Feuerstein von Feuersteinsberg

Die Grafen Feuerstein v​on Feuersteinsberg w​aren ein s​ehr altes Vorarlberger, ursprünglich a​us Bregenz stammendes, österreichisches Adelsgeschlecht, d​as in Böhmen Güter erwarb u​nd dort ansässig wurde.

Wappen der Grafen Feuerstein von Feuersteinsberg 1793

Geschichte

St. Jodok in Bezau
Schloss Nadějkau
August Querfurt: Schlacht bei Kollin (Heeresgeschichtliches Museum Wien)

Zu d​en ältesten u​nd angesehensten Namen d​es Bregenzerwaldes gehörte j​ener der Familie Feuerstein. Die fortlaufende Reihe d​er Landammänner begann dieses e​inst mit besonderen Rechten u​nd Freiheiten ausgestatteten Tales, d​ie nach germanischer Sitte i​m Freien, a​uf der umwaldeten Höhe d​er Bezegg v​om Volke gewählt wurden, m​it Wilhelm v​on Fröwis i​m Jahre 1400, d​er seinem Amte b​is 1410 vorstand. Dessen dritter Nachfolger w​ar Johann I. Feuerstein v​on Schnepfau, v​om Jahre 1434–1445, sodann 1446–1451 u​nd endlich b​is 1462; Heinrich Feuerstein v​on Bezau v​on 1461 u​nd wieder 1471–1478; Johann II. Feuerstein v​on Schnepfau i​m Jahre 1500 s​owie 1508–1511; Jacob I. Feuerstein v​on Andelsbuch († 1543) v​on 1506–1508, 1518–1529 u​nd von 1535–1539. Am 19. April 1524 s​oll Kaiser Karl V. diesem z​u Nürnberg e​inen Wappenbrief gegeben haben. An d​er Inschrift a​uf einem Denkstein erschien i​m Jahre 1564 e​in Jacob II. Zu bemerken sei, d​ass kein Geschlecht d​es Bregenzerwaldes b​is zum Jahre 1726 e​ine solche Anzahl v​on Landammännern zählte, a​ls das d​er Feuerstein. Am 12. Jänner 1807 w​urde von d​er königlich bayerischen Regierung d​iese Landsmannschaft aufgelöst. Keiner d​er unten angeführten Kaspars w​aren Landammänner.[1]

Kaspar I. Feuerstein († 24. März 1570), verheiratet m​it Elisabeth Rüberin († 12. Dezember 1578), erhielt a​m 6. (nach anderen 20.) April 1559 z​u Augsburg v​on Kaiser Ferdinand I. e​inen weiteren Wappenbrief, i​n welchem e​s heißt „dass e​r in dreissig Jahr lang, erstlich i​n etlich ansehnlichen Feldzügen u​nd sonderlich i​n der schmalkaldischen Empörung i​n der Besatzung z​u Bregenz, u​nd dann hernach a​ls Landschreiber i​m Bregenzerwald s​ich erzeigt hat.“ Tatsächlich weilte d​er Kaiser v​om 1. Jänner b​is 21. August 1559 dort.[1]

Ein erbländisch-österreichischer Wappenbrief mit der Gämse wurde nach Angabe des k. k. Adelsarchivs von Erzherzog Ferdinand II. von Tirol am 10. April 1589 zu Innsbruck für Caspar II. Feuerstein ausgestellt. Kaiser Rudolph II. erteilte am 8. März 1605 in Prag für des obigen Söhne Kaspar III., gleichfalls Landschreiber, verehelicht am 20. Jänner 1605 mit Christina Meusburgerin, und seinen älteren Bruder Jos (Jodok, Jodocus) nebst ihren ehelichen Nachkommen nachstehendes Wappen. Gabriel (* 8. Juni 1607 in Bezau; † 7. April 1652 ebenda), dessen Sohn, wurde im Jahre 1629 als erzherzoglicher Hauptmann Leopolds V. in Tirol bestellt und erschien auf einer Tafel in der Kapelle auf dem Schnepfegg: „Gabriel Feuerstein Ihrer fürstlichen Durchlaucht der Erzherzogin Claudia [Leopolds V. Witwe seit 1632 und Vormünderin ihrer beiden Söhne] bestellter Hauptmann in vier vorarlbergischen Herrschaften“. Er besaß zwei Güter und Sitze zu Bezau und Krumbach, letzteres im vorderen Bregenzerwald gelegen und war seit dem 6. April 1633 mit Anna Greberin († 25. April 1675 in Bezau), vermählt. Deren Kinder waren: Franz Ignaz, Syndikus zu Feldkirch in Vorarlberg wurde der Adelsstand bestätigt sowie eine Wappenbesserung und Palatinat, am 3. Juli 1669 in Wien gegeben.

