | www.gewoba.de |
Stand: 2020 |
Das Unternehmen
Die Gewoba ist eine Aktiengesellschaft. Sie beschäftigt 517 Mitarbeiter und besitzt über 42.000 Mietwohnungen (davon rund 8500 in Bremerhaven und 1300 in Oldenburg) und verwaltet weitere 15.000 Wohnungen. Bei Bilanzsumme von 1.449,00 Mio. Euro (31.12.2020) erwirtschaftete das Unternehmen einen Jahresüberschuss von 29,9 Mio. Euro. Der Bilanzgewinn in Höhe von 15,75 Millionen Euro wurde an die Anteilseigner ausgeschüttet. Die Gewoba hat ein Aktienkapital von 87,5 Mio. Euro.
Aktuell investiert die Gewoba in Mietwohnungs-Neubauprojekte in der Überseestadt, in der Gartenstadt Werdersee, an weiteren citynahen Standorten und realisiert Ergänzungsbauten in bestehenden Quartieren.
Aktionäre
Die Aktionäre der Gewoba sind
- die Stadtgemeinde Bremen, mittelbar über die Hanseatische Wohnungs-Beteiligungs-Gesellschaft (75,10 %)
- Sparkasse Bremen (21,73 %)
- Weser-Elbe-Sparkasse (3,17 %).[1]
Beteiligungen
2008 hatte das Unternehmen unterschiedlich hohe Beteiligungen an 15 Wohnungs-, Grundstücks-, Entwicklungs- und Projektgesellschaften mit einem Volumen von rund 10 Mio. Euro Gesellschaftskapital.
Leitung
Die Unternehmensführung besteht aus dem Vorstand (Peter Stubbe und Anja Passlack) und dem Aufsichtsrat.
Geschichte
1919–1945
Nach dem Ersten Weltkrieg nahm die städtische Bevölkerung auch in Bremen rasant zu. Zur Behebung der Wohnungsnot wurden Siedlungs- und Wohnungsgesellschaften gegründet, u. a. die Bauhütte Hansa. Die Gewerkschaften bemühten sich ebenfalls in allen Lebensbereichen für die Arbeiter Einrichtungen zu schaffen. Um das Wohnen auch für breite Schichten zu erträglichen Mieten besser zu ermöglichen, wurde 1924 eine Gemeinnützige Wohnungsbaugemeinschaft durch die Gewerkschaft für Bremen als Verein gegründet. Der Vereinssitz war zuerst im SPD-Parteibüro am Geeren Nr. 6 in Bremen-Mitte, dann das Volkshaus an der damaligen Nordstraße.
Zwischen 1924 und 1933 wurden eine Reihe von Wohn- und Miethäusern, zunächst in Walle und Gröpelingen, dann auch u. a. in der Neustadt sowie in Bremen-Nord gebaut.
1935 entstand der Name Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Bremen mbH (GEWOBA); sie führte Kleinsiedlungs-Bauten in diversen Stadtteilen durch und im Zweiten Weltkrieg wurden auch Behelfsheime errichtet.
Nach 1945
Ab 1946 war die Gewoba wieder tätig und nach einem Rechtsstreit erhielt die Gewerkschaft nach 1949 die Hälfte der Anteile am Unternehmen. Zwischenzeitlich war sie Teil der bremischen Hanseatischen Wohnungs- und Treuhandgesellschaft.
Die Neue Heimat Hamburg (NHH) war vor 1933 ebenfalls ein Gewerkschaftsunternehmen. Nach dem Krieg wurde die NHH von der britischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und 1952 dem DGB übergeben. Während sich die Gewoba auf die Instandsetzung und einen ersten Wohnungsneubau in Bremen beschränkte, war die NHH auf den Raum Hamburg orientiert.
1953 übernahm die NHH unter ihrem ersten Vorsitzenden Heinrich Plett den 53 %-Anteil der Gewoba von der Gewerkschaft. Die NHH expandierte durch den Kauf weiterer Wohnungsbaugesellschaften. 1954 unterstellte der DGB alle eigenen Wohnungsunternehmen der NHH. Gewoba-Chef Albert Götze schied 1954 aus und Herbert Ritze aus Hamburg leitete die NHH-Tochter in Bremen. Die NHH hatte nunmehr über 100.000 Wohnungen und wurde zum überregionalen Konzern Neue Heimat.
Das Bremerhavener gewerkschaftliche Wohnungsunternehmen GEWOG kam nun über den Umweg der Neue Heimat 1956 an die Konzern-Tochter Gewoba.
In Bremen gab es eine enge Zusammenarbeit von Politik, Gewerkschaft und Gewoba. Richard Boljahn war bis 1969 zugleich Fraktionsvorsitzender der SPD-Bürgerschaftsfraktion, DGB-Vorsitzender in Bremen und Aufsichtsratsvorsitzender der Gewoba. 1977 schied Boljahn als Mitglied des Aufsichtsrates aus. Andere Kommunalpolitiker und Senatoren unterstützten das Gewerkschaftsunternehmen, das große Beiträge zu Linderung der Wohnungsnot geleistet hatte.
