Georg R. Schroubek

Georg R. Schroubek (* 11. Juli 1922 i​n Prag; † 6. April 2008 i​n Lindau (Bodensee)) w​ar ein deutscher Volkskundler.

Leben

Schroubek wuchs in Prag auf und machte dort 1940 Abitur. Nach Soldatenzeit und sowjetischer Gefangenschaft absolvierte er in München eine Lehre zum Buchhändler und war publizistisch tätig. 1950 gründete er unter anderem die heute noch bestehenden „Prager Nachrichten“. 1963 übernahm er eine Assistenzstelle des neugegründeten Instituts für Deutsche und Vergleichende Volkskunde an der Ludwig-Maximilians-Universität München, promovierte 1967 im Fach Volkskunde zum religiösen Phänomen „Wallfahrt und Heimatverlust“ und arbeitete bis zu seiner Pensionierung 1984 als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Leopold Kretzenbacher. Er befasste sich als Hochschullehrer hauptsächlich mit Forschungen zu Volksfrömmigkeit[1] und nationalen Vorurteilen[2] im Raum des östlichen Mitteleuropa.

Verheiratet w​ar er m​it Barbara Schroubek, geb. Brendler (1919–2009), Lektorin u​nd Lyrikerin.

Stiftung „Sonderfonds Östliches Europa“

2007 richtete Schroubek mit seiner Frau den „Sonderfonds Östliches Europa – Erkundungen und Annäherungen“ ein. Sein Ziel ist, „die Beschäftigung mit den Völkern und Kulturen des östlichen Europa zu fördern und insbesondere das Wissen über die kulturellen Beziehungen zwischen dieser Region und dem deutschen Sprachraum zu erweitern“.[3] Der Sonderfonds lobt hierzu einen jährlichen Preis aus, der in den Kategorien Nachwuchs-, Dissertations- und Publikationspreis verliehen wird.

Die bisherigen Preisträger sind:

  • 2009 (Dissertationspreis): Dr. Marketa Spiritova für ihre Dissertation Alltag am Rande des Dissens: Strategien der Alltagsbewältigung tschechischer Intellektueller zur Zeit der ‚Normalisierung‘ (1968-1989) .[4]

Laudator a​m 24. April 2009 w​ar Dr. Oldřich Tůma, Direktor d​es Instituts für Zeitgeschichte d​er Akademie d​er Wissenschaften d​er Tschechischen Republik i​n Prag.

  • 2010 (Nachwuchspreis): Sylvia Matzke für ihre kunsthistorische Magisterarbeit Inszenierungen des Körpers in der polnischen Fotografie der 1990er Jahre.[5]

Schriften

  • Bibliographie der seit Kriegsende erschienenen deutschsprachigen Rilkeliteratur . München 1950.
  • Wallfahrt und Heimatverlust. Ein Beitrag zur religiösen Volkskunde der Gegenwart. Marburg 1968.
  • Regionale Kulturanalyse. Protokollmitschrift einer wissenschaftlichen Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde vom 8. – 11. Okt. 1978 in München. (Hrsg. zusammen mit Helge Gerndt). München 1979.
  • Studien zur böhmischen Volkskunde (Hrsg. und eingel. von Petr Lozoviuk). Münster; New York, NY; München; Berlin 2008.

Literatur

  • Helge Gerndt: … an der Korrektur nationaler Präjudize mitzuwirken. Zu Georg R. Schroubeks 70. Geburtstag. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde. München 1992.
  • Helge Gerndt, Hrsg.: Stereotypvorstellungen im Alltagsleben : Beiträge zum Themenkreis Fremdbilder – Selbstbilder – Identität; Festschrift für Georg R. Schroubek zum 65. Geburtstag / Münchner Vereinigung für Volkskunde. München 1988.

Einzelnachweise

  1. Vgl. etwa Georg R. Schroubek: Zur Tradierung und Diffusion einer europäischen Aberglaubensvorstellung. In: Rainer Erb, Michael Schmidt (Hrsg.): Antisemitismus und jüdische Geschichte. Studien zu Ehren von Herbert A. Strauss. Wissenschaftlicher Autorenverlag, Berlin 1987, ISBN 3-88840-248-4, S. 17–24.
  2. Vgl. etwa Georg R. Schroubek: Der „Ritualmord“ von Polná – Traditioneller und moderner Wahnglaube. In: Rainer Erb, Michael Schmidt (Hrsg.): Antisemitismus und jüdische Geschichte. Studien zu Ehren von Herbert A. Strauss. Wissenschaftlicher Autorenverlag, Berlin 1987, ISBN 3-88840-248-4, S. 149–171.
  3. Website zum Georg R. Schroubek Preis vom Fachbereich Volkskunde der LMU München
  4. "Nachwuchswissenschaftlerin der Universität Regensburg ausgezeichnet" Pressemitteilung der Universität Regensburg vom 12. Mai 2009
  5. Marburger Kunsthistorikerin ausgezeichnet Nachricht der Universität Marburg (vom 1. Juni 2010)
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