Friedrichsgracht
Friedrichsgracht ist eine Uferstraße am Spreekanal[1]. Sie befindet sich auf der Spreeinsel im Berliner Ortsteil Mitte und historischen Stadtteil Alt-Kölln und verlief bis 1969 zwischen der Inselbrücke und der Sperlingsgasse. Seit dem Bau des Wohngebietes Fischerinsel ist sie verkürzt auf den Abschnitt ab Gertraudenbrücke bis zur Sperlingsgasse.
Friedrichsgracht | |
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Moderne Bauten an der heutigen Straße | |
Basisdaten | |
Ort | Berlin |
Ortsteil | Mitte |
Angelegt | nach 1745 |
Hist. Namen | Hinter der Mauer am Köpenicker Thor |
Querstraßen | Sperlingsgasse, Scharrenstraße |
Bauwerke | Pfarrhaus St. Petri |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 425 Meter |
Geschichte
Die Bezeichnung Friedrichsgracht oder Friedrichsgraben bürgerte sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein, als Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620–1688, genannt: der Große Kurfürst) den Seitenarm der Spree durch holländische Spezialisten kanalisieren ließ. Der Name bezog sich auf den Teil des Spreearms, der heute zwischen Inselbrücke und Gertraudenbrücke im historischen Stadtteil Alt-Kölln verläuft.[2]
Später wurde der Name Friedrichsgracht auf die zwischen 1670 und 1681 im Zuge des Festungsbaus und der Regulierung des linken Spreearms angelegte Uferstraße übertragen, die den ganzen südlichen Teil Alt-Köllns ausgehend von der Spree umzog.
Die Bebauung der Straße begann vor 1690. Schnell entwickelte sich eine eindrucksvolle Häuserreihe, an der sich bevorzugt Hofbeamte und Patrizier ansiedelten. Auf der gegenüberliegenden linken Seite des Spreekanals entstanden zuerst der Stadtteil Friedrichswerder und seit 1681 Neukölln am Wasser.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt dieser Teil Alt-Berlins unterschiedliche Zerstörungen. Zu DDR-Zeiten riss man ab 1967 im Zuge der Neugestaltung der Fischerinsel die gesamte Bebauung zwischen Gertrauden- und Inselbrücke ab, darunter acht denkmalgeschützte Häuser zwischen Roßstraßenbrücke und Fischerstraße. Das Haus Friedrichsgracht Nr. 15 aus der Zeit um 1740 war das einzige, an dem sich die damals für Berliner Wohnhäuser typische Außentreppe erhalten hatte. Es galt innen wie außen als relativ gut erhalten, lediglich sein die Mittelachse krönendes Stuck-Emblem war bereits herabgefallen.[3] Am gegenüberliegenden Märkischen Ufer Nr. 12 entstand 1969 als „Adaption“ ein Nachbau.[4] Er entspricht weder im Grundriss noch in Baudetails dem Original, auch Tür und Oberlicht sind vereinfachende Nachbildungen. Das Haus ist mit dem zugleich errichteten Nachbau des Ermelerhauses im Innern verbunden und steht wie dieses auf einem Sockel.[5]
Die vorherigen Namen zwischen 1681 und 1745 der heutigen Straße Friedrichsgracht waren:
Name | Hausnummern mit Stadtbezirk ab 1809[6] |
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Hinter der Mauer am Wursthofe | 1–11, Bezirk 66 – Neues Hospital |
Hinter der Mauer am Köpenicker Thor | 12–24, Bezirk 65 – Neue Roßstraße |
Hinter der Mauer an der Lappstraße | 25–32, Bezirk 64 – Salzhof |
Freiheit der Stadt[7] | 33–46, Bezirk 64 – Salzhof |
An der Gertrauden und Spreegassenbrücke (bis 30. Mai 1825) | 47–61, Bezirk 20 – Schicklerstraße |
Seit 15. Januar 1865 (Einführung der 2. Generation der Stadtbezirke) gehören die Hausnummern 1–46 zum Stadtteil Alt-Kölln (vorher: Neu-Kölln).[8]
Seit 1969 trägt nur noch das Straßenstück zwischen Sperlingsgasse und Gertraudenbrücke die Bezeichnung Friedrichsgracht.
Filme
- Filmsequenz des alten Bauzustandes: Der tapfere Schulschwänzer aus dem Jahr 1967.
Literatur
- Ehrenfried Kluckert: Berlin – Photographien von Waldemar Titzenthaler. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1987, ISBN 3-87584-195-6, S. 30.
- Herbert Schwenk: Lexikon der Berliner Stadtentwicklung. Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung, Berlin 2002, ISBN 3-7759-0472-7, S. 99.
Weblinks
- Friedrichsgracht. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
Einzelnachweise
- Vermessungskarte K5, 2012 auf histomapberlin.de, abgerufen 8. September 2020
- Friedrich Nicolai:Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam, 1786 S. 67, Faksimile 1980, ISBN 3-7759-0231-7
- Zur Bedeutung des Hauses Friedrichsgracht Nr. 15 siehe Erika Schachinger: Alte Wohnhäuser in Berlin. Ein Rundgang durch die Innenstadt. Bruno Hessling, S. 40–43 (mit Grundrissen); Abbildungen Nr. 34–40
- Begriff bei Ernst Badstübner, Hannelore Sachs (Red.): Denkmale in Berlin und in der Mark Brandenburg. Ihre Erhaltung und Pflege in der Hauptstadt der DDR und in den Bezirken Frankfurt/oder und Potsdam. Böhlau, Weimar 1988, S. 380–383
- Grundriss bei Fabiano Pinto: art’otel. In: Bauwelt, 15/00, 20. April 2000, 91. Jahrgang, S. 28/29
- Amtliche Bekanntmachung vom 29. März 1809, Einführung der Stadtbezirke in Berlin, Vossische Zeitung Nr. 40, 1. April 1809
- Berlin, historisch und topographisch dargestellt, Seite 135, Ausgabe 1848
- Amtliche Bekanntmachung vom 30. Dezember 1864, Neue Bezirks-Einteilung (9–13) für Stadtteil Alt-Kölln, wirksam am 15. Januar 1865 – Berliner Intelligenz-Blatt Nr. 4, 4. Januar 1865