Galleria
Galleria ist eine Einkaufspassage in der Hamburger Innenstadt, die sich auf spezialisierten Einzelhandel sowie Concept Stores und Gastronomie konzentriert.
Galleria Hamburg | |||
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Galleria Passage Hamburg | |||
Basisdaten | |||
Standort: | Große Bleichen 21, 20354 Hamburg | ||
Eigentümer: | Ruppert Immobilien GmbH & Co. KG | ||
Website: | Galleria Hamburg | ||
Verkehrsanbindung | |||
S-Bahn: | Jungfernstieg | ||
U-Bahn: | Jungfernstieg Gänsemarkt Rathaus | ||
Omnibus: | 3, 4, 5, 6, 31, 34, 35, 36, 37, 109 | ||
Parkplätze: | keine | ||
Technische Daten | |||
Bauzeit: | 1978–1983 | ||
Architekten: | Trix und Robert Haussmann |
Lage
Galleria befindet sich an den Großen Bleichen 21. Ein zweiter Eingang existiert direkt am Bleichenfleet, das von der Poststraße abgeht. Die U-Bahn-Stationen Jungfernstieg, Gänsemarkt und Rathausmarkt sind in unmittelbarer Nähe. Die Galleria ist über die U-Bahnlinien U1, U2 und U3 sowie über die S-Bahnlinien S1 und S3 und die Buslinien 3,4,5 und 6 erreichbar. Autofahrer können die nahe gelegenen Parkhäuser ansteuern.[1]
Geschichte
Der Straßenraum Große Bleichen entstand anlässlich der Erschließung und Bebauung der im 16. und 17. Jahrhundert befestigten Neustadt. Geprägt wurde er bis zur Jahrhundertwende von den nach dem Hamburger Brand 1842 errichteten Stadthäuser der Patrizier. Danach entstanden bereits die ersten Kontorhäuser wie das Kaufmannshaus und die Kaisergalerie. Das ehemalige Stadthaus der Familie von Schröder auf dem Grundstück Große Bleichen 21 wurde als Büro und Laden genutzt.[2]
Mitte der siebziger Jahre befand sich der Bereich zwischen Gänsemarkt, Poststraße und südlichem Teil der Großen Bleichen in vernachlässigtem und erneuerungsbedürftigem Zustand. Die oft nur notdürftige Instandsetzung nach dem Krieg und die Vernachlässigung vieler Gebäude bewirkten, dass dieser zentrale Stadtbereich immer mehr an Attraktivität verlor, bis private Erneuerungsmaßnahmen eine Wende einleiteten. Im Rahmen dieser Initiative wurde Ende 1976 mit der Planung der Passage Galleria an den Großen Bleichen 21 begonnen.[3]
Architektur
Die Architektur aus schwarz-weißem Marmor stammt vom Schweizer Designer- und Architekten-Ehepaar Trix und Robert Haussmann und wurde vom Designmagazin wallpaper ausgezeichnet. Inspiriert durch Einkaufspassagen in London und Mailand wurde eine aus dem Italien des 19. Jahrhunderts gedeckte, klassische Ladenstraße in Hamburg umgesetzt. Die Auseinandersetzung mit historischen Vorbildern, wie etwa den Querschnittsformen der Burlington Arcade in London oder dem architektonischen Dekor der Arkaden von San Marco, gehört zur Arbeitsweise der Architekten.[4]
Der Neubau sollte sich in die bestehende Gebäudereihe einordnen, wohl mit eigenem Gesicht, jedoch ohne sich aus der Umgebung herauszuheben. Die traditionellen Hamburger Backsteinbauten mit ihrer vertikalen Gliederung und den regelmäßig angeordneten Fenstern mit weißem Rahmen dienten als Vorbild. Durch die Wahl von gelbrotem Backstein passt sich das Erscheinungsbild des Neubaus der zum Teil bedeutsamen Bausubstanz der Umgebung an. Die Nutzung des Gebäudes ist auch von außen sichtbar: Die zweigeschossige Passage mit den beidseitig der Mittelachse angeordneten Läden öffnet sich in voller Höhe und Breite in der Fassade. Die Bürogeschosse weisen eine regelmäßige Fensterteilung auf.[5]
