Filipino-Amerikaner
Die Filipino-Amerikaner, auch Fil-Ams genannt, sind die zweitgrößte asiatische Bevölkerungsgruppe in den Vereinigten Staaten von Amerika. Als Filipino-Amerikaner werden Menschen bezeichnet, die ihre Herkunft auf die Philippinen zurückführen können und die philippinische und US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzen. Die meisten Filipino-Amerikaner leben in den Bundesstaaten Kalifornien, Hawaii, New Mexico, Florida und im Großraum New York.
Kultur
Die Philippinen sind aufgrund der über dreihundertjährigen spanischen Kolonialherrschaft und der über fünfzigjährigen US-amerikanischen Besetzung das am weitesten verwestlichte Land in Südostasien. Der britische Historiker Arnold Joseph Toynbee bezeichnete die Philippinen als ein Teil Lateinamerikas, welche durch eine gigantische Welle in den Orient gespült wurde. Das nicht zuletzt auch durch die ehemalige Zugehörigkeit zum ehemaligen Neuspanien und die spanisch gefärbte, philippinische Kultur. Die meisten Filipinos besitzen aus diesem Grund auch spanische Vor- und Nachnamen. Dadurch, dass die Philippinen vom 12. Dezember 1898 bis zum 4. Juli 1946 unter der US-amerikanischen Besetzung lebten, erfuhr der Archipel Anfang des 20. Jahrhunderts unter anderem auch einen Einfluss der US-amerikanischen Kultur. Aber auch nach dem Ende der Besetzung durch die US-Amerikaner übernahmen die Filipinos amerikanische Gewohnheiten. Englisch wurde auch zur ersten Fremdsprache, die man an den meisten philippinischen Schulen lehrte. Weiter führt dies dazu, dass etliche Menschen zwar spanische Nachnamen tragen, dafür aber englische Vornamen. Aus all diesen Gründen gibt es für einen Filipino, welcher in die USA auswandert, keinen allzu großen Kulturschock. Trotz allem gibt es auch auf den Philippinen bei manchen Leuten eine Antipathie gegenüber den Vereinigten Staaten (siehe auch Philippinisch-Amerikanischer Krieg).
Sprache
Auf den Philippinen ist Englisch Geschäftssprache, Schulsprache, und auch die Regierung macht davon Gebrauch. Filipino ist die offizielle National- und Amtssprache (siehe auch Sprachen der Philippinen) sowie das Zeichen ihrer philippinischen Identität, mit der sie die Unabhängigkeit gegenüber Spanien erlangten. Für die Eltern der in den Vereinigten Staaten lebenden Kinder ist es ein besonderes Anliegen, dass ihre Kinder Tagalog oder den Dialekt ihrer Provinz beherrschen, damit sie sich mit ihren Verwandten in ihrer alten Heimat in der jeweiligen Sprache unterhalten können. In der amerikanisch-asiatischen Gesellschaft wird Tagalog (über 2,25 Millionen Mitglieder) mehr gesprochen als Chinesisch (2,6 Millionen).
Ausbildung
Die Filipino-Amerikaner legen großen Wert auf eine gute Ausbildung in den Vereinigten Staaten. Viele Filipinos legen in den Staaten eine Hochschulabschlussprüfung ab, um später auf die Philippinen zurückzukehren, vor allem in den Fächern Medizin, Architektur, Ingenieurwesen und Kunst. 40 Prozent der philippinischen Akademiker studierten in den Vereinigten Staaten.
Wirtschaft
Aufgrund des hohen Ausbildungsniveaus genießen die Filipinos ein Leben in der amerikanischen Mittelklasse. Dies gilt besonders für die, die im Gesundheitswesen tätig sind. Denn aufgrund des Mangels an Pflegepersonal in den Vereinigten Staaten versuchen die meisten amerikanischen Krankenhäuser philippinisches Pflegepersonal – mit für Filipinos attraktiven Löhnen – zu rekrutieren, weil philippinische Arbeitskräfte wesentlich billiger als andere Immigranten sind.
Religion
Anders als die meisten Länder in Asien (Osttimor ausgenommen) sind die Filipinos fromme und praktizierende Katholiken, dies als Folge der lang währenden spanischen Kolonialherrschaft. Filipinos sind traditionell gottesfürchtige Menschen und legen großen Wert darauf regelmäßig die Kirche zu besuchen, in der Bibel zu lesen und ihre Kinder im katholischen Glauben zu erziehen.
Gemeinschaft
Anders als die meisten Minderheiten in den Staaten neigen die Filipino-Amerikaner nicht dazu, wie zum Beispiel die Latinos oder Chinesen, Stadtteile in der Art von Chinatown oder Spanish Harlem allein zu besitzen. Filipinos findet man in den Städten eher verstreut, mit Ausnahmen in Kalifornien und Hawaii, wo es sogenannte Filipinotowns gibt.
