Georg Honauer
Georg Honauer (* 1572 in Olmütz; † 2. April 1597 in Stuttgart) war ein Goldschmied und Alchemist im Zeitalter der Renaissance. Er nannte sich selbst Herr zu Brunhoff von Grobschütz, als er 1596 in die herzoglichen Dienste trat. Die Anstellung hatte er mit gefälschten Versuchen erschlichen.
Honauer arbeitete für Herzog Friedrich I. von Württemberg, für den er Eisen in Gold umwandeln wollte. Herzog Friedrich versuchte seinen erheblichen Finanzbedarf mit Hilfe der Alchemie zu decken und errichtete im Freihof in Kirchheim unter Teck und im Lusthaus, das im Tiergarten in Stuttgart stand, Laboratorien. Es war nicht allein Geldgier, sondern auch ganz erheblich wissenschaftliches Interesse für diese Leidenschaft zur Alchemie als Natur- und Geheimwissenschaft. Honauer wollte Eisen aus Mömpelgard in Silber verwandeln. Unter beachtlichem Aufwand wurde das „Rohmaterial“ herangeschafft. Es handelte sich um annähernd zwei Tonnen Gewicht (36 Zentner und 18 Pfund).
Als dieses nicht gelang, wollte der Herzog Honauer 1596/1597 hinrichten. Honauer vermutete, was ihn erwartete und floh zunächst rechtzeitig aus Stuttgart. Der Herzog ließ Bildnisse malen, die zur Ergreifung Honauers dienen sollten. Sieben solcher Bildnisse fertigte Jonathan Sauter an.[1]
Nach Honauers Ergreifung ordnete der Herzog eine ungewöhnlich spektakuläre Hinrichtung an. Honauer wurde in einem ganz mit Goldflitter besetzten Gewand zum Schafott gebracht. Es war ein eigens für ihn in der Wolframshalde auf einer Anhöhe gegen die Brag aufgebauter vergoldeter Galgen auf einem steinernen Fundament, aus 36 Zentnern Eisen gefertigt worden, an dem er gehenkt wurde. Diese Menge mömpelgardschen Eisens in Gold umzuwandeln hatte Honauer dem Fürsten versprochen. Mit der Hinrichtung sollte ein abschreckendes Exempel statuiert werden. Die Hinrichtung soll Herzog Friedrich etwa 3000 fl gekostet haben. Die spektakuläre Hinrichtung war zur Abschreckung gedacht und wurde deshalb mit Flugblättern bekannt gemacht. Mit einer Höhe von 12 Metern war es der höchste Galgen im deutschen Reich.
Das Eisen wurde nach der Hinrichtung nicht wieder eingeschmolzen, sondern der Galgen wurde noch mehrfach verwendet: für die erfolglosen Goldmacher Petrus Montanus am 28. Juni 1600, Heinrich Nüscheler am 16. Juli 1601 und Hans Heinrich Müller, genannt Mühlenfels, am 30. Juni 1606.
Am 4. Februar 1738 wurde Joseph Süß Oppenheimer an eben diesem Galgen in einem eisernen Käfig gehenkt, wo der Leichnam bis 1744 zum Regierungsantritt des Herzogs Carl Eugen verblieb.[2]
Einzelnachweise
- Werner Fleischhauer: Renaissance im Herzogtum Württemberg, Stuttgart : Kohlhammer 1971, S. 374
- Südwestpresse: Von Goldmachern und Schatzsuchern: Alchemie und Aberglaube
Literatur
- Zdeněk Václav Tobolka: Jiří Honauer z Olomouce, alchymista při dvoře virtemberském. In: „Československý časopis historický“, 1895, Heft 4
- Dr. Carl Pfaff Geschichte der Stadt Stuttgart nach Archival-Urkunden und andern Quellen: Geschichte der Stadt von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1650,, C. A. Sonnewald Stuttgart, 1845. Seiten 155–156
- Landesarchiv Baden-Württemberg: Archivalieneinheit A 47 Bü 1/7, Akten betreffend der Versuche Georg Honauers, Eisen zu Gold verwandeln. Hzl. Schreiben an Honauer, der Herzog wolle die empfangene Gold- und Silberproben noch weiter prüfen. Tübingen 9. Okt. 1596 – Schreiben Honauers mit der Bitte um Lieferung von Mömpelgarder Eisen zu seinen Versuchen. 12. Okt. 1596 – Staat und Ordnung der Goldmacher und Laboranten eigenhändig von Herzog Friedrich. s.d. 1596.
