Friedhof am Perlacher Forst
Der Friedhof am Perlacher Forst ist ein städtischer Friedhof der Stadt München – nicht zu verwechseln mit dem Friedhof Perlach. Er befindet sich in der Stadelheimer Straße im Stadtteil Obergiesing (⊙ ).
Beschreibung
Im Friedhof gibt es neben circa 27.000 Grabplätzen zwei Ehrenhaine für KZ-Opfer. Es gibt Kriegsgräber polnischer Soldaten der NSZ[1][2][3] und ein Feld mit Gräbern so genannter Displaced Persons aus der Nachkriegszeit, darunter viele ehemalige Zwangsarbeiter.
In der Grabanlage für die Displaced Persons sind 1129 Tote aus zwölf Nationen bestattet. Dort befindet sich ein 1960 vom Münchner Bildhauer Konstantin Frick geschaffenes Mahnmal.[4]
Geschichte
Der Friedhof wurde vom damaligen Stadtbaurat Hermann Leitenstorfer geplant und 1931 für Bestattungen freigegeben. Anfangs Juli 1934 wurden auch die während der „Röhm-Affäre“ vom NS-Regime Hingerichteten der Strafanstalt Stadelheim, an die der Friedhof angrenzt, auf dem Friedhof begraben, bevor sie unter strenger Geheimhaltung am 21. Juli 1934 im Krematorium am Münchener Ostfriedhof eingeäschert wurden. Die Grabanlage für die Displaced Persons wurde 1960 angelegt. Dazu wurden auf anderen Münchner Friedhöfen bestattete ehemalige Zwangsarbeiter umgebettet.[4]
Gräber bekannter Persönlichkeiten
- Ludwig Friedrich Barthel (1898–1962), Lyriker und Oberarchivrat
- Stephan Beckenbauer (1968–2015), Fußballspieler und Fußballtrainer
- „Cicero“, bürgerlich Elyesa Bazna (1904–1970), Spion des Reichssicherheitshauptamtes
- Harald Dohrn (1885–1945), Sympathisant der Weißen Rose und Regimekritiker zur Zeit des Nationalsozialismus (Grabstätte 77-1-115 )
- Karl Forster (1928–1981), Theologe, Gründungsdirektor der Katholischen Akademie in Bayern, Professor für Pastoraltheologie
- Hans Hartwimmer (1902–1944), deutscher Widerstandskämpfer zur Zeit des Nationalsozialismus
- Wilhelm von Hebra (1885–1944), österreichischer Monarchist und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus
- Wilhelm Hoegner (1887–1980), „Vater“ der Bayerischen Verfassung, bayerischer Ministerpräsident, Ehrenbürger der Landeshauptstadt München
- Walter Holten (1897–1972), deutscher Schauspieler
- Werner Jacobs (1909–1999), deutscher Filmregisseur und -editor
- Peter Paul (1911–1985), deutscher Schauspieler
- Victor Pichlmayr (1927–2012), deutscher Physik- und Chemiemoderator des Telekolleg
- Helmut Rothemund (1929–2004), deutscher Politiker und Vorsitzender der Bayern-SPD
- Hans Quecke (1901–1945), Sympathisant der Weißen Rose und Regimekritiker zur Zeit des Nationalsozialismus (Grabstätte 77-1-116 )
- Toni Trepte (1909–1981), Maler, Grafiker, Bildhauer und Schriftsteller
- Astrid Varnay (1918–2006), Opernsängerin
- Adolf Ziegler (1899–1985), deutscher Schauspieler
- Folgende Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose:
- Hans Leipelt (1921–1945, anonymes Grab im Ehrenhain )
- Christoph Probst (1919–1943, Grabstätte 73-1-18)
- Alexander Schmorell (1917–1943, Grabstätte 76-1-26 )
- Hans Scholl (1918–1943, Grabstätte 73-1-18)
- Sophie Scholl (1921–1943, Grabstätte 73-1-18 )
- Marie-Luise Schultze-Jahn (1918–2010)
Siehe auch: Liste von Begräbnisstätten bekannter Persönlichkeiten
Literatur
- Lioba Betten – Thomas Multhaup: Die Münchner Friedhöfe – Wegweiser zu Orten der Erinnerung, MünchenVerlag, München 2019, ISBN 978-3-7630-4056-8, S. 66–73
- Irene Stuiber: Hingerichtet in München-Stadelheim. Opfer nationalsozialistischer Verfolgung auf dem Friedhof am Perlacher Forst., Kulturreferat der Landeshauptstadt München, 2004, ISBN 3-8334-0733-6 (PDF; 2,2 MB)
- Erich Scheibmayr, Letzte Heimat, München 1985, Eigenverlag
- Erich Scheibmayr, Wer? Wann? Wo?, München, 3 Teile, 1989, 1997, 2002, Eigenverlag
- KZ-Grab- und Gedenkstätte im Friedhof am Perlacher Forst, Stadt München, in: Constanze Werner: KZ-Friedhöfe und Gedenkstätten in Bayern, Schnell und Steiner: Regensburg 2011, ISBN 978-3795424831, Seite 43–49 (hier abweichende Jahreszahl (1902) für die Anlage des Friedhofes)
Weblinks
- Friedhof am Perlacher Forst auf www.muenchen.de
Einzelnachweise
- Polska Parafia Katolicka Monachium - Cmentarz Perlacher Forst. Abgerufen am 4. März 2018 (polnisch).
- Premier Morawiecki uczcił polskich współpracowników Gestapo. In: Portal STRAJK. (polnisch, strajk.eu [abgerufen am 4. März 2018]).
- Polish PM visits grave of Nazi collaborators, drawing fresh ire. (englisch, timesofisrael.com [abgerufen am 4. März 2018]).
- Helga Pfoertner: Mit der Geschichte leben. Bd. 1, Literareron, München 2001, ISBN 3-89675-859-4, S. 59–65 (PDF; 1,1 MB (Memento vom 28. April 2014 im Internet Archive))