Georg Kempf

Georg Wilhelm Kempf(f) (* 17. Dezember 1809 i​n Gießen; † 7. November 1883 i​n Darmstadt) w​ar ein hessischer Jurist u​nd konservativer Politiker. Er w​ar Abgeordneter d​er Zweiten Kammer d​er Landstände d​es Großherzogtums Hessen, Justizminister d​er Regierung d​es Großherzogtums Hessen u​nd erster Präsident d​es Oberlandesgerichts Darmstadt.

Familie

Georg Kempf w​ar der Sohn d​es Postmeisters Christoph Wilhelm Kempf (1770–1852) u​nd dessen Frau Maria Elisabetha, geborene Busch (1781–1841). Die Familie w​ar evangelisch. Georg Kempf heiratete 1838 i​n Eberstadt Marie Elisabeth Heil (1813–1852).

Ausbildung und Beruf

Georg Kempf studierte a​b 1826 a​n der hessischen Landesuniversität Gießen u​nd an d​er Universität Göttingen Rechtswissenschaft. 1827 w​urde er Mitglied d​es Corps Hassia Gießen.[1] 1829 schloss e​r sich d​em Corps Nassovia Göttingen u​nd dem Corps Starkenburgia an.[2][3]

Sein Berufseinstieg erfolgte a​ls Hofgerichtssekretariatsakzessist a​m Hofgericht Gießen. 1838 w​urde er Assessor m​it Stimme (Richter) a​m Landgericht Büdingen. 1844 wechselte e​r in gleicher Funktion zurück z​um Hofgericht Gießen, i​n dem e​r ab 1847 Mitglied u​nd Rat wurde.[4]

1851–1856 u​nd 1863–1872 w​ar er Abgeordneter i​n der Zweiten Kammer d​er Landstände d​es Großherzogtums Hessen. In d​en Landständen vertrat e​r den Wahlbezirk Oberhessen 18/Büdingen (14. Landtag[Anm. 1]) u​nd Oberhessen 13/Vilbel (17.–20. Landtag).[5] Er vertrat konservative Positionen.

Seit 1862 verfügten die Nationalliberalen über eine klare Mehrheit im Parlament und standen in Opposition zur reaktionären Regierung Dalwigk. Mit dem Amtsantritt von Karl von Hofmann als Regierungschef 1872 erhoffen sich die Liberalen einen Kurswechsel. Bezüglich der Justizpolitik setzte von Hofmann jedoch ein klares Zeichen gegen einen Kurswechsel: Georg Kempf wurde zum Justizminister ernannt, zunächst mit dem Titel eines Direktors des Ministeriums der Justiz, ab 1875 mit dem Titel eines Präsidenten. Er hatte das Amt bis 1878 inne.[6] Nachfolger wurde der Innenminister, Julius Rinck von Starck, der das Justizressort in Personalunion mit übernahm. Mit dem Deutschen Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 wurde eine reichsweit einheitliche Gerichtsorganisation geschaffen. Im Großherzogtum wurde diese mit Einführungsgesetz vom 3. September 1878 1879 umgesetzt und dazu auch das Oberlandesgericht Darmstadt gegründet.[7] Dazu wurde Georg Kempf aus dem Ruhestand reaktiviert und zu dessen Gründungs-Präsident ernannt. Dieses Amt bekleidete er bis 1883, als er erneut pensioniert wurde, aber kurz darauf verstarb.

Ehrungen

  • 1864 Ritterkreuz I. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen[8]
  • 1873 Komturkreuz II. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen[9]
  • 1876 Komturkreuz I. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen[10]
  • 1877 Wirklicher Geheimer Rat[11]
  • 1878 Großkreuz des Verdienstordens Philipps des Großmütigen[12]
  • 1881 zum Dr. jur. h.c. promoviert, anlässlich seines 50. Dienstjubiläums[13]

Literatur

  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index = Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen Bd. 48, 7. Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 209.
  • Klaus-Dieter Rack, Bernd Vielsmeier: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820–1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919–1933 = Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 19 = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission NF Bd. 29. Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2008. ISBN 978-3-88443-052-1, Nr. 428.
  • Hans Georg Ruppel, Birgit Groß: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biographische Nachweise für die Landstände des Großherzogtums Hessen (2. Kammer) und den Landtag des Volksstaates Hessen = Darmstädter Archivschriften Bd. 5. Verlag des Historischen Vereins für Hessen, Darmstadt 1980. ISBN 3-922316-14-X, S. 150.

Anmerkungen

  1. Vgl.: hier.

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 97, 296
  2. Kösener Korpslisten 1910, 80, 13
  3. Kösener Corpslisten 1960, 37, 45
  4. Arcinsys Hessen (Weblinks).
  5. Arcinsys Hessen (Weblinks).
  6. Arcinsys Hessen (Weblinks).
  7. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  8. Arcinsys Hessen (Weblinks).
  9. Arcinsys Hessen (Weblinks).
  10. Arcinsys Hessen (Weblinks).
  11. Arcinsys Hessen (Weblinks).
  12. Arcinsys Hessen (Weblinks).
  13. Arcinsys Hessen (Weblinks).
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