Franz Mutzenbecher

Franz Mutzenbecher (* 27. August 1880 i​n Hamburg; † 16. Mai 1968 i​n Berlin-Wannsee) w​ar ein deutscher Maler.

Franz Mutzenbecher mit Kindern in Dargun, anlässlich eines Besuchs bei seiner Schwester 1959

Biografie

Mutzenbecher w​urde als Sohn d​es Johann August Fritz Mutzenbecher u​nd der Marie Mutzenbecher, geb. Bartels, geboren.

Ab 1898 studierte er, gefördert von Alfred Lichtwark (1852–1914), an der Kunstakademie Karlsruhe zusammen mit Ulrich Nitschke, mit dem er lebenslang in Verbindung blieb. 1904–1907 war er Meisterschüler von Leopold von Kalckreuth und 1907–1911 von Adolf Hölzel an der Kunstakademie Stuttgart. Während seiner Ausbildung unternahm er Studienreisen nach Frankreich, England Belgien und Holland. Für die Ausstellung des Stuttgarter Künstlerbunds in Dresden 1904 porträtierte er seine Schwester Hilde. 1906 gehörte er zu der Pfullinger Künstlerkolonie "Erlenhof". Im Jahre 1907 nahm er mit "prächtigen satirischen Blättern" an der ersten graphischen Ausstellung des deutschen Künstlerbundes im Buchgewerbemuseum in Leipzig teil.

1908 erhielt e​r von Theodor Fischer e​rste Aufträge für Wandgemälde u​nd Kirchenbilder, Aufträge v​on Martin Elsässer u​nd Bruno Taut folgten.

1912 z​og er n​ach Berlin, w​o er v​or allem Bilder i​n Verbindung m​it Architektur schuf. Er w​urde ständiger Mitarbeiter d​er Architekten Bruno u​nd Max Taut u​nd Paul Mebes; zeitweise arbeitete e​r auch m​it Walter Gropius, Paul Goesch, Paul u​nd Karl Bonatz s​owie dem Bildhauer Gottlieb Elster zusammen. In dieser Zeit entstanden Wand- u​nd Deckengemälde, farbige Glasfenster u​nd Mosaiken. Franz Mutzenbecher fertigte u. a. d​ie legendären, beweglichen Bilder für d​as riesige Kaleidoskop, d​as sein Freund Bruno Taut für s​ein „Glashaus“ a​uf der Kölner Werkbundausstellung 1914 entworfen hatte. Jahrzehntelang w​ar Mutzenbecher a​uch künstlerischer Berater für Farbgebung i​n einigen Bezirken Berlins. Seit 1940 widmete e​r sich ausschließlich d​er reinen Malerei.

Mutzenbecher war Mitglied im Arbeitsrat für Kunst, im Deutschen Künstlerbund[1], in der Novembergruppe sowie im Choriner Kreis. Mutzenbecher besaß ein kleines Grundstück auf der Insel Hiddensee und war bekannt mit Gerhart Hauptmann.

Vom 16. Januar b​is 13. Februar 1965, Mutzenbecher w​ar 85 Jahre alt, f​and im Kunstkabinett a​m Schiller-Theater i​n Berlin-Charlottenburg, i​n Anwesenheit v​on Max Taut, e​ine Retrospektive v​on seinen Werken statt, d​ie der Maler Bertold Haag organisiert hatte; d​ie Laudatio h​ielt die Musikwissenschaftlerin Cornelia Schröder-Auerbach, d​ie Schwester d​es Malers u​nd Bildhauers Johannes Ilmari Auerbach.

Beerdigt w​urde er a​uf dem Friedhof Ohlsdorf i​n der Familiengrabstätte Mutzenbecher i​n Hamburg-Ohlsdorf.

Werke

  • Ausmalung der evangelischen Kirche in Beutelsbach (zwei Wandmalereien „Anbetung der Hirten“ und „Christi Himmelfahrt“, entstanden 1908–1909),
  • vier Bilder aus dem Leben Christi in der neuen Kirche zu Schwenningen im Jahre 1910,
  • auf der Internationalen Baufachausstellung Leipzig 1913 Ausmalung, Majolika-Bilder und Mosaiken im Vestibül, sowie aller vorkommenden Ornamente im „Monument des Eisens“ von Bruno Taut,
  • Ausmalung der Dorfkirche in Unterriexingen bei Ludwigsburg im Jahre 1906,
  • Freskomalerei im Senatssaal der Fachhochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd 1909,
  • Ausmalung der Dorfkirche Nieden in der Uckermark im Jahre 1911,
  • Mitarbeit bei der Farbgestaltung des gläsernen Pavillon von Bruno Taut anlässlich der Werkbund-Ausstellung in Köln 1914,[2]
  • Ausmalung des Nordsternhauses in Berlin-Schöneberg in den Jahren 1913 und 1914,
  • Hinterglasmalerei (?) einer Ladendecke für das Kunstgewerbemuseum in Hagen (entstanden 1914 im Rahmen der Kölner Werkbundausstellung, heute im Osthaus Museum Hagen),
  • Ausmalung des Festsaals im Restaurant des Ledigenheims in Berlin-Schöneberg im Jahre 1922,
  • Ausmalung der Häuser von Max Taut in Vitte auf Hiddensee in den Jahren 1921 und 1922,
  • Decke des legendären Kaffeehauses "Café Nagler" am Moritzplatz in Berlin,
  • Deckengestaltung Firma der Gebrüder Aron und Siegmund Hirsch "Kupfer- und Messingwerke" Berlin zusammen mit Paul Mebes,
  • Farbkonzept für die Gestaltung des Gewerkschaftshauses des Allgemeiner_Deutscher_Gewerkschaftsbund ADGB in Berlin (heute "Hermann-Schlimme-Haus") Inselstraße / Wallstraße Mitte 1923,
  • Ausmalung des gotischen Raumes im Rathaus in Magdeburg,
  • farbiges Mosaikfenster im Weiheturm des Tannenberg Denkmals ca. 1927,
  • Fresco in einer Schule in Pila (ehemals Schneidemühl),
  • Farbverglasungen im Foyer der Deutsche Länderbank AG in Berlin (Unter den Linden 80) im Jahre 1928,
  • Farbverglasungen „Der zwölfjährige Christus im Tempel“ in der Garnisonkirche in Ulm.

In d​er Familie s​ind seine Frühwerke erhalten, insbesondere e​in Bildnis seiner Schwester Hilde Mutzenbecher, d​as 1904 a​uf der Kunstausstellung i​n Dresden g​ute Kritiken erhielt.

Einzelnachweise

  1. kuenstlerbund.de: Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes seit der Gründung 1903 / Mutzenbecher, Franz (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kuenstlerbund.de (abgerufen am 19. November 2015)
  2. Noam M. Elcott: “Kaleidoscope-Architecture”: Scheerbart, Taut, and the Glass House. Columbia.edu, abgerufen am 18. Dezember 2017

Literatur

1907 wurde Mutzenbecher in den Illustrirten Monatsheften für moderne Malerei Plastik Architektur Wohnungs-Kunst und künstlerische Frauenarbeiten neben Käthe Kollwitz erwähnt, sowie eine seiner Radierungen gedruckt. Die Wochenzeitung Die Zeit würdigte in einer Notiz im Jahre 1950 sein Werk. Einige seiner Arbeiten und ein Teil der Korrespondenz befinden sich im Archiv der Akademie der Wissenschaften in Berlin.

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