François-Xavier Menoud
François-Xavier Menoud (* 26. Juli 1821 in La Magne; † 15. September 1904 in Freiburg) war ein Schweizer Politiker und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Biografie
Er war katholisch und von La Joux-La Magne. Seine Eltern waren Joseph Menoud (geb. 1799), und Marguerite geb. Menoud. Joseph Menoud war ein wohlhabender Landwirt und stammte aus einer Familie lokaler Notabeln: Er war Ammann von La Magne, Friedensrichter und Grossrat (1831–1847). François-Xavier Menoud heiratete Marie Frossard, Tochter des François-Laurent Frossard (1789–1874), Kantonsrichters, Grossrats (1831, 1848–1866, 1871–1874) und Staatsrats (1831–1839). Als Liberaler und gemässigter Radikaler verbündete sich Frossard 1856 mit den Konservativen und wurde Kantonsrichter. Er spielte eine grosse Rolle in der Karriere von François-Xavier Menoud, dessen Bruder Félicien (1832–1924) Ammann von La Joux und einer der Organisatoren der Volksversammlung von Posieux (1852) war. Paul Menoud (1861–1916), Sohn des François-Xavier, war Polizeikommissar, Grossrat (1901–1915) und Gemeinderat der Stadt Freiburg (1907–1916). Nach seiner Polizeitätigkeit war er Verwalter der Brauerei Beauregard, bevor er in der Kantonalen Gebäudeversicherung arbeitete.
François-Xavier Menoud besuchte die Primarschule seines Heimatdorfes und ab 1834 den Unterricht des Chorherrn Lhoste in Romont. Anschliessend war er Schüler des Kollegiums St. Michael, das er mit der Matura abschloss, um dann zwei Jahre am Theresianum in Innsbruck zu unterrichten (1845–1846). Nach Freiburg zurückgekehrt (1847), war er Sekretär des Erziehungsrats, als der Sonderbundskrieg ausbrach, an dem er als Unterleutnant teilnahm. 1847 bis 1848 arbeitete er zehn Monate lang in der Kanzlei des Anwalts Louis de Wuilleret. Wegen seiner Teilnahme an einem gescheiterten Aufstand (22. Oktober 1848) musste er vier Jahre im Ausland verbringen. Er lebte in Frankreich, gab Privatunterricht in Lyon (1848) und war dann als Hauslehrer in der Familie des Vicomte de La Chapelle in Uxelles (1849–1851) tätig. Nach Freiburg zurückgekehrt, studierte er an der Rechtsakademie (1852–1854) und absolvierte gleichzeitig ein Praktikum bei Notar Tissot. Am 21. November 1854 erwarb er sein Notarspatent. Als Notar war er im Greyerzbezirk (1852–1854) und im Saanebezirk (1854–1876) tätig.
Menouds politische Karriere begann im Grossen Rat: Nach seiner Wahl im Dezember 1856 war er 45 Jahre lang Abgeordneter, bis er 1901 zurücktrat und seinen Platz seinem Sohn Paul überliess. Er war auch unter der Bundeskuppel aktiv: Sechsmal entsandte ihn der Grosse Rat in den Ständerat, in dem er von 1872 bis 1883 sass. Am 8. Mai 1874 wurde er ein erstes Mal in den Staatsrat gewählt, lehnte aber diese Ehre aus beruflichen – er zögerte, sein florierendes Notariat aufzugeben – und familiären Gründen ab, da ihm sein Schwiegervater Frossard davon abriet. An seiner Stelle wurde Alphonse Théraulaz Staatsrat. Am 1. August 1876 wurde Menoud als Nachfolger Perrouds zum zweiten Mal in den Staatsrat gewählt und übernahm die Baudirektion (1876–1878). Von 1878 bis 1881 war er Justizdirektor und verfasste die Strafprozessordnung und die Gesetze über den Zivilstand und die Ehe.
An der Spitze der Finanzdirektion (1882–1892) zeigte er sein wahres Können. In Fortsetzung des Werkes von Louis de Weck-Reynold reduzierte er die Staatsschuld, indem er für den Kanton günstige Konvertierungsanleihen ausgeben liess. Er änderte das Registrierungsgesetz (1882) und konnte das Gesetz über die Staatsbank (1892) in Kraft setzen.
Rasch war Menoud einer der starken Männer der Regierung, deren Präsidium er mit Weck-Reynold und dann mit Alphonse Théraulaz teilte: 1878, 1880, 1882, 1884, 1886, 1887, 1889, 1891 und 1892 amtierte er als Primus inter pares des Staatsrats. Als eifriger Konservativer der «alten Schule» stellte er sich dem Aufstieg Georges Pythons und der jungen ultramontanen Konservativen nicht entgegen. Dafür wurde der ehrwürdige Magistrat und neunmalige Staatsratspräsident belohnt, indem man ihn zum Direktor der Staatsbank ernannte, ein Amt, das er bis 1900 ausübte.
Menoud spielte eine grosse Rolle in Wirtschaftsangelegenheiten. So war er an der Reorganisation der Brauerei Beauregard beteiligt, sass im Verwaltungsrat der Westschweizerischen Eisenbahngesellschaft (1877–1889) und der Jura-Simplon-Bahn (1890–1900). Er war Vizepräsident und dann Präsident des Aufsichtsrats der Kantonalbank und gehörte den Verwaltungsräten der kantonalen Hypothekarkasse (1881–1893) und der Schweizerischen Hypothekenbank (1889–1902) an.
Von 1900 an zog er sich aufgrund seines hohen Alters und seiner schwächlichen Gesundheit immer mehr aus der Politik und dem Geschäftsleben zurück und überliess seinen Platz seinem Sohn Paul. Am 15. September 1904 starb er in Freiburg im Alter von 84 Jahren. Mit ihm verschwand einer der letzten Akteure der Ereignisse von 1848 und der 1856 an die Macht gelangten Generation. Menoud war eine interessante Persönlichkeit: ein Notar, der in der Politik Erfolg hatte und in den Jahren 1880–1890 (mit Alphonse Théraulaz) zum starken Mann des Kantons wurde, der mit Finanzen umzugehen wusste und seine Karriere an der Spitze der neuen Staatsbank beendete, der Konkurrentin der von den Radikalen gegründeten Kantonalbank.
Literatur
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.