Flughunde
Die Flughunde (Pteropodidae) sind eine Säugetierfamilie aus der Ordnung der Fledertiere (Chiroptera). Sie sind die einzige Familie der Überfamilie Pteropodoidea und bilden zusammen mit den Hufeisennasenartigen (Rhinolophoidea) die Unterordnung Yinpterochiroptera.[1] Die Familie umfasst rund 40 Gattungen mit knapp 200 Arten.
Flughunde | ||||||||||||
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Kalong-Flughund (Pteropus vampyrus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Überfamilie | ||||||||||||
Pteropodoidea | ||||||||||||
J. E. Gray, 1821 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Familie | ||||||||||||
Pteropodidae | ||||||||||||
J. E. Gray, 1821 |
Verbreitung
Flughunde sind in tropischen und subtropischen Regionen in Afrika (einschließlich Madagaskar und den Seychellen), im indischen Ozean (Malediven), dem südlichen Asien, Australien und dem westlichen Ozeanien verbreitet. In der EU ist lediglich der Nilflughund auf der Insel Zypern anzutreffen. Sie gehört geographisch zu Asien.
Beschreibung
Flughunde stellen die größten Fledertierarten dar. Der Kalong erreicht eine Flügelspannweite von bis zu 170 Zentimetern und manche Arten haben eine Kopfrumpflänge von bis zu 40 Zentimetern. Allerdings sind viele Arten kleiner und die größten Fledermaus-Arten sind deutlich größer als die kleinsten Flughunde-Arten.
Im Körperbau entsprechen die Flughunde den übrigen Fledertieren, die Flugmembran wird von den verlängerten zweiten bis fünften Fingern gespannt und reicht bis zu den Fußgelenken. Allerdings haben die meisten Flughunde – mit Ausnahme des Langschwanzflughundes (Notopteris) – keinen oder nur einen sehr kurzen Schwanz. Auch das Uropatagium (die Schwanzflughaut) ist nur ein schmaler Streifen entlang der Hinterbeine. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zu den Fledermäusen ist eine Kralle am zweiten Finger, die bei den meisten Flughundarten vorhanden ist, bei den Fledermäusen jedoch fehlt.
Die Gesichter der Flughunde sind einfach gebaut. Die Nasen besitzen keine Nasenblätter und ihre kleinen, ovalen Ohren keinen Tragus. Die Schnauzen sind oft verlängert, was zu dem hundeartigen Aussehen und ihrem deutschen Namen geführt hat.
Lebensweise
Flughunde sind in erster Linie dämmerungs- oder nachtaktiv. Sie legen bei der Nahrungssuche oft weite Strecken zurück, tagsüber schlafen sie kopfüber hängend. Im Gegensatz zu Fledermäusen findet man Flughunde oft auf Bäumen an exponierten Stellen hängend.
Ein weiterer Unterschied zu den Fledermäusen ist das Fehlen der Echoortung – außer bei den Rosettenflughunden. Flughunde haben gut entwickelte Augen und einen ausgezeichneten Geruchssinn. Aufgrund des warmen Klimas in ihrem Verbreitungsgebiet halten sie keinen Winterschlaf. Während die größeren Arten oft in großen Gruppen zusammenleben, wobei sie große Kolonien mit bis zu 500.000 Tieren bilden können und ein komplexes soziales Verhalten entwickeln, sind die kleineren Arten eher Einzelgänger.
Nahrung
Flughunde ernähren sich pflanzlich, von Nektar, Pollen, Früchten und Blüten. Eine Reihe von Arten ist dadurch für die Vegetation wichtig, da sie beim Verzehr von Früchten Samen transportieren oder auch Blüten bestäuben (Chiropterophilie). Größere Kolonien vermögen so in einer Nacht mehrere hunderttausend Samen zu verbreiten, wie dies etwa bei den afrikanischen Palmenflughunden nachgewiesen wurde, wodurch Pflanzen wieder in bereits entwaldete Regionen gelangen können.[2]
Fortpflanzung
Selbst der Geschlechtsakt wird kopfüber durchgeführt. Meistens bringen die Weibchen nur einmal im Jahr ein einzelnes Jungtier zur Welt. Trächtige Weibchen sondern sich oft von den Männchen ab und bilden Wochenstuben, in denen sie den Nachwuchs großziehen. Flughunde sind relativ langlebige Tiere, sie erreichen ein Alter von bis zu 30 Jahren.
Gefährdung
Acht Arten sind laut IUCN ausgestorben, 22 weitere gelten als gefährdet oder stark gefährdet.
Der Hauptgrund für die Bedrohung der Arten ist die Zerstörung ihres Lebensraums durch Rodung der Wälder. Viele Arten sind darüber hinaus auf kleinen Inseln endemisch und daher besonders anfällig für Störungen des Ökosystems. Manche Arten werden vom Menschen als Schädlinge betrachtet, weil sie die Früchte in Obstplantagen fressen, oder sie werden ihres Fleisches wegen gejagt.