Vorbild bei der Gestaltung des Innenraums waren historische Bauten, z. B. die Galleria degli Antichi in Sabbioneta, einer der bedeutendsten überlangen Räume aus der Kunstgeschichte, dessen Proportionen fast genau denen der Galleria in Hamburg entsprechen. Der Neubau enthält alle wesentlichen Gestaltungselemente der klassischen gedeckten Ladenstraße des 19. Jahrhunderts, allerdings in einer unserer Zeit entsprechenden Form. Es entstand ein einfacher, klarer Raum mit strenger Gliederung durch Pilaster. Der gleichmäßige Pilaster-Rhythmus erzeugt eine übergeordnete Uniformität des Ganzen, einen festen Rahmen, der es dem einzelnen Ladengeschäft erlauben soll, seine "Identität" zu entfalten, ohne den Nachbarn zu stören. In diesem elementaren Raum soll das Dekor architektonisches Gestaltungsmittel, nicht Verzierung sein.[6]
Ein wesentliches Gestaltungselement vieler historischer Passagen, die regelmäßige Anordnung von Beleuchtungskörpern, wurde übernommen. Auf jeder der auf schwarzem und weißem Marmor geschichteten Pilaster wurde einer der Quader als Leuchte ausgebildet, ebenso die Schluss-Steine über den Eingangsportalen der Treppenhäuser. Die Rhythmisierung wird unterstützt durch das Ornament aus schwarzem und weißem Marmor am Boden, der mittlerweile zum Markenzeichen der Passage geworden ist. Die kulissenartig unter dem flachen Bogen des Oberlichtes freigestellten Längswände im Obergeschoss erscheinen fast ohne Dicke und wirken zudem durch die bläuliche Farbe entmaterialisiert. Das Palladio-Motiv mit seinen wechselnden Ausschnitten gliedert die Längswände.[7]
Die gerafften Tücher über den beiden Eingängen, ausgeführt als Bleiverglasung, sind Sinnbild der Inszenierung, des großen Auftrittes: Die Passage erscheint als Bühne, mit den Passanten und Kaufleuten als Akteuren. Es verwundert nicht, dass die Galleria unzählige Male auch als Kulisse für Film- und Modeaufnahmen diente.[8]
Eckdaten zur Planungsgeschichte
- 1976/77 Grundstückserwerb und Planungsbeginn
- 1978 Baubeginn
- 1983 Eröffnung der Galleria
Projektdaten:
- Grundstück 1816 m²
- Bürofläche 4800 m²
Belege
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 7. März 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. abgerufen 7. März 2014
- Galleria. In: Bauwelt. Nr. 40/41. Berlin, Okt. 1981, S. 1847–1849.
- Jubiläumschronik. 100 Jahre Ruppert. 1892-1992. S. 37.
- Vgl. Ulrike Jehle-Schulte: Inszenierung einer Passage. In: Werk, Bauen + Wohnen. Nr. 12. München Dez. 1983, S. 11.
- Vgl. Ulrike Jehle-Schulte: Inszenierung einer Passage. In: Werk, Bauen + Wohnen. Nr. 12. München Dez. 1983, S. 9.
- Jubiläumschronik. 100 Jahre Ruppert. 1892-1992. S. 38.
- Vgl. Galleria. In: Bauwelt. Nr. 40/41. Berlin, Okt. 1981, S. 1848.
- Jubiläumschronik. 100 Jahre Ruppert. 1892-1992. S. 37–38.
Literatur
- Johann Friedrich Geist: Passagen. Ein Bautyp des 19. Jahrhunderts. München 1978.
- Ulrike Jehle-Schulte: Inszenierung einer Passage. In: Werk, Bauen + Wohnen. Nr. 12. München Dez. 1983, S. 9–13.
- Jubiläumschronik. 100 Jahre Ruppert. 1892-1992. Hamburg 1992.
- Volkwin Marg, Reiner Schröter: Architektur in Hamburg Seit 1900. Junius Verlag, Hamburg 1993.