Fuchs, du hast die Gans gestohlen
Fuchs, du hast die Gans gestohlen ist ein aus drei Liedstrophen bestehendes deutschsprachiges Kinderlied.
Der Liedtext wurde von Ernst Anschütz zur Melodie eines älteren Volkslieds verfasst und 1824 unter dem Titel Warnung veröffentlicht.[1] Es zählt zu den bekanntesten Kinderliedern im deutschsprachigen Raum.
Inhalt
Im Text wird einem diebischen Fuchs damit gedroht, dass ihn der Jäger erschießen werde, sollte er die Gans nicht wieder zurückbringen, die er gefangen bzw. Menschen gestohlen hat. Am Ende der letzten Strophe wird ihm angeraten, sich in der Nahrungssuche auf Mäuse, also auf Beute in der freien Natur, zu beschränken.
Melodie
Ernst Anschütz unterlegte seinen Text dem damals bekannten Volkslied Wer die Gans gestohlen hat. Die aufsteigende Linie des Melodieanfangs basiert – wie auch beispielsweise bei Alle meine Entchen oder Häschen in der Grube – auf der Dur-Tonleiter.
Text
1. Fuchs, du hast die Gans gestohlen,
|: gib sie wieder her! :|
mit dem Schießgewehr. :|
2. Seine große, lange Flinte
|: dass dich färbt die rote Tinte
und dann bist du tot. :|
3. Liebes Füchslein, lass dir raten,
|: nimm, du brauchst nicht Gänsebraten,
mit der Maus vorlieb. :|
Sonstiges
In Japan ist Fuchs du hast die Gans gestohlen ebenfalls populär. 1947 verfasste Yoshiu Katsu einen Text, der auch von einem Fuchs (Kogitsune „Füchslein“) handelt, auf dieselbe Melodie. Diese Version ist bis heute in japanischen Musikbüchern für die Grundschule zu finden. Im Gegensatz zur deutschen Version sind einige kulturelle Unterschiede berücksichtigt; der Fuchs ist dort kein „Dieb“ sondern ein liebenswürdiges Wesen, das sich schmückt und hübsch macht und als bedauernswert beschrieben wird, da es im Winter von Kälte bedroht ist. Der für Japan „kulturfremde“ Jäger kommt ebenfalls in der japanischen Version nicht vor.[3]
Nach dem Lied ist auch ein Kurzfilm von Alfred Stöger aus dem Jahr 1936 benannt.[4][5] 1997 veröffentlichte Edith Walther die deutsche Übersetzung des 1991 erschienenen Buchtitels A Season for Murder von Ann Granger unter dem Titel Fuchs, du hast die Gans gestohlen. Die deutsche Deathcore-Band We Butter the Bread with Butter hat dieses Lied auf ihrem 2008 erschienenen Album Das Monster aus dem Schrank neu interpretiert.
Literatur
- Ernst Klusen: Deutsche Lieder. Insel, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-458-04855-2, S. 721 u. 852.
- Theo Mang, Sunhilt Mang (Hrsg.): Der Liederquell. Noetzel, Wilhelmshaven 2007, ISBN 978-3-7959-0850-8, S. 672 f.
- Heinz Rölleke (Hrsg.): Das Volksliederbuch. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1993, ISBN 3-462-02294-6, S. 343.
Weblinks
- Fuchs, du hast die Gans gestohlen im Liederprojekt von Carus-Verlag und SWR2
Einzelnachweise
- Ernst Anschütz: Musikalisches Schulgesangbuch. Heft 1. Reclam, Leipzig 1824, S. 38 (Digitalisat der Herzog August Bibliothek).
- Originalfassung 1824: „sie“ (die Gans)
- Junko Hayakawa: Die Rezeption deutscher Lieder in Japan. In: Lied und populäre Kultur – Jahrbuch des Deutschen Volksliedarchivs Freiburg. 55. Jahrgang – 2010, ISSN 1619-0548, ISBN 978-3-8309-2395-4, S. 183–198, hier S. 195–198 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Filmarchiv der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (Memento vom 26. September 2007 im Internet Archive)
- Fuchs, Du hast die Gans gestohlen (1936) in der Internet Movie Database (englisch)