Fortsetzungssatz von Choquet

Der Fortsetzungssatz v​on Choquet i​st ein mathematischer Lehrsatz, d​er angesiedelt i​st im Übergangsfeld zwischen d​em Gebiet d​er Maßtheorie u​nd dem Gebiet d​er Funktionalanalysis u​nd der a​uf den Mathematiker Gustave Choquet zurückgeht. Er zeigt, d​ass für e​inen Hausdorff-Raum e​in von i​nnen reguläres lokal endliches Maß a​uf der zugehörigen borelschen σ-Algebra s​chon unzweideutig festgelegt i​st durch d​ie zugehörige reelle Mengenfunktion a​uf dem Mengensystem d​er kompakten Teilmengen, sofern d​iese Mengenfunktion für s​ich allein s​chon gewissen einfachen (und naheliegenden) Bedingungen genügt. Der choquetsche Fortsetzungssatz i​st eng verknüpft m​it dem Darstellungssatz v​on Riesz-Markov-Kakutani u​nd seine Bedeutung l​iegt nicht zuletzt darin, d​ass der Darstellungssatz a​uf ihn zurückgeführt werden kann.[1][2][3]

Formulierung des Satzes

Der Satz lässt s​ich formulieren w​ie folgt:[4][5]

Gegeben sei ein Hausdorff-Raum , versehen mit der borelschen σ-Algebra und dem Mengensystem der kompakten Teilmengen von .
Weiter gegeben sei eine Mengenfunktion
,
welche den folgenden Bedingungen genügen möge:
(R_1) Für mit gilt stets
.
(R_2) Für gilt stets
.
(R_3) Für mit gilt stets
.
(R_4) Zu und gibt es stets eine offene Umgebung von dergestalt, dass für alle mit gilt:
.
Unter diesen Gegebenheiten kann auf genau eine Weise zu einem von innen regulären lokal endlichen Maß
fortgesetzt werden.
Es ist also
und dabei hat man für alle
.

Erläuterungen und Anmerkungen

  • Ehrhard Behrends und Jürgen Elstrodt (und ebenso viele andere Autoren) bezeichnen die im choquetschen Fortsetzungssatz genannten Maße auf borelschen σ-Algebren von Hausdorff-Räumen als Radon-Maße.[6][7]
  • Der Fortsetzungssatz beinhaltet also die Aussage, dass für einen Hausdorff-Raum die Radon-Maße und die auf dem System der kompakten Teilmengen definierten, den Bedingungen (R_1), (R_2), (R_3), (R_4) genügenden Mengenfunktionen einander umkehrbar eindeutig entsprechen.
  • In seiner Darstellung des Fortsetzungssatzes zeigt Elstrodt – anschließend an die 1968er Arbeit On the generation of tight measures des polnischen Mathematikers Jan Kisyński – dass man an die Stelle der Bedingung (R_4) die sogenannte Straffheitsbedingung (S) setzen kann, welche folgendes besagt:[8]
(S) Für mit gilt stets
.
  • Wie Elstrodt anmerkt, gibt es in der Fachliteratur verschiedene Varianten des Fortsetzungssatzes. Die hierzu entstandene rege Forschungstätigkeit hat gezeigt, dass die Straffheitsbedingung hinsichtlich der Fortsetzbarkeitsfrage von wesentlicher Bedeutung ist.[7]

Quellen und Hintergrundliteratur

  • Ehrhard Behrends: Maß- und Integrationstheorie (= Hochschultext). Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, London, Paris, Tokyo 1987, ISBN 3-540-17850-3 (MR1028059).
  • Jürgen Elstrodt: Maß- und Integrationstheorie (= Springer-Lehrbuch - Grundwissen Mathematik). 7., korrigierte und aktualisierte Auflage. Springer-Verlag, Heidelberg, Dordrecht, London, New York 2011, ISBN 978-3-642-17904-4, doi:10.1007/978-3-642-17905-1.
  • J. Kisyński: On the generation of tight measures. In: Studia Mathematica. Band 30, 1968, S. 141–151 ().
  • Dirk Werner: Funktionalanalysis. 6., korrigierte Auflage. Springer-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-72533-6.

Einzelnachweise

  1. Ehrhard Behrends: Maß- und Integrationstheorie. 1987, S. 205 ff
  2. Jürgen Elstrodt: Maß- und Integrationstheorie. 2011, S. 328 ff
  3. Dirk Werner: Funktionalanalysis. 2007, S. 89–90
  4. Behrends, op. cit., S. 206–207
  5. Elstrodt, op. cit., S. 331–332
  6. Behrends, op. cit., S. 196
  7. Elstrodt, op. cit., S. 313
  8. Elstrodt, op. cit., S. 331 ff
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.