- Landesarchiv Baden-Württemberg: Archivalieneinheit A 47 Bü 1/9, Ausschreiben Herzog Friedrichs nach dem flüchtigen Goldmacher Jörg Honauer, Herr zu Brumhof und Grabenschütz – Patent Herzog Friedrichs, den ausgerissenen Goldmacher Georg Honauer, Goldschmied aus Olmütz anzuhalten. 17. November 1596 – Nicht abgesandte Schreiben de Herzogs an den König von Dänemark, den Kurfürsten von Brandenburg, den Administrator des Erzstifts Magdeburg, an den Bischof zu Halberstadt, den Herzog von Schleswig-Holstein, den Herzog zu Mecklenburg, die Königin von England datiert 17./18. November 1596, jeweils mit einer Kopie des Patents – Schreiben des Hofmeisters Daniel Miller wegen der Verfolgung Jörg Honauers. 26. Nov. – Schreiben des Vogts zu Cannstatt, Nikolaus Krauß, dass ein Metzger zu Cannstatt, Jörg Weckherlin bei Moosbach eine Person gesehen, auf die die Beschreibung des Honauer passe. 28. Nov. – Konzept hzl. Ausschreibens an alle Vögte, Anzeige über Meldungen von Honauer betreffend zu erstatten. 29. November 1596
- Landesarchiv Baden-Württemberg: Archivalieneinheit A 47 Bü 1/10, Akten betreffend die Gefangensetzung Jörg Honauers und seines Stallmeisters Hans von Werder durch Graf Adolf von Schaumburg, die Reise Benjamin Buwinghausens zu ihm zu ihrer Abholung und die langwierigen Verhandlungen über ihre Auslieferung. Konzept Schreibens Herzog Friedrichs an Georg Honauer er habe seine Kunst nie bezweifelt und begehre seine Wiederkunft. 18. Dezember 1596 – Instruktion für Benjamin Buwinghausen v. Wallmerode. 18. Dezember 1596 – Konzept Status für Buwinghausen zur Erwirkung des Durchzugs für seine Gefangenen durch die verschiedenen Länder. 1596 19. Dezember – Berichte Buwinghausens über seine Reise und die Weigerung des Grafen Adolf, den Honauer ausfolgen zu lassen. – Schreiben Honauers an Buwinghausen zur Erklärung seiner Flucht aus Stuttgart. s.d. – Schreiben des Landgrafen Moritz von Hessen wegen seiner Vermittlung um Auslieferung der Gefangenen. 10. Januar 1597 – Ausführliche Relation Buwinghausens über seine Verhandlungen mit Graf Adolf. Januar 1597 – Notiz von der Hand Herzog Friedrichs zu einer Instruktion für Louis Edelknecht (Lescuyer) wegen seiner Sendung zu Graf Adolf. s.d. – Eigenhändiges Konzept hzl. Schreibens an Landgraf Moritz von Hessens. s.d. Nebeninstruktion für Buwinghausen, wann er den Grafen und seine Umgebung durch Geld gefügig machen solle. 17. Januar 1597 – Konzept Revers des Herzogs gegen den Graf, dass ihm die Auslieferung der Gefangenen keinen Nachteil bringen solle. 19. Januar 1597 – Kopie Schreibens Ludwig Edelknechts aus Prag, was er über die Herrschaften Brunhofen und Grabenschütz in Erfahrung gebracht. 22. Januar 1597 – Verzeichnis Hans Müllers von Urach kaiserlicher Hofschmied was er in 8 Jahren über Georg Honauer von Ölmütz erfahren. Mit Originalschreibens Honauer an ihn (12. Mai 1596). 13. Februar 1597 – Verzeichnis Honauers was er in Stuttgart hinterlassen habe. – Schriftwechsels des Herzogs mit Burkhard von Berlichingen, seinen Gesandten in Prag. – Kopie Schreibens Honauers an den Kaiser. 1597 5. Januar 1597 – Kopie kaiserlichen Schreibens an Graf Adolf. 3. März 1597