Georg Maas (Musikpädagoge)
Georg Maas (* 24. April 1958 in Duisburg) ist ein deutscher Musikpädagoge und Professor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Leben
Georg Maas wuchs in Dortmund auf und legte 1977 sein Abitur am Phoenix-Gymnasium Dortmund ab. Musikalisch prägend in dieser Zeit waren sein Musikunterricht (Brigitte Spieker) und sein Violinunterricht bei Georg Baynov und Günter Marx. Nach dem Zivildienst (Leitung einer kirchlichen Medienstelle mit angeschlossenem Filmclub) absolvierte er ein Lehramtsstudium mit den Fächern Musik (Hochschule für Musik Detmold) und Deutsch (Universität Paderborn). Nach dem Ersten Staatsexamen für die Lehrämter Sekundarstufe II und I wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter für Musik und ihre Didaktik an der Universität Paderborn, wo er 1988 zum Dr. phil. promoviert wurde (Betreuer: Gerhard Tulodziecki). Es schloss sich eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent an. Nach der Habilitation 1994 erfolgte die Ernennung zum Privatdozenten und Oberassistenten. 1995 wurde Georg Maas auf den Lehrstuhl für Musikpädagogik/Musikdidaktik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, dem ältesten seiner Art in Deutschland, berufen.
Wirken
Zunächst lag der Arbeitsschwerpunkt von Georg Maas in der Didaktik populärer Musik. Von 1990 bis 1996 war er Vorstandsmitglied im Arbeitskreis Studium Populärer Musik (ASPM).
Im Bereich der empirischen Unterrichtsforschung entstand seine erziehungswissenschaftliche Dissertation zur handlungsorientierten Begriffsbildung im Musikunterricht (Mainz 1989)[1]. Betreut wurde die Arbeit von Gerhard Tulodziecki. Georg Maas war Mitherausgeber des Jahrbuchs Musikpädagogische Forschungsberichte (1991–2004 zusammen mit Heiner Gembris und Rudolf-Dieter Kraemer) und Vorstandsmitglied im Arbeitskreis Musikpädagogische Forschung (AMPF) 1990–1995 und 2002–2004.
Nachhaltig prägend erwiesen sich seine Beiträge zur Symbiose von Film und Musik in Filmmusik und Musikfilm und deren Thematisierung im Musikunterricht. Neben zahlreichen Aufsätzen und Büchern, Vorträgen und Lehrerfortbildungen zum Thema fand vor allem sein Themenheft zur Filmmusik große Verbreitung. So wurde es 2012 in einer erweiterten und aktualisierten Neuausgabe mit einem Medienpaket herausgebracht.
Zur Beschreibung der Funktionen von Musik im Film entwickelte Maas ein strukturalistisches Modell das davon ausgeht, dass Filmmusik gleichzeitig auf mehreren Ebenen wirken kann. Er unterscheidet dabei:
I. Tektonische Funktionen (Musik als Baustein zur äußeren Gestalt des Films; großstruktureller Bezug)
II. Syntaktische Funktionen (Musik als Element der Erzählstruktur; formaler Bezug)
III. Semantische Funktionen (Musik als Element der inhaltlichen Gestaltung; inhaltlicher Bezug)
- a) konnotativ
- b) denotativ
- c) reflexiv
IV. Mediatisierende Funktionen (Musik als Mittler zwischen Film und Publikum)[2]
Die Systematik versteht sich als „Versuch, eine Hilfe bzw. ein Instrument für die Untersuchung filmmusikalischer Funktionen bereitzustellen“.[3] Georg Maas war von Anbeginn beteiligt an den Filmmusiktagen Sachsen-Anhalt.
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit Georg Maas’ liegt in der Entwicklung neuer Schulbücher. Georg Maas gibt zusammen mit Ines Mainz (Hochschule für Musik und Theater Leipzig) das in den Ost-Bundesländern weitverbreitete Schulbuch „Dreiklang“ heraus, das im Verlag Volk und Wissen (Cornelsen) erscheint und auch in sorbischer Übersetzung („Trojozynk“) verlegt wird.
2003–2006 war Georg Maas Fachbereichsdekan und Großdekan der Philosophischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 2014–2018 hatte er das Amt des Dekans der Philosophischen Fakultät II inne. Seit September 2018 ist er Senator im Akademischen Senat der Universität. Ab 1. September 2019 übernimmt Maas für eine Amtszeit von vier Jahren die Leitung des Zentrums für Lehrerbildung (ZLB) an der Universität Halle.[4]
Publikationen (Auswahl)
- Pop/Rock im Musikunterricht. Schott, Mainz 1988 (mit W. Schmidt-Brunner), ISBN 3-7957-2651-4.
- Handlungsorientierte Begriffsbildung im Musikunterricht. Schott, Mainz 1989, ISBN 3-7957-1749-3.
- Musikpädagogische Forschungsberichte 1991–2004. Wißner, Augsburg 1992–2004 (Herausgabe mit H. Gembris, R.-D. Kraemer).
- Musik und Film – Filmmusik. Informationen und Modelle für die Unterrichtspraxis. Schott, Mainz 1994 (mit A. Schudack), ISBN 3-7957-0245-3.
- Musiklernen und Neue (Unterrichts-)Technologien. Die blaue eule, Essen 1995 (Tagungsbericht), ISBN 3-89206-680-9.
- Popularmusik und Musikpädagogik in der DDR. Forschung – Lehre – Wertung. Wißner, Augsburg 1997 (Tagungsbericht mit H. Reszel), ISBN 3-89639-071-6.
- Thema Musik: Filmmusik. Klett, Stuttgart 2001. Erweiterte und aktualisierte Neuauflage: ebd. 2012 (mit Medienpaket: DVD, 2 CDs), ISBN 978-3-12-178956-6.
- Applaus: Filmmusik. Klett, Stuttgart 2002 (Noten mit J. Arndt, H. Reszel), ISBN 3-12-177890-0.
- Der Musikfilm. Ein Handbuch für die pädagogische Praxis. Schott, Mainz 2008 (mit A. Schudack), ISBN 978-3-7957-0597-8.
- Songs Unlimited. Klett/Schott: Stuttgart/Mainz 2008 (Songbook mit J. Arndt, H. Reszel), ISBN 978-3-12-182911-8.
- Robert Schumann für die Jugend. Schott, Mainz 2008 (Tagungsbericht mit C. Rora, Chr. Wallbaum), ISBN 978-3-7957-0180-2.
- Dreiklang 5/6, 7/8, 9/10, Sekundarstufe II. Volk und Wissen/Cornelsen, Berlin 2009, 2011, 2013, 2016 (Schulbuch herausgegeben mit I. Mainz).
- Trojozynk – Hudzba 5/6, 7/8, 9/10. Domowina, Bautzen 2010, 2012, 2014 (sorbische Übersetzung von Dreiklang).
- Musikunterricht heute 8: Zwischen Rockklassikern und Eintagsfliegen – 50 Jahre Populäre Musik in der Schule. Lugert, Handorf 2010 (Tagungsbericht mit J. Terhag), ISBN 978-3-89760-367-7.
Weblinks
- Literatur von und über Georg Maas im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webseite der Universität Halle, abgerufen am 19. September 2013.
- Webseite der Filmmusiktage Sachsen-Anhalt, abgerufen am 19. September 2013.
- Maas im Forschungsportal Sachsen-Anhalt
Einzelnachweise
- G.Tulodziecki, S.Grafe, B.Herzig: Gestaltungsorientierte Bildungsforschung und Didaktik. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. 2013, S. 116–126.
- Maas in Maas & Schudack 1994, S. 35ff.
- Maas in Maas & Schudack 1994, S. 39.
- Campus Halensis (abgerufen am 5. Juli 2019)