Futterwicke
Die Futterwicke (Vicia sativa), oder auch Saat-Wicke[1] genannt, ist eine Pflanzenart, die zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) gehört.[2] Sie ist eine weit genutzte Futterpflanze.
Futterwicke | ||||||||||||
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Futterwicke (Vicia sativa), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Vicia sativa | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Die Futterwicke ist eine einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 80 cm erreicht. Die Laubblätter bilden stets eine geteilte Ranke aus und sind zwei- bis achtpaarig gefiedert.
Die Futterwicke blüht in den Monaten März und April und noch einmal von August bis Oktober.[3] Ihre einzeln oder zu zweit in den Blattachseln stehenden und kurz gestielten Blüten sind zygomorph und 16 bis 26 mm lang. Die Kelchzähne sind gleich lang wie oder länger als die Kelchröhre (im Gegensatz zur Schmalblättrigen Wicke). Die Kronblätter sind purpurn bis violett gefärbt. Die Fahne ist kahl.
Die reifen Hülsenfrüchte sind aufrecht und braun gefärbt.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 10 oder 12.[4]
Ökologie
Selbstbestäubung ist sehr häufig, der Anteil der Fremdbestäubung liegt bei maximal 10 %.[3] Bestäubt wird sie von Insekten wie Bienen und zahlreichen Faltern.
Ihre Samen breiten sich von alleine aus (Autochorie).[3]
Vorkommen und ihre Geschichte
Die Futterwicke ist ursprünglich ein mediterran-eurasisches Florenelement.[3]
Die Futterwicke ist ursprünglich im Mittelmeerraum, in Westasien verbreitet, adventiv kommt sie in Mittel- und Nordeuropa bis Irland und Skandinavien vor. Sie wurde weltweit in praktisch alle Kontinente verschleppt.[3]
In Europa zählt man die Futterwicke zu den Archäophyten, da sie schon vor langer Zeit in den europäischen Raum eingebürgert wurde. Die Futterwicke gilt in Europa als unbeständig, da es viele schwer zu unterscheidende Unterarten gibt. Man nimmt an, dass sich die Futterwicke aus der Schmalblättrigen Wicke entwickelt hat.[3] Die Futterwicke ist eine Kulturpflanze und ist überall dort zu finden, wo der Mensch sie anbaut. Ansonsten gibt es auch zahlreiche frei lebende Formen, die vor allem auf nährstoffreichen Böden wachsen und an Ruderalstellen und an Wegrändern, häufig auch auf Wiesen zwischen Mai und Juli zu finden sind. In ganz Deutschland ist sie häufig, nur im Alpenvorland ist sie selten anzutreffen. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Vorarlberg an der Bergstation der Kanzelwandbahn bis zu 1920 Metern Meereshöhe auf.[5] In alten Texten kann mit lateinisch Orobus verus neben anderen Wickenarten auch die Futterwicke bezeichnen.[6]
Systematik
Unterscheidung in Sippen
In Mitteleuropa kommen vier Sippen vor, die je nach Auffassung alle zu einer einzigen Art gehören oder auf mehrere Arten aufgeteilt werden.
- Vicia sativa subsp. cordata (Hoppe) Batt.: Sie ist ein seltener Neophyt (Nachweise v. a. im Rheinland) mit dunkelbraunen Hülsen, bei der die unteren Blättchen breit herzförmig und die oberen schmal linealisch sind. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 10.[4]
- Vicia sativa subsp. sativa: Sie ist eine Kulturpflanze mit mehr oder weniger hellbraunen Hülsen und noch etwas breiteren Blättchen, die manchmal verwildert. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 12.[4]
- Vicia sativa subsp. segetalis (Thuill.) Corb.: Sie besitzt schwarze Hülsen und kann leicht mit sativa verwechselt werden, kann aber anhand der Farbe der Hülsen unterschieden werden. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 12.[4]
- Vicia sativa subsp. nigra (L.) Ehrh.: Sie hat mit segetalis die schwarzen Hülsen gemeinsam, unterscheidet sich aber von dieser aber durch schmälere Blättchen, eine etwas andere Form der Krone und ein wenig andere Standortspräferenzen. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 12.[4] Die beiden Unterarten sind in Mitteleuropa relativ weit verbreitete Archäophyten.
Unterschiedliche Taxonomie in verschiedenen Quellen
In der Flora Europaea werden die einzelnen Sippen nigra, cordata und sativa mit weiteren mediterranen Sippen wie macrocarpa zu einer einzigen Art namens Vicia sativa (s.lat.) zusammengefasst. Die Unterart segetalis ist nach Flora Europaea ein Synonym der Vicia sativa subsp. nigra.
Nach Index Synonymique de la Flore de France schaut die Sache ganz ähnlich aus, abgesehen davon dass es da noch mehrere weitere in Mitteleuropa nicht vorkommende Unterarten gibt und dass die Vicia sativa subsp. segetalis von der Vicia sativa subsp. nigra getrennt wird.
In der Exkursionsflora von Österreich und der Exkursionsflora von Deutschland von Werner Rothmaler (Kritischer Band, 4. Aufl.) und Oberdorfer (4. Aufl.) gibt es drei Arten: Vicia sativa (s. str.), Vicia cordata und Vicia angustifolia, letztere mit den Unterarten angustifolia und segetalis.
Nach FloraWeb gibt es zwei Arten: Vicia sativa (mit den Unterarten Vicia sativa subsp. sativa und Vicia sativa subsp. cordata) und Vicia angustifolia (mit den Unterarten Vicia angustifolia subsp. angustifolia und Vicia angustifolia subsp. segetalis).
Schmeil-Fitschens Flora von Deutschland (92. Aufl.) kannte 2003 nur die Art Vicia sativa mit den Unterarten nigra, sativa, segetalis und cordata. Hier wird übrigens die Schmalblättrige Wicke (Vicia angustifolia) als Synonym zur Unterart nigra behandelt.
So können einzelne Sippen je nach Auffassung entweder zu Vicia sativa oder Vicia angustifolia gestellt werden, wobei erstere Variante bevorzugt werden sollte.
Quellen
Einzelnachweise
- Vicia sativa L. s. str., Saat-Wicke. FloraWeb.de
- Vicia sativa im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
- Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 3: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Rosidae): Droseraceae bis Fabaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 3-8001-3314-8.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 613–614.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 155.
- Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 149.
Weblinks
- Futterwicke. FloraWeb.de
- Futterwicke. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Vicia sativa L. s. str. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 24. November 2015.
- Vicia sativa subsp. cordata (Hoppe) Batt. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 24. November 2015.
- Vicia sativa subsp. nigra (L.) Ehrh. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 24. November 2015.
- Die Verbreitung von Vicia angustifolia auf der Nordhalbkugel nach Eric Hultén
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Flora Europaea
- Index Synonymique de la Flore de France