Georg Heinsius von Mayenburg
Georg Heinsius von Mayenburg (* 27. November 1870 in Colditz; † 17. April 1930 in Dresden) war ein deutscher Architekt.
Leben
Heinsius von Mayenburg studierte bei Ernst Giese an der Technischen Hochschule Dresden. Ab 1898 ist er als Architekt in Dresden nachweisbar. Er erkrankte 1918 an „Kopfgrippe“ (einer Form der Enzephalitis), die ihm das Arbeiten schwer bis unmöglich machte. Diese Erkrankung trat als Encephalitis lethargica gehäuft in der Folge der Spanischen Grippe auf.[1] Zeitpunkt und Symptome sprechen für diese Erkrankung. Man erzählt sich, dass er auf eigenes Verlangen von seinem Hausarzt getötet wurde. Er ist auf dem Urnenhain Tolkewitz bestattet.
In Dresden war er mehrere Jahre Mitglied des städtischen Kunstausschusses.[2]
Werk
Erste, vornehmlich dekorative Arbeiten veröffentlichte er in der Zeitschrift Deutsche Kunst und Dekoration. Er war beteiligt an der Weltausstellung 1904 in St. Louis (Louisiana Purchase Exposition). Für die Internationale Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 entwarf er die Gesamtkomposition der Vergnügungsbauten. Neben diesen „leichten“ Bauten sind aus der schöpferischen Zeit von Mayenburgs Villen in Dresden und Riesa sowie eine Schule in Pulsnitz und zwei Wohn- und Geschäftshäuser in Finsterwalde überliefert.
Weitaus bekannter ist allerdings die Gartenstadt Marga, die durch die Wohlfahrtsgesellschaft der Ilse Bergbau AG in Auftrag gegeben wurde. Erste Wohnbauten wurden dort ab 1907 errichtet. Neben der Kolonie Marga baute von Mayenburg auch für die F. C. Th. Heye Braunkohlenwerke eine Werkskolonie auf Grube Heye III (heute: Heide-Siedlung) bei Wiednitz. 1914 beauftragte die AEG das Berliner Architekturbüro von Walter Klingenberg und Werner Issel mit der Gesamtplanung für den Kraftwerksstandort Zschornewitz, sie vergaben einen Teil der Planung an Heinsius von Mayenburg.
Georg Heinsius von Mayenburg war der Bruder von Ottomar Heinsius von Mayenburg, dem Inhaber der Leo-Werke und Erfinder der Chlorodont-Zahncreme. Zusammen mit seinem Sohn Maximilian Heinsius von Mayenburg plante er für seinen Bruder die Umgestaltung von dessen Wohnsitz Schloss Eckberg in Dresden.
Bauten
- 1901: Gebäude der Kreis- und Amtshauptmannschaft in Chemnitz (zusammen mit Lehnert)
- 1903: Schulgebäude in Pulsnitz, erweitert 1913/1914
- 1904: Umbauten am Pulsnitzer Schloss
- ab 1904: diverse Bauten der Ilse Bergbau AG
- 1904, 1907: Apotheke zu Kötzschenbroda
- 1905: Landhaus mit ärztlicher Klinik in Dresden
- 1905: Villa in Dresden-Strehlen
- um 1904/1905: Villa Frankenallee 3 in Dresden[3]
- 1906: Villa der Herzogin von Mecklenburg-Strelitz in Dresden
- ab 1907: Werkssiedlung Gartenstadt Marga bei Brieske (Niederlausitz)
- 1908: Landhaus Wunderlich in Dresden-Loschwitz, Wunderlichstraße / Bautzner Straße
- 1908: Umbau am Landhaus Mehlhorn in Niederlößnitz, Paradiesstraße 48 (Ausführung durch Baumeister Paul Ziller)
- 1910–1911: Haus Bonitz in Annaberg-Buchholz, Klosterstraße 15
- ab 1910: Werkskolonie Grube Heye III bei Wiednitz
- Bauten für die Internationale Hygiene-Ausstellung Dresden 1911:
- „Akademische Kneipe“ (Bierhaus)
- „Marokkanisches Café“
- „Würstel-Prater“ (Alpen-Panoramarestaurant Oberbayern)
- Sektpavillon
- Milchausschank der Dresdner Milchversorgungs-Anstalt
- Ausschank der Continental Bodega Company
- Taifunrad
- 1911: Villa Tautzschgenhof in Wahnsdorf
- 1911: zwei Schulgebäude in Pulsnitz
- 1911: Direktorenvilla der Mühlenwerke Gebr. Schönherr in Riesa, Bahnhofstraße
- 1911: Wohn- und Geschäftshäuser in Finsterwalde
- 1912: Innenräume der Dresdner Kunstgenossenschaft auf der Großen Kunstausstellung
- 1912: Anbau der Villa Schuchstraße 4 in Niederlößnitz
- 1914: evang. Kirche in der Gartenstadt Marga
- 1914–1915: Teile der Arbeitersiedlung beim Kraftwerk Zschornewitz
- 1916–1917: Umbau von Schloss Wackerbarth in Niederlößnitz
- 1926: Innenräume von Schloss Eckberg in Dresden für Ottomar Heinsius von Mayenburg
Ehrungen
- Vor 1911 wurde ihm der preußische Kronenorden IV. Klasse verliehen.[4]
- Die Georg Heinsius von Mayenburg-Grundschule in Senftenberg trägt seinen Namen.
Literatur
- Wolfgang Joswig: Marga. Die erste deutsche Gartenstadt. Förderverein Kulturlandschaft Niederlausitz e. V., Cottbus 1994, ISBN 3-00-004020-X.
- Sybille Gramlich: Brieske. Die Kolonie Marga. Eine Arbeiterkolonie zwischen Werkssiedlungsbau und Gartenstadt. In: Brandenburgische Denkmalpflege, 3. Jahrgang 1994, Heft 1, S. 85–95.
- Alexander Niemann: Brieske. Die Gestaltung der Freiflächen der Kolonie Marga. In: Brandenburgische Denkmalpflege, 3. Jahrgang 1994, Heft 1, S. 95–105.
- Karl-Heinz Hüter: Der Siedlungsbau im Land Brandenburg vom Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. o. O. (Potsdam) o. J. (1995).
- Paulhans Peters: Marga. Bergarbeiter-Kolonie in der Lausitz. Entstehung, Niedergang, Sanierung. Dölling und Galitz, Hamburg 2002, ISBN 3-935549-19-9.
- Wolfgang Kil, Gerhard Zwickert: Werksiedlungen. Wohnform des Industriezeitalters. Verlag der Kunst, Dresden 2003, ISBN 3-364-00447-1.
- Ulf Jacob, Ute Jochinke: Oasen der Moderne. Stadt und Landschaftsgestaltungen im Lausitzer Revier. Verlag der Kunst Dresden (in Verlagsgruppe Husum), Husum 2004, ISBN 3-86530-065-0.
- Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg (Hrsg.), Ines Graubner, Jana Töpfer: Wohnsiedlungen der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Beispiele nachhaltiger Entwicklungen in der Lausitz. Potsdam 2004, ohne ISBN, S. 42 f.
- Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (Hrsg.), Maximilian Claudius Noack: Zwischen wilhelminischer Bedarfsarchitektur und „moderater“ Moderne. Die Werkskolonien im Niederlausitzer Braunkohlenrevier. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2016, ISBN 978-3-7319-0404-5.
Einzelnachweise
- http://nachrichten.freenet.de/wissenschaft/geschichte/die-spanische-grippe_739694_533364.html
- Statistisches Amt der Stadt Dresden: Die Verwaltung der Stadt Dresden 1930. Dresden 1931, S. 7
- Neue Architektur; eine Auswahl der beachtenswertesten Neubauten moderner Richtung, aus Deutschland und Österreich. III. Serie, Tafel 5 (archive.org).
- Adressbuch für Dresden und seine Vororte 1911, S. 328.