Die Regierung von Mauritius hat im Oktober 2015 beschlossen, 20 Prozent der Population von Pteropus niger zu töten, weil die Tiere angeblich die Ernte von Mangos und Litschis schädigen. Tierschützer und die Weltnaturschutzunion IUCN warnten, das könne die Art an den Rand des Aussterbens bringen.[3]
Systematik
Externe Systematik
Ob die Fledertiere (Flughunde und Fledermäuse) monophyletisch sind, das heißt, sich aus einem gemeinsamen Vorfahren entwickelt haben, oder sich unabhängig voneinander entwickelten und nur ein Beispiel konvergenter Evolution darstellen, war längere Zeit umstritten. Heute geht man aber meist von der Monophylie der Fledertiere aus. Näheres siehe unter Systematik der Fledertiere.
Interne Systematik
Traditionell wurden die Flughunde in zwei Unterfamilien unterteilt: Den Eigentlichen Flughunden (Pteropodinae) stand eine Gruppe kleinerer Tiere gegenüber, die sich durch eine lange Zunge auszeichnen und sich vorwiegend von Nektar ernähren, diese wurden als Langzungenflughunde (Macroglossinae) bezeichnet. Jüngere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass diese Einteilung nicht haltbar ist.
Die interne Systematik der Flughunde ist noch immer umstritten und Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Die folgende Einteilung in Gattungsgruppen basiert weitgehend auf der phylogenetischen Untersuchung von Kate E. Jones u. a.: A Phylogenetic Supertree of Bats.[4] Die Autoren verwenden für die Taxa keinen Rang im klassischen Sinn. Die Bezeichnung aller acht Gruppen als Tribus mit der Endung -ini (hier und in den verlinkten Artikeln) ist daher willkürlich gewählt. Manchmal findet man einzelne Gruppen auch im Rang einer Unterfamilie (-inae) oder einer Subtribus (-ina).
- Die Kurznasenflughunde (Cynopterini) haben eine kurze Schnauze, die Nasenlöcher sitzen auf kurzen Röhrchen.
- Die Röhrennasenflughunde (Nyctimenini) sind durch lange, röhrenförmige Nasen gekennzeichnet.
- Die Rosettenflughunde (Rousettini) haben ihren Namen von einer Fellzeichnung im Kehlbereich, zu ihnen zählen unter anderem der Palmenflughund und der Nilflughund.
- Die Epaulettenflughunde (Epomophorini) sind durch epaulettenartige Schulterzeichnung charakterisiert, zu dieser Gruppe zählt unter anderem der Hammerkopf.
- Die Langzungenflughunde (Macroglossini) im engeren Sinn (siehe oben) sind durch eine lange Zunge gekennzeichnet.
- Die Spitzzahnflughunde (Harpyionycterini) unterscheiden sich im Aufbau der Zähne von den anderen Flughundarten.
- Bei den Nacktrückenflughunden (Dobsoniini) sind die Flugmembranen hinten zusammengewachsen, was den Eindruck eines nackten Rückens ergibt.
- Die Eigentlichen Flughunde (Pteropodini) umfassen die größten Flughunde.
Die Entwicklungsgeschichte der Flughunde kann in folgendem Diagramm zusammengefasst werden:
Flughunde (Pteropodidae) |
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Literatur
- Justin A Welbergen, Stefan M Klose, Nicola Markus, Peggy Eby: Climate change and the effects of temperature extremes on Australian flying-foxes. In: Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences. Band 275, Nr. 1633, 22. Januar 2008, S. 419–425, doi:10.1098/rspb.2007.1385.
- Stefan M. Klose: The flying fox manual. A new handbook for wildlife carers in Australia. In: Acta Chiropterologica. Band 8, Nr. 2, Dezember 2006, S. 573–574, doi:10.3161/1733-5329(2006)8[573:BR]2.0.CO;2.
Weblinks
Einzelnachweise
- Yinpterochiroptera Springer, Teeling, Madsen, Stanhope and Jong, 2001 bei ITIS
- Mariëlle L. van Toor, M. Teague O’Mara, Michael Abedi-Lartey, Martin Wikelski, Jakob Fahr und Dina K.N. Dechmann: Linking colony size with quantitative estimates of ecosystem services of African fruit bats. Current Biology 29 (7), 2019, S. PR237-R238, doi:10.1016/j.cub.2019.02.033
- iucn.org
- Kate E. Jones, Andy Purvis, Ann MacLarnon, Olaf R. Bininda-Emonds, Nancy B. Simmons: A phylogenetic supertree of the bats (Mammalia: Chiroptera). In: Biological Reviews of the Cambridge Philosophical Society. Band 77, Nr. 2, 2002, S. 223–259, doi:10.1017/S1464793101005899 (molekularesystematik.uni-oldenburg.de [PDF; 5,2 MB; abgerufen am 3. April 2014]).