Frankenlied
Das Frankenlied, auch Lied der Franken genannt, ist die inoffizielle Landeshymne von Franken und eines der bekanntesten Studentenlieder. Es wird in den Regierungsbezirken Unterfranken, Mittelfranken und Oberfranken auch bei offiziellen Anlässen gesungen, meistens nach der Deutschen Nationalhymne und der Bayernhymne. Der Text stammt von Joseph Victor von Scheffel (1859), die Melodie von Valentin Eduard Becker (1861).
Entstehung
Scheffel schrieb Die Wanderfahrt als literarisches Zeugnis der Wanderlust im Sommer 1859. Damals weilte er mehrere Wochen im Kloster Banz beim Staffelstein. Vertont von V. E. Becker wurde daraus das "Frankenlied".
Sowohl im Internet als auch in Liederbüchern existieren mehrere verschiedene Versionen, die sich zumeist nur in Kleinigkeiten unterscheiden. Der Liedtext enthält auch inhaltliche Unstimmigkeiten. So ist der Winzer Schutzherr eigentlich der Heilige Urban, der Heilige Kilian gilt als der Patron des Frankenlands. Auch gibt es keinen heiligen Veit von Staffelstein, wohl aber in der Nähe einen heiligen Veit vom Ansberg; es könnte sich aber auch um einen der vierzehn Nothelfer der benachbarten Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen handeln. Die eigentliche Begründung für den Heiligen Veit von Staffelstein ergibt sich wahrscheinlich aus der Geschichte des Staffelberges heraus. Dort lebten von 1696 bis 1929 Eremiten, die dort ihren frommen Dienst versahen. Von Scheffel setzte dem Eremiten Ivo Hennemann mit seinem Lied ein unvergängliches Denkmal. So wird in Scheffels Text beschrieben, wie er zum „Veit“ hinauf steigt (siehe Strophe 4) und dessen gut gelagerten Wein trinkt (siehe Strophe 6). Der heilige Veit ist Schutzpatron u. a. der Bierbrauer und Winzer.
Notentext
- als Druckversion
- als Hörbeispiel mit Finale 2010 erstellt
zum Vergleich der verschiedenen Fassungen:
Liedtext
- 1. Strophe
- Wohlauf, die Luft geht frisch und rein,
- wer lange sitzt, muss rosten.
- Den allerschönsten1 Sonnenschein
- lässt uns der Himmel kosten.
- Jetzt reicht mir Stab und Ordenskleid
- der fahrenden Scholaren.
- Ich will zur schönen Sommerszeit
- ins Land der Franken fahren,
- valeri, valera, valeri, valera,
- ins Land der Franken fahren!
- 2. Strophe
- Der Wald steht grün, die Jagd geht gut,
- schwer ist das Korn geraten.
- Sie können auf des Maines Flut
- die Schiffe kaum verladen.
- Bald hebt sich auch das Herbsten an,
- die Kelter harrt des Weines.
- Der Winzer Schutzherr Kilian
- beschert uns etwas Feines,
- valeri, valera, valeri, valera,
- beschert uns etwas Feines.
- 3. Strophe
- Wallfahrer ziehen durch das Tal
- mit fliegenden Standarten.
- Hell grüßt ihr doppelter Choral
- den weiten Gottesgarten.
- Wie gerne wär’ ich mitgewallt,
- ihr Pfarr’ wollt mich nicht haben!
- So muss ich seitwärts durch den Wald
- als räudig Schäflein traben,
- valeri, valera, valeri, valera,
- als räudig Schäflein traben.
- 4. Strophe
- Zum heil’gen Veit[1] von Staffelstein
- komm ich empor gestiegen,
- und seh’ die Lande um den Main
- zu meinen Füßen liegen.
- Von Bamberg bis zum Grabfeldgau
- umrahmen Berg und Hügel
- die breite stromdurchglänzte Au.
- Ich wollt’, mir wüchsen Flügel,
- valeri, valera, valeri, valera,
- ich wollt’, mir wüchsen Flügel.
- 5. Strophe
- Einsiedelmann ist nicht zu Haus’,
- dieweil es Zeit zu mähen.
- Ich seh’ ihn an der Halde drauß’
- bei einer Schnitt’rin stehen.
- Verfahr’ner Schüler Stoßgebet
- heißt: Herr, gib uns zu trinken!
- Doch wer bei schöner Schnitt’rin steht,
- dem mag man lange winken,
- valeri, valera, valeri, valera,
- dem mag man lange winken.