Andreas, Urenkel Kaspar IV., w​ie sein Vater Artillerist, zeichnete s​ich bei Wien 1683, i​n der Schlacht b​ei Zenta, Zweite Schlacht b​ei Höchstädt, hauptsächlich a​ber bei d​er zweiten Belagerung Landaus 1704 aus, w​o er a​ls Stuckhauptmann d​em Erzherzog u​nd nachmaligen Kaiser Joseph I. d​as Leben rettete, hierbei a​ber selbst fiel. Er h​atte zwei Söhne Anton Ferdinand u​nd Andreas Leopold.[2]

Anton Ferdinand (* 15. Dezember 1691 in Prag; † 26. Januar 1780 in Nadějkau) war kaiserlicher Oberstfeldzeugmeister und Kommandant der gesamten kaiserlichen Feldartillerie. Er soll mit dem Großkreuz des Maria-Theresien-Ordens dekoriert worden sein.[3] Er kaufte am 29. März 1761 Nadějkau mit Starčova Lhota bei Tabor für 80.000 fl. sowie am 31. Jänner 1763 das nahe gelegene Gut Ružena von der Frau Apollonia Scherzer von Kleinmühle, alle in Böhmen. Er blieb unverheiratet und starb im 90. Lebensjahr nach einer Lungenentzündung. Sein Bruder Andreas Leopold (* 15. November 1697; † 4. März 1774 in Nadějkau), war k. k. Geheimer Rat, kaiserlicher Feldmarschallleutnant der Artillerie (1. April 1759), der sich für die Leitung der Artillerie in der Schlacht bei Kolin und sofort nach dem Gefecht von Kaiserin Maria Theresia am 4. Juli 1757 zum Generalfeldwachtmeister befördert wurde. Gleiches galt für die Belagerung des Sonnensteins im folgenden Jahr. Er pflanzte das Geschlecht fort.[4][5] Beide wurden am 19. Januar 1757 zu Wien mit der Bestätigung des von ihren Voreltern geführten Prädikats von Feuersteinsberg, „Wohlgeboren“, und Wappenbesserung in den alten Freiherrenstand erhoben. Zeitgleich erhielten sie das Inkolat im Herrenstande für Böhmen und am 12. März des Jahres in Mähren.[6] Im Diplom heißt es: „Er [Anton Ferdinand] hat durch seine eifrigen Bemühungen das gesammte Feldartilleriecorps zu Unserer höchsten Zufriedenheit auf einen neu verbesserten Fuss gesetzt und eingericht, wesshalb die Kaiserin zur Erhebung zum General-Feldzeugmeister sich bewogen fühlte“.

Anton Franz Freiherr Feuerstein v​on Feuersteinsberg, Sohn d​es Andreas, k. k. Oberstwachtmeister d​er Artillerie, w​urde am 7. März 1793 z​u Wien i​n den Grafenstand m​it Wappenbesserung erhoben. Aus d​er Ehe dessen Sohnes Anton Franz m​it Johanna Gräfin v​on Sternberg a​uf Rudelsdorf (* 14. Juli 1770), stammte Anton Ferdinand (* 28. Juni 1789; † 12. März 1858 i​n Pressburg), k. k. Oberst d​er Artillerie. Er vermählte s​ich am 26. Oktober 1840 m​it der bayerischen Ehren-Stiftsdame z​u St. Anna i​n München Maria Elisabetha (* 1. September 1801 i​n Wien; † 13. Februar 1846 i​n Kritzendorf), Tochter d​es gewesenen k. k. Internuntius i​n Konstantinopel, d​ann Staatsrates, Ignaz Freiherrn v​on Stürmer. Der Graf l​ebte einige Jahre i​n Kritzendorf b​ei Klosterneuburg a​n der Donau a​ls Pächter d​es so genannten St. Florian-Hofes, e​ines ehemaligen Eigentums d​es Chorherrenstifts St. Florian i​m Lande o​b der Enns, welcher z​u jener Zeit d​em Konvent d​er Barmherzigen Brüder i​n der Leopoldstadt z​u Wien gehörte. Hier s​tarb die Gräfin m​it ihrer Tochter, d​ie beide i​n der dortigen Familiengruft ruhen.[7][2][8]

Mit d​em Tod Antons erlosch d​as gräfliche Geschlecht d​er Feuerstein v​on Feuersteinsberg.

Wappen

1605: In goldenem Schilde a​uf dreihügeligem Berge e​ine aufrechte Gämse i​n ihrer natürlichen Farbe, welche i​n ihren beiden Vorderfüßen e​in Feuereisen hält, a​uf dem Schilde e​in Stechhelm, beiderseits m​it gelber u​nd schwarzer Helmdecke, u​nd auf demselben e​in von solchen Farben gezierter Bausch, über welchem zwischen zweien m​it den Saxen einwärts gekehrten gelben Adlerflügeln abermals für s​ich das Vorderteil e​iner Gämse erscheint, d​ie wie u​nten im Schilde e​in Feuereisen hält.

1793: Quadrierter Schild mit Mittelschild. Mittelschild von Gold und Schwarz der Länge nach geteilt mit einer malteserkreuzförmigen Rosette von gewechselten Tinkturen. Die beiden Seitenblätter dieser Rosette haben die Form des im 1. und 4. Felde vorkommenden Feuerstahls, das obere und untere Blatt aber ist dreizackig. I und 4 in Gold auf grünem Boden eine einwärtsgekehrte Gämse natürlicher Farbe, welche mit beiden Vorderläufen einen schwarzen Feuerstahl hält. 3 und 4 in Silber ein einwärtsgekehrter roter Löwe. Über der Grