Gerhard Tulodziecki
Gerhard Tulodziecki (* 5. Januar 1941 in Bochum) ist emeritierter Professor für Allgemeine Didaktik und Medienpädagogik an der Universität Paderborn.
Wirken
Gerhard Tulodziecki entwickelte – nach verschiedenen Arbeiten zur Mediendidaktik – ab 1985 das Konzept einer handlungs- und entwicklungsorientierten Medienpädagogik für die Schule. Er hat damit die Entwicklung des Orientierungsrahmens Medienerziehung in der Schule der Bund-Länder-Kommission von 1995 wesentlich beeinflusst. Seine Zieldefinition für die Medienkompetenzförderung und seine Differenzierung der Medienerziehung bzw. der Medienbildung nach fünf Aufgabenbereichen fanden Eingang in die Konzepte zur Medienerziehung bzw. Medienbildung mehrerer Bundesländer. Unter Medienkompetenz als Zielvorstellung für Medienerziehung bzw. Medienbildung versteht Tulodziecki – zunächst auf einer allgemeinen Ebene – die „Fähigkeit und Bereitschaft zu einem sachgerechten, selbst bestimmten, kreativen und sozial verantwortlichen Handeln in einer von Medien mitgestalteten Welt“.[1] Dieses allgemeine Verständnis verbindet er mit fünf Aufgabenbereichen[2]:
- Auswählen und Nutzen von Medienangeboten (unter Beachtung von Handlungsalternativen)
- Eigenes Gestalten und Verbreiten von Medienbeiträgen
- Verstehen und Bewerten von Medienbotschaften bzw. Mediengestaltungen
- Erkennen und Aufarbeiten von Medieneinflüssen
- Durchschauen und Beurteilen von Bedingungen der Medienproduktion und Medienverbreitung (einschließlich Einflussnahme).
Außerdem hat Tulodziecki seit 1987 das Konzept einer handlungs- und entwicklungsorientierten Didaktik ausgearbeitet. In seinem Handlungsmodell wird Lernen – ausgehend von der Lebenssituation und der Bedürfnislage von Kindern und Jugendlichen – als Erweiterung des Erfahrungs- und Kenntnisstandes bei gleichzeitiger Weiterentwicklung des intellektuellen und sozial-moralischen Urteilsniveaus verstanden. Demgemäß soll Unterricht als Auseinandersetzung mit – für Kinder und Jugendliche bedeutsamen – Problemen, Entscheidungsfällen, Gestaltungs- und Beurteilungsaufgaben geplant und realisiert werden. Korrespondierend hat Tulodziecki die praxis- und theoriegeleitete Entwicklung und empirische Evaluation von Konzepten für pädagogisches Handeln als spezifisches Forschungsverfahren für Didaktik und Medienpädagogik konzipiert und umgesetzt[3] sowie in den Rahmen einer gestaltungsorientierten Bildungsforschung gestellt[4].
Tulodziecki ist Ehrenmitglied der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur und aktives Mitglied der dortigen Fachgruppe Schule sowie der Sektion "Medienpädagogik" der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft und unterstützt die fachliche Auseinandersetzung um „Standards in der Medienbildung“.[5]
Schriften
- (als Mitglieder der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung): Medienerziehung in der Schule – Orientierungsrahmen. Bonn 1995
- Unterrichtskonzepte für die Medienerziehung. Köln 1985
- (mit anderen): Handlungsorientierte Medienpädagogik in Beispielen. Bad Heilbrunn 1995
- Unterricht mit Jugendlichen. 3. Auflage, Bad Heilbrunn 1996
- Medien in Erziehung und Bildung. 3. Auflage, Bad Heilbrunn 1997
- Handlungs- und entwicklungsorientierte Medienpädagogik – theoretische Grundlagen, Umsetzungen und Forschung. In: Sesink, Werner/Kerres, Michael/Moser, Heinz (Hrsg.): Jahrbuch Medienpädagogik 6. Wiesbaden 2007, S. 102–117
- Standards für die Medienbildung als eine Grundlage für die empirische Erfassung von Medienkompetenz-Niveaus. In: Bardo Herzig u. a. (Hrsg.): Jahrbuch Medienpädagogik 8. Wiesbaden 2010, S. 81–101
- (mit Bardo Herzig u. Silke Grafe): Medienbildung in Schule und Unterricht. Bad Heilbrunn 2010
- (mit Silke Grafe u. Bardo Herzig): Gestaltungsorientierte Bildungsforschung und Didaktik. Bad Heilbrunn 2013
- (mit Bardo Herzig u. Sigrid Blömeke): Gestaltung von Unterricht. 3. Auflage, Bad Heilbrunn 2017
- (mit Bardo Herzig u. Silke Grafe): Medienbildung in Schule und Unterricht. Grundlagen und Beispiele. 2., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2019, ISBN 978-3-8252-5029-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- Tulodziecki 2010, S. 84
- Tulodziecki 1997, S. 142ff.
- Tulodziecki 2007, S. 111f.
- Tulodziecki et al. 2013, S. 205ff.
- Tulodziecki 2010, S. 81ff.