Politik
Filipino-Amerikaner galten traditionell als gesellschaftspolitisch rechts und wert-konservativ, und als solche auch vorwiegend als Wähler der Republikanischen Partei.[1]
Tatsächlich erreichten die Republikaner während der Präsidentschaftswahl 2000 mit ihrem Präsidentschaftskandidaten George W. Bush die Mehrheit der filipino-amerikanischen Wähler und erlangten während der darauffolgenden Präsidentschaftswahlen 2004 sogar eine noch größere Mehrheit mit einem Verhältnis von beinahe zwei zu eins gegenüber der Demokratischen Partei und ihrem Kandidaten John Kerry.[2][3]
In den letzten Jahren ist jedoch ein politischer Wandel innerhalb der Gemeinschaft der Filipino-Amerikaner zumindest hinsichtlich ihres Wahlverhaltens zu beobachten. So ist eine deutliche Wählerverschiebung hin zur Demokratischen Partei feststellbar: Bei den Präsidentschaftswahlen 2008 wählte die Filipno-Amerikaner mehrheitlich den Kandidaten der Demokratischen Partei, Barack Obama.[4] Laut einer Umfrage des Asian American Legal Defense and Education Fund unter Asiatischen Amerikanern aus 37 Städten, stimmten 65 % der Filipino-Amerikaner bei den Präsidentschaftswahlen 2012 für Obama.[5]
Diskriminierungen
In vielen Bereichen, wie zum Beispiel im Baugewerbe, werden Filipino-Amerikaner immer noch diskriminiert, beispielsweise verdient ein Filipino immer noch viel weniger als seine Hispanics- oder afroamerikanischen Kollegen. Die Filipino-Amerikaner kämpfen schon seit Jahrzehnten für Gleichberechtigung an ihren Arbeitsplätzen. Ein weiteres Problem stellen rassistisch motivierte Übergriffe dar, einschließlich des Mordes im Jahre 1999 an dem Filipino-Amerikaner Joseph Ileto durch die Aryan Nations. Es ist auch von Fällen die Rede, wo Filipinos mit ungerechtfertigten Ausweisungen und Visaablehnungen schikaniert wurden.
Bekannte Filipino-Amerikaner
- Allen Pineda Lindo alias Apl De Ap, Rapper der Band The Black Eyed Peas.
- Bruno Mars Sänger und Songwriter
- Anthony Ruivivar, aus der Serie Third Watch – Einsatz am Limit
- Lalaine Vergara-Paras, Schauspielerin
- Casandra Ventura alias Cassie, R&B Sängerin
- Richard Quitevis alias DJ QBert, DJ und Mitbegründer der Turntablism-Szene
- Rob Schneider, Schauspieler und Drehbuchautor
- DJ Babu, DJ, Mitglied der Beat Junkies und der Dilated Peoples
- Billy Crawford, Sänger und Songwriter
- Chad Hugo, Musikproduzent und Mitglied bei The Neptunes und N.E.R.D.
- Vanessa Hudgens, aus Disney’s High School Musical
- Darren Criss, aus Glee (Fernsehserie)
Literatur
- Rick Baldoz: The Third Asiatic Invasion: Empire and Migration in Filipino America, 1898-1946. NYU Press, New York 2011, ISBN 9780814791097.
- Veltisezar Bautista: The Filipino Americans from 1763 to the Present: Their History, Culture, and Traditions. Bookhaus Publishers 1998, ISBN 0931613175.
- Isabelo T. Crisostomom: Filipino Achievers in the U.S.A. & Canada: Profiles in Excellence. Bookhaus Publishers 1995, ISBN 0931613116.
- Allan Punzalan Isaac: American Tropics: Articulating Filipino America. University of Minnesota Press 2007, ISBN 0816642745.
- Yen Le Espiritu: Home Bound: Filipino American Lives across Cultures, Communities, and Countries. University of California Press 2003, ISBN 0520235274.
Weblinks
Siehe auch
Einzelnachweise
- Thomas Chen: WHY ASIAN AMERICANS VOTED FOR OBAMA. PERSPECTIVE MAGAZINE. 26. Februar 2009. Archiviert vom Original am 26. August 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 14. August 2014: „A survey of Filipino Americans in California—the second largest Asian American ethnic group and traditionally Republican voters“
- Bendixen & Associates and The Tarrance Group: National Poll of Asian Pacific Islanders on the 2004 Election. In: New American Media. Pacific News Service. 14. September 2004. Archiviert vom Original am 19. August 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 14. August 2014.
- Jim Lobe: Asian-Americans lean toward Kerry. In: Asia Times, 16. September 2004. Archiviert vom Original am 28. Juni 2011. Abgerufen am 14. August 2014.
- Thomas Chen: Why Asian Americans Voted for Obama. In: PERSPECTIVE. Harvard University. 26. Februar 2009. Archiviert vom Original am 30. April 2010. Abgerufen am 14. August 2014.
- Ujala Sehgal: New Findings: Asian American Vote in 2012 Varied by Ethnic Group and Geographic Location. In: Press release. Asian American Legal Defense and Education Fund. 17. Januar 2013. Abgerufen am 14. August 2014.