- 6. Strophe
- Einsiedel, das war missgetan,
- dass du dich hubst von hinnen!
- Es liegt, ich seh’s dem Keller an,
- ein guter Jahrgang drinnen.
- Hoiho, die Pforten brech’ ich ein
- und trinke, was ich finde.
- Du heil’ger Veit von Staffelstein
- verzeih mir Durst und Sünde,
- valeri, valera, valeri, valera,
- verzeih mir Durst und Sünde!
1 je nach überlieferter Textfassung „allerschönsten“ (meistrezipiert),[2] „allersonn’gsten“[3] oder „allersonnigsten“ (nicht singbar, da eine Silbe zu viel)[4]
Fränkischer Zusatz
Nicht offizieller Bestandteil des Frankenliedes sind die volkstümlich ergänzten Strophen sieben, acht und neun von Gerd Backert, Hermann Wirth und Karl Frisch, welche die von Napoleon verursachte Einverleibung Frankens durch Bayern musikalisch-dichterisch kritisieren. In anti-bayerischen Fassungen des Frankenliedes, die den Spottnamen „Rucksack-Bayern“ enthalten, kommt der Ärger mancher Franken über diese Vereinnahmung und über den Raub fränkischer Kulturgüter zum Ausdruck. Ein Volksgut im Sinne eines Volksliedes oder gar einer Hymne stellen sie jedoch nicht dar. Die Verbreitung ist, wenn überhaupt, sehr regional oder politisch motiviert.[5][6][7][4][8]
- 7. Strophe
- O heil’ger Veit von Staffelstein,
- beschütze deine Franken
- und jag’ die Bayern aus dem Land!
- Wir wollen’s ewig danken.
- Wir wollen freie Franken sein
- und nicht der Bayern Knechte.
- O heil’ger Veit von Staffelstein,
- wir fordern uns’re Rechte!
- 8. Strophe
- Napoleon gab als Judaslohn
- – ohn' selbst es zu besitzen –
- ganz Franken und die Königskron’
- den bayrischen Komplizen.
- Die haben fröhlich dann geklaut
- uns Kunst, Kultur und Steuern,
- und damit München aufgebaut.
- Wir müssen sie bald feuern!
- 9. Strophe
- Drum, heil’ger Veit von Staffelstein,
- Du Retter aller Franken:
- Bewahre uns vor Not und Pein,
- weis’ Bayern in die Schranken!
- Wir woll’n nicht mehr geduldig sein,
- denn nach zweihundert Jahren,
- woll’n wir – es muss doch möglich sein –
- durch’s freie Franken fahren!
Andere Verwendung der Melodie
Im Schwäbischen Albverein wird bei offiziellen Anlässen auf die gleiche Melodie das Albvereinslied gesungen. Der Text beginnt mit den Worten „Nun steckt dies Zeichen an den Hut, ihr Albvereinsgenossen“. Der Text stammt vom Gründungsmitglied Eugen Nägele und wurde im Juni 1890 in den „Blättern des Schwäbischen Albvereins“ vorgestellt.[9]
Weblinks
- Der Dichter, der die „Lande um den Main“ beschrieb: Victor von Scheffel. Text zu Victor von Scheffel, mit Tonaufnahme der Klampfengruppe Bad Staffelstein (bad-staffelstein.de)
Einzelnachweise
- Veit ?
- z. B. Wohlauf, die Luft geht frisch und rein – Notenblatt online bei lieder-archiv.de
- z. B. „In’s Land der Franken fahren“: Zur Religiosität einer weinseligen Nationalhymne. In Volker von Wegen: Eichendorffs politischer Wald: ein Beitrag zur grünen Geschichte der deutschen Lande. Wagner Verlag, 2009. ISBN 3866834888, ISBN 9783866834880, S. 98 (Textzitat online bei Google Books)
- Lied der Franken. Abgerufen am 19. September 2013.
- Napoleon, Strauß, Seehofer. FAZ, 13. September 2013, abgerufen am 19. September 2013.
- Bundesland Franken. Nürnberger Zeitung (Franken-Wiki), 21. Mai 2013, abgerufen am 19. September 2013.
- …des Frangnlied von Görchla und seiner Fraa. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 29. Januar 2016; abgerufen am 19. September 2013. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Frankenlied. Abgerufen am 19. September 2013.
- Georg Fahrbach: Im Albverein vor 50 Jahren. In: Blätter des Schwäbischen Albvereins, Nr. 1, Januar 1941, S. 6.