Es wurden Wohnsiedlungen und Großwohnsiedlungen u. a. im Bremer Westen (um 1955), Gartenstadt Vahr (um 1956), Neue Vahr (um 1957), Gartenstadt Süd (um 1957) Grünhöfe in Bremerhaven (um 1958), Huchting (um 1960) und Leherheide in Bremerhaven (ab 1960) realisiert.
Seit 1971 tummelte sich die Neue Heimat – und somit auch die Gewoba – in dem wachsenden Bereich der Städtebauförderung. Großprojekte wie Krankenhäuser (in Bremen Links der Weser), Verwaltungsgebäude (in Bremen am Rembertiring) und Einkaufszentren entstanden. Beteiligungen an Baugesellschaften wurden vorgenommen, der Bau von Eigenheimen betrieben (z. B. in Habenhausen), Auslandsgeschäfte eingeleitet.
1982 erschien ein Bericht im Nachrichtenmagazin Der Spiegel, in dem aufgedeckt wurde, dass sich mehrere Vorstandsmitglieder der Neuen Heimat unter der Führung von Albert Vietor bereichert hatten. Eine Woche später entließ der Aufsichtsrat unter dem DGB-Vorsitzenden Heinz Oskar Vetter die Beschuldigten. In den weiteren Untersuchungen stellte sich eine erhebliche Verschuldung des Konzerns heraus. 1986 wurde eine Auffanggesellschaft gegründet. Die Regionalgesellschaften der Neuen Heimat – so auch die Gewoba – wurden mit staatlicher Hilfe wieder eigenständig.
1989 wurde das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz aufgehoben. Die Gewoba gilt seitdem wie alle anderen vergleichbaren Wohnungsunternehmen nicht mehr als gemeinnützig. 1997 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Zum 75-jährigen Jubiläum errichtete die Firma 1999 in der Nähe der Universität das neue, verkehrsberuhigte Wohnviertel Am Hollergrund mit Studentenwohnheim, Miet- und Eigentumswohnungen. Auch im angrenzenden neuen Stadtteil Borgfeld-West entstanden zahlreiche Einfamilien- und Reihenhäuser.
Jahrtausendwende bis heute
Beim Stadtumbaukonzept in Bremen-Tenever kaufte die Gewoba ab 2004 teilweise auch Immobilien auf. Ein Teil wurde abgerissen, vom ehemaligen Demonstrativbauvorhaben blieben circa 65 Prozent der Wohnungen erhalten und sie wurden saniert. Das Quartier wurde städtebaulich und sozial neu strukturiert und aufgewertet.
Einige größere Verkaufsvorhaben der Gewoba scheiterten am politischen Widerstand der Bürgerschaft. Ein Bürgerantrag erhielt über 24.000 Unterschriften.
Die Gewoba baute 2004 eines der ersten Passivwohnhäuser in Bremen. Zudem wurden Wohnhäuser saniert und in Niedrigenergiehäuser umgewandelt. Mit dem seriellen Wohnwürfel Bremer Punkt erhielt die Gewoba ab 2018 Nominierungen und Preise für innovatives Bauen.
Seit dem Beginn einer Neubautätigkeit hat die Gewoba von 2012 bis 2020 rund 1500 Wohnungen in Bremen fertiggestellt. Zusammen mit Partnern setzt die sie in Projektgesellschaften stadtentwicklungspolitische Schwerpunkte u. a. in der Überseestadt.
In der Gartenstadt Werdersee in Bremen entsteht seit 2020 ein größeres Wohngebiet mit Gewerbeangeboten, das die Gewoba zusammen mit der Projektgesellschaft Gartenstadt Werdersee (PGW) entwickelte.
Bekannte Bauwerke
- Aalto Hochhaus: Das vom finnischen Architekten Alvar Aalto entworfene Wohnhochhaus mit 22. Etagen prägt seit sechs Jahrzehnten die Verkehrsachse Richard-Boljahn-Allee durch die Vahr.
- Gewoba-Bürohaus von 1971 nach Plänen von Martin Zill am Rembertiring gebaut; 43 m hoch, 2021 energetisch saniert
- Die Neue Vahr: von 1957 bis 1961; städtebauliche Planung von Ernst May, Wohnsiedlung mit rd. 10.000 Wohneinheiten
- Wiener Hof im Bremer Ostertorviertel als Jugendstilensemble
- Häuserzeilen Friedrich-Ebert-Straße zwischen Flughafen und Innenstadt
Literatur
- Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. 2., aktualisierte, überarbeitete und erweiterte Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.
Weblinks
- Website der Gewoba
- „Das Umfeld muss passen“ Peter Stubbe im Interview mit Gareth Joswig, In: www.taz.de, 5. Juni 2018
Einzelnachweise
- Unternehmensstruktur | GEWOBA. Abgerufen am 5. März 2021.