Friedensbrücke (Bautzen)
Die Friedensbrücke (obersorbisch Móst měra) in Bautzen ist eine der größeren Steinbogenbrücken in Sachsen und neben der Autobahnbrücke der A 4 sowie der Brücke der Westtangente eine der drei wichtigsten die Spree querenden Verbindungen für den Straßenverkehr der Stadt. Die vier Korbbögen, die auf massiven Pfeilern und Widerlagern aufgesetzt sind, überspannen das tief eingeschnittene und steilwandige Spreetal in einer Höhe von über 20 Meter auf einer Länge von 181 Meter.
Geschichte
Die historischen Stadtzugänge über die Heilige-Geist-Brücke und die Hammermühlenbrücke erforderten die Ab- und Aufwärtsbewegung durch das Spreetal, was sich insbesondere im Zeitalter des zunehmenden Verkehrs im Zusammenhang mit der Industrialisierung als unbefriedigende Lösung herausstellte.
Nach zweijähriger Bauzeit wurde die Brücke 1909 mit dem Namen Kronprinzenbrücke durch den sächsischen König Friedrich August III. eingeweiht. Der Entwurf wurde seit 1903 von der Königlichen Straßen- und Wasser-Bauinspektion erstellt unter maßgeblicher Beteiligung des Bauamtmannes Artur Speck, der später auch die Realisierung des Projektes weitgehend mit koordinierte. Neben der erheblichen Verkehrserleichterung machte der Bau der Friedensbrücke erst jetzt eine bedeutendere Siedlungsflächenerschließung westlich der Spree möglich. Jahrhundertelang war die Stadt durch die natürliche Barriere des Flusses gezwungen gewesen, immer weiter nach Osten zu expandieren, so dass das historische Stadtzentrum sich immer weiter an den geographischen Rand der Siedlung verlagerte. Zwar lässt sich eine derartige Tendenz auch nach dem Brückenbau bis in unsere heutige Zeit weiterhin erkennen, allerdings entstand nach 1909 die Westvorstadt, die oft auch als Bautzen-Neustadt bezeichnet wird.
Im Zusammenhang mit der Schlacht um Bautzen im Zweiten Weltkrieg wurde die Brücke zusammen mit 16 weiteren Brücken am Abend des 20. April 1945 gesprengt[1] und dabei zu großen Teilen zerstört. Trotz erheblicher finanzieller Schwierigkeiten und mehrmaliger Bauunterbrechung infolge von Materialmangel konnte die neue Brücke bereits 1949 erneut dem Verkehr übergeben werden. Sie bekam den Namen Friedensbrücke als Mahnung an die Zerstörungen der Stadt im Krieg. Nach der Wende wurde eine erneute Überholung der Brücke notwendig, die zum großen Teil 1998 realisiert wurde. Die Erneuerung in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen wurde mehrfach als gelungenes Beispiel für den Umgang mit historischer Bausubstanz gewertet.
Nach 104 Jahren, in denen auch der Fernverkehr im Zuge der Bundesstraße 6 und Bundesstraße 96 (früher R 6/96 bzw. F 6/96) die Brücke nutzte und in Stoßzeiten für lange Staus auf der Brücke sorgte, wurde ihr diese Funktion mit der Eröffnung der Innenstadtumgehung Westtangente im Dezember 2013 entzogen.
Stadtansicht Bautzens von der Friedensbrücke
Beim Bau der Brücke wurde aus gestalterischen Gründen die Variante einer massiven Steinbrücke einer leichten, eleganten Konstruktion vorgezogen, obwohl es Festschreibungen und Forderungen für einen Mindestaufwand an Baustoffen gab. Die Massivität sollte dem trutzigen Stadtbild Bautzens gerecht werden. Trotzdem gab es auch kritische Stimmen, da das gewohnte malerische Stadtbild vom Ufer der Spree in einigen gewohnten Blickbeziehungen stark verändert bzw. durch die Brücke verstellt wurde. Allerdings ergaben sich von der Brücke selbst neue Einblicke auf die Stadt Bautzen. Der Blick von der Friedensbrücke ist heute das bekannteste Motiv der Stadt und gehört außerdem zu den am häufigsten verwendeten Fotomotiven in ganz Sachsen und findet sich regelmäßig auf Titelseiten von Büchern oder auf Kalendern zum Thema Sachsen wieder.
Einzelnachweise
- Bautzener Tageblatt vom 2. Mai 1945, Bericht über die Kämpfe um Bautzen
Literatur
- Hagen Schulz: Meilenstein sächsischer Verkehrsgeschichte – 100 Jahre Friedensbrücke Bautzen, Lusatia Verlag Bautzen 2009
Weblinks
- 9. Brückenbausymposium 1999, S. 16 (Memento vom 9. September 2003 im Internet Archive) (PDF-Datei, 71,8 kB)