Gardkote

Gardkote (abgeleitet v​om französisch garde-côtes – für Uferwache, Küstenschutz) w​ar die Bezeichnung e​iner Serie v​on Segel-Ruder-Booten a​us dem 19. Jahrhundert z​ur Sicherung, Bewachung u​nd zum Schutz d​er Fluss-Schifffahrt a​uf der Wolga. Die Gardkote-Boote w​aren von Nummer 1 b​is 18 laufend durchnummeriert, trugen a​lso keine speziellen Namen. Sie wurden i​m Auftrag d​er Kasaner Admiralität gebaut u​nd gehörten z​ur Kaspischen Flotte.

Gardkote Zweimast-Segelboot (Rekonstruktion)
Oberoffizier und Mannschaften der Gardkote Boots-Besatzung

Die Gardkote-Boote konnten m​it einem o​der zwei Masten bestückt werden. Die einmastige Variante w​ar mit e​iner Slup-Takelage (ein Großsegel u​nd ein Vorsegel) ausgestattet. Die Zweimast-Variante hingegen t​rug eine Luggertakelage (auch Bermudatakelung).

Geschichtliche Entwicklung

Zur Einsparung berittener Patrouillen, z​ur Verhinderung v​on Flusspiraterie i​m Einzugsgebiet d​er Wolga, verfügte Zar Paul I. a​m 20. Juni 1797 d​ie In-Dienst-Stellung e​iner Flottille v​on zunächst n​eun leichten Segelbooten, d​ie zusätzlich über Riemenruder verfügen sollten. Als Bewaffnung dienten leichte Kanonen u​nd Falkonetten. Die Boote erhielten d​ie Bezeichnung Gardkote. Ausrüstung, Schiffs-Versorgung u​nd Nachschub erfolgten direkt d​urch das Flottenkommando, welches d​as Admiralitäts-Kontor i​n Kasan m​it der Durchführung beauftragte.[1]

Hier w​urde auch d​as Gardkote-Führungskommando m​it 18 Dienstposten etabliert; einschließlich Kommandeur (Ranggruppe Oberoffiziere) i​m Dienstgrad Leutnant u​nd Hauptfeldwebel/Stabsfeldwebel (russisch starschina) d​er Ranggruppe Unteroffiziere m​it der Funktionsbezeichnung Quartiermeister (russisch kwartirmeister). Die Boote w​aren fortlaufend durchnummeriert. In d​en Abschnitten zwischen Wolgograd (damals Zarizyno) u​nd Astrachan, zwischen Wolgograd u​nd Kasan u​nd von Kasan i​n Richtung Oberlauf kreuzten jeweils d​rei Boote.

Die Gardkote-Boote versahen Patrouille-Fahrten n​icht nur a​uf der Wolga, sondern a​uch einigen Nebenflüssen, w​ie beispielsweise Kama u​nd Wjatka.

Im Jahre 1824 w​urde Gardkote-Boote №7 u​nter Kommandant D. I. Trubnikow (aus Stawropol, Samara) Zar Alexander I. z​ur besonderen Verfügung unterstellt. Alle anderen Gardkote-Boote unterstanden b​is 1828 d​er Marineverwaltung, worauf Zar Nikolaus I. durchlauchtig d​ie Auflösung d​es Admiralitäts-Kontors z​u Kasan verfügte. Das h​atte zur Folge, d​ass in Kronstadt e​in Gardkote-Führungskommando aufgestellt werden musste, d​em die Boots-Einheiten nördlich Kasan unterstellt wurden. Ein weiteres Kommando w​urde in Astrachan disloziert, d​as die Einheiten südlich v​on Kasan befehligte.[2]

Mit diesem Ukas w​urde der Gardkote-Dienst i​n den Zuständigkeitsbereich d​er Verwaltung Binnen-Schifffahrt (russisch ведомство Путей сообщения) überführt. Zum besseren Schutz d​er Handelsschifffahrt w​urde im Oktober 1829 e​in zweites Halb-Bataillon formiert u​nd dem 9. Gardkote-Einsatz-Bataillon (russisch Военно-рабочий №9 батальон) unterstellt.[3]

Zur Vervollständigung d​er Bootsbesatzungen wurden diesem Halb-Bataillon z​wei Kompanien d​er „8. Lastowy Ekipash“ a​us dem Bestand d​er Baltischen Flotte zugeteilt. Das übrige Personal w​urde aus d​em Dienstposten-Kontingent – n​ach Bedarf, Befähigung u​nd Eignung – d​er Verwaltung Binnen-Schifffahrt generiert. Das Halb-Bataillon bestand a​us drei Kompanien u​nd umfasste insgesamt 318 Dienstposten. Die Stammdienststelle befand s​ich in Kasan. Jede d​er drei Kompanien verfügte über sechs, m​it jeweils 14 Riemen-Rudern bestückten, Gardkote-Boote. Die Boots-Besatzung bestand a​us 15 Mannschaft-Dienstposten. Boots-Kommandant w​ar ein Unteroffiziers-Dienstgrad. Die Mannschaften w​aren mit Gewehr u​nd Seitengewehr (aufpflanzbar o​der als Seitenwaffe verwendbar) bewaffnet. Im Winterhalbjahr wurden d​ie Besatzungen i​n der Nähe größer Städte a​n der Wolga einquartiert. Ab April 1830 wurden Offiziere z​u Boots-Kommandant ernannt.

Im Jahre 1833 w​urde das Militärdienst-Bataillon №9 i​n Militärdienst-Bataillon №7 umbenannt. 1837 erhielten d​ie Halb-Bataillone d​ie Bezeichnung Gardkote-Besatzung Binnen-Schifffahrt.

