Fiona Hill
Fiona Hill (* Oktober 1965 in Bishop Auckland, County Durham, England) ist eine ehemalige US-amerikanische Sicherheitsbeamtin, deren Spezialgebiet die ehemalige Sowjetunion, sowie russische und europäische (eurasische) Beziehungen sind (National Intelligence Officer für Russland und Eurasia). Von 2006 bis 2009 arbeitete sie unter den Präsidenten George W. Bush und Barack Obama als National Intelligence Officer für Russland und Eurasia im Nationalen Sicherheitsrat der USA (NSC).
Hill verfasste mehrere Bücher, in denen sie sich mit Themen im Zusammenhang mit Russland, dem Kaukasus, Zentralasien, regionalen Konflikten, Energie und strategische Fragen, insbesondere mit Wladimir Putin auseinandersetzte. Von US-Präsident Donald Trump wurde sie im März 2017 zur Sonderberaterin (Special Assistant to the President) und Leitende Direktorin für europäische und russische Angelegenheiten (Senior Director for European and Russian Affairs) im National Security Council (NSC) ernannt. Im Juli 2019 trat Hill von diesem Posten zurück. Hill wurde durch den Rüstungskontrollexperten Timothy (Tim) Morrison ersetzt, der seit Juli 2018 als Leitender Direktor für Massenvernichtungswaffen und biologische Verteidigung beim NSC tätig war.[1][2][3][4][5] Im Rahmen der Untersuchungen in der Ukraine-Affäre sagte Hill als Ex-Mitarbeiterin von Präsident Donald Trump am 14. Oktober 2019 in einer mehrstündigen nichtöffentlichen Befragung vor dem Kongress aus.[6][7] Am 21. November 2019 sagte sie vor dem House Permanent Select Committee on Intelligence des Repräsentantenhauses dann auch öffentlich in der Ukraine-Affäre aus. Bei der Befragung machte sie ihr Unbehagen über die undurchsichtige Rolle von Trumps persönlichem Anwalt Rudy Giuliani deutlich. Außerdem verurteilte sie die Republikaner dafür, Verschwörungstheorien zu verbreiten, die nur der russischen Regierung in die Hände spielten, die diese Theorien in die Welt gesetzt hätten.[8]
Leben
Fiona Hill wurde 1965 im Nordosten Englands als Tochter des Bergmanns Alfred Hill († 2012) und dessen Frau June (geb. Murray) geboren. Als die meisten Kohlebergwerk in den 1960er Jahren geschlossen wurden, plante der Vater in die USA auszuwandern, um in den Bergwerken von Pennsylvania oder West Virginia zu arbeiten. Wegen der Krankheit seiner Mutter (Fionas Großmutter) musste er allerdings seinen Traum von einer Auswanderung in die USA aufgeben. Die Familie litt finanzielle Not und Fiona nahm bereits im Alter von dreizehn Jahren Gelegenheitsjobs an, um die Familie zu unterstützen.[9][10] [11][12]
Nach dem Besuch der Bishop Barrington School studierte sie an der University of St Andrews in Schottland Russisch und Moderne Geschichte, erhielt ein Stipendium von der University St Andrews und konnte 1987/88 ihre Russischkenntnisse an der Staatlichen Linguistischen Universität Moskau (Maurice Thorez Institut für Fremdsprachen) vervollständigen – Hill spricht fließend Russisch. 1989 schloss sie ihr Studium (in St Andrews) mit einem M.A. ab. Während dieser Zeit fasste sie noch ganz unterschiedliche Karriere-Optionen ins Auge: Übersetzerin, Journalistin oder auch eine Tätigkeit im UK-Außenministerium.[13][14]
Während sie ein Praktikum bei NBC machte, lernte sie dann zufällig einen amerikanischen Professor kennen, der sie auf die Möglichkeit von US-Stipendien für Russlandstudien hinwies.[15][16] 1989 konnte sie das angesehene Frank Knox Memorial Stipendium (Frank Knox Memorial Fellowship) für ein post-graduate Studium an der Harvard University erlangen und schloss dieses Studium 1991 mit einem M.A. mit einer regionalen Studie der UdSSR ab.[17] Von 1991 bis 1999 hatte sie eine Reihe von Positionen an der John F. Kennedy School of Government (HKS) inne, u. a. Koordinator der Trilateralen Studie über Japanisch-Russisch-USA Beziehungen (1992), Leiterin eines Projekts über ethnische Konflikte in der ehemaligen Sowjetunion (1993/1994), stellvertretende Leiterin des Projekts Stärkung demokratischer Institutionen (1994–1999), Direktorin des jährlichen US-russischen Symposiums über Finanz- und Direktinvestitionsmöglichkeiten in Russland (1996–1999).[18]
Bereits 1998 wurde sie (in Harvard) mit der Dissertation In Search of Great Russia: Elites, Ideas, the State, and the Pre-Revolutionary Past in the New Russia 1991–1996 promoviert (Richard Pipes war ihr Doktorvater)[19][20] In dieser Zeit lernte sie Kenneth Keen, ihren späteren Ehemann kennen.[21]
1999 bis 2000 arbeitete sie als Direktorin für Strategische Planung bei der Eurasia Foundation in Washington D.C. 2002 nahm sie die US-Staatsbürgerschaft an.
Von 2006 bis 2009 war sie unter den Präsidenten George W. Bush und Barack Obama als National Intelligence Officer for Russia and Eurasia im Nationalen Sicherheitsrat der USA (NSC) tätig.[22]
2009 wurde sie Mitarbeiterin der Brookings Institution, einer etablierten Denkfabrik, wo sie von 2009 bis 2017 als Direktorin des Center on the United States and Europe (Zentrum für die Vereinigten Staaten und Europa) arbeitete.
Als sie von Trump berufen wurde, ließ sie sich vom Brookings-Institut beurlauben (Leave of Absence).[23]
Bücher/Artikel (Auswahl)
- Fiona Hill/Pamela Jewett: Back in the USSR: Russia’s Intervention in the Internal Affairs of the Former Soviet Republics and the Implications for United States Policy Toward Russia, Cambridge: Harvard University, JKF School of Government, Strengthening Democratic Institutions Project, Jan. 1994
- Fiona Hill/Clifford G. Gady: The Siberian Curse: How Communist Planners Left Russia Out in the Cold. Brookings Institution Press, Washington D.C. 2003
- Energy Empire: Oil, Gas and Russia's Revival. Brookings Institution Press, Washington D.C. 2004
- Fiona Hill: Moscow discovers soft power. Brookings Institution Press, Washington D.C. 2006
- Fiona Hill/Omer Taspinar: Russia and Turkey in the Caucasus: Moving Together to Preserve Status quo?. Russie.Nei.Visions , no 8, Januar 2006, Ifri Research Programme Russia/NIS.
- Fiona Hill/Clifford G. Gaddy: Mr. Putin: Operative in the Kremlin. Brookings Institution Press, Washington D.C. 1. Aufl. 2013, erweiterte 2. Aufl. 2015
- Brookings Institution – Artikelsammlung/Fiona Hill
- There is Nothing for You Here. Houghton Mifflin, Boston 2021, ISBN 978-0-358-57431-6.
Weblinks
Einzelnachweise
- Foreign Policy 18. Juni 2019: Trump’s Top Russia Aide to Depart. Fiona Hill will be replaced by the arms control expert Tim Morrison, signaling a possible shift toward nuclear talks.
- U.S. NRC (United States Nuclear Regulatory Commission): Timothy Morrison
- Homeland Preparedness News 16. November 2018: National Security Council official frames nation’s biodefense plan for Blue Ribbon Panel members
- CNN 18. Juni 2019: Top Russia expert leaving Trump's National Security Council
- Heavy 14. Oktober 2019: Fiona Hill: 5 Fast Facts You Need to Know
- New York Post 14. Oktober 2019: Ex-White House Russia expert Fiona Hill delivers impeachment testimony
- taz 16. Oktober 2019: Fiona Hill vor dem US-Kongress. Ihre Worte erhöhen den Druck
- Impeachment: Russland-Expertin: Republikaner verbreiten Märchen. In: SZ.de. Süddeutsche Zeitung, 21. November 2019, abgerufen am 22. November 2019 (dt).
- CBS News 21. November 2019: Hill says Sondland was sent on "domestic political errand" in Ukraine – s. hier Opening Statement von Fiona Hill
- The Times 4. März 2017: Miner’s daughter tipped as Trump adviser on Russia
- BBC 22. November 2019: Fiona Hill: UK coal miner's daughter turned top US Russia expert
- The Guardian 21. November 2019: Fiona Hill: the Durham miner's daughter creating waves in DC
- Harvard – The Graduate School of Arts and Sciences: Fiona Hill Q & A
- Harvard Alumni 6. Januar 2014: Fiona Hill PhD ’98
- Harvard Alumni 6. Januar 2014: Fiona Hill PhD ’98
- Harvard – The Graduate School of Arts and Sciences: Fiona Hill Q & A
- Harvard – The Graduate School of Arts and Sciences: Fiona Hill Q & A
- Brookings Institution: Fiona Hill
- Harvard Alumni 6. Januar 2014: Fiona Hill PhD ’98
- Ihre (unveröffentlichte) Dissertation wird zitiert in Tom Bjorkman: Russia’s Road to Deeper Democracy. Brookings Institution Press. Washington D.C. 2003, S. 118 + Angela Stent, Ursula Pesch u. a.: Putins Russland. Reinbek bei Hamburg 2019, S. 40
- Harvard Alumni 6. Januar 2014: Fiona Hill PhD ’98
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