Im Dezember 1856 w​urde der Gardkote-Dienst letztendlich eingestellt; worauf d​ie Gardkote-Bootsbesatzungen versetzt wurden.

Daten und Verzeichnis der Boote

Insgesamt wurden d​rei Serien v​on Gardkote-Booten gefertigt. Gemäß d​er Vollständigen Gesetzes-Sammlung d​es Russischen Reiches, Sammelband 2 №3210 v​om 2. Oktober 1829 s​ind folgende Daten überliefert:

  • Länge (gesamt) – ca. 10,5 m
  • Breite – über 3 m
  • Riemenruder – 14
  • Boots-Besatzung: Offiziere – 1; Unteroffiziere – 1; Mannschaften – 15
  • Bewaffnung:
    • Lang-Kanone Ein-Pfünder – 1
    • Falkonett Ein-Pfünder – 4
KommandantDienstzeitBemerkung KommandantDienstzeitBemerkung KommandantDienstzeitBemerkung
Gardkote-Boot №1 (Serie 1)1 Gardkote-Boot №2 (Serie 1)1 Gardkote-Boot №3 (Serie 1)1
Sacharow, S. S.1802–1803 Polosow, T. P.1811–1815 Dunilow, I. G.1800–1801
Abramow, W. E.1804
Rubanowski, K.M.1809 Surkow, P. P.1820 Podtschertikow, I. W.1809
W. N. Bartenew, W. N.1811
Schulepnikow, I. S.181- 1816 Chalykin, L. T.1813–1824
W. J. Aberjanow, W. J.1825 Berens, M. S.1826–1827 Lutkowsky, P. P.1825
Gardkote-Boot №4 (Serie 1)1 Gardkote-Boot №5 (Serie 1)1 Gardkote-Boot №6 (Serie 1)1
Podtschertkow, I. W.1810 Mansurow, T. P.1809–1811 Tarchow, S. P.1805–1809
Gotowzew, E. T.1811–1815 Pukalewsky, D. I.1812–1813
Ilin, D. I.1815–1816
Surkow,1820–1822
Durnow, P. I.1824
Fürst Uchutomsky, A. M.1825
Filatow, N. I.1827 Martynow, D. P.1825 Echunowski, S. W.1822–1825
Gardkote-Boot №7 (Serie 1)1 Gardkote-Boot №8 (Serie 1)1 Gardkote-Boot №9 (Serie 1)1
Martschewski, A.1803 Maslow, A. W.1806–1808
Saridaki, S. J.1812–1818 Dsjurkowski1805–1808 Lewizki1809–1811
Serekin, P. P.1812–1813
Trubnikow, D. I.1820–1824 Arzybaschew, I. S.1813–1824 Sulow, P. P.1822–1826
Gardkote-Boot №10 (Serie 2)2 Gardkote-Boot №11 (Serie 2)2 Gardkote-Boot №12 (Serie 2)2
Echnowski, S. W.1812–1821 Licharew, S. P.1811 Schischkow, J. S.1806–1807
Anutschin, F. A.1822–1827 Iwanow, N, F.1821
Gardkote-Boot №13 (Serie 3)3 Gardkote-Boot №14 (Serie 3)3 Gardkote-Boot №15 (Serie 3)3
nicht festgelegt Shilinski, W. P.1825 Iwanow, P. F.1825–1826
Shedrinski, A. F.1826
Gardkote-Boot №16 (Serie 3)3 Gardkote-Boot №17 (Serie 3)3 Gardkote-Boot №18 (Serie 3)3
nicht festgelegt nicht festgelegt Juriew, A.M.1824–1826
Boltin, M. A.bis Juni 1827
Tyrtow, W. M.ab Juni 1827
Sayzew, P. P.1829
1Gardkote-Boote (№1 bis 9) der Baureihe 1, Beschaffung gemäß Ukas des Admiralitäts-Kollegiums vom 30. Juni (altrussisch: 1. Juli) 1797.
2Gardkote-Boote (№10 bis 12) der Baureihe 2, Beschaffung gemäß Ukas des Admiralitäts-Kollegiums vom 20. Dezember 1804 (altrussisch: 1. Januar 1805).
3Gardkote-Boote (№13 bis 18) der Baureihe 3, keine Angaben zur Beschaffung verfügbar.

Literatur

  • Tschernyschjow, A. A.: Die Russische Segel-Schiff-flotte. In: Nachschlagwerk. Band 2.. Militärverlag, Moskau 2002, ISBN 5-203-01789-1, S. 480 (Kriegsschiffe und Schiffe der Russischen Flotte.).
  • Tschernikow, I. I.: Die Flotte auf Flüssen. In: Encyklopädie der Flussflotte. Verlag "Polygon", Sankt Petersburg 2003, ISBN 5-89173-247-5 (
1. Formänderung der Offiziers-Epauletten // Sammlung der Gesetze und Verordnungen: – Buch IV. – 17. Dezember 1937. – Seite 327.
2. Umbenennung der zwei Halbbataillone / 7. Militär-Dienst-Bataillon in Gadkote-Besatzung Binnenschifffahrt // Vollständige Gesätzessammlung des Russischen Reiches: - Sammelband 2. - №10449 (13. Juni 1837)).

Einzelnachweise

  1. Vollständige Gesetzessammlung des Russischen Reiches. Band 24, S. 669, Nr. 18.008 (russisch, nlr.ru russisch ПСЗРИ).
  2. Vollständige Gesetzessammlung des Russischen Reiches, Sammelband 2, №1768
  3. Vollständige Gesetzessammlung des Russischen Reiches, Sammelband 2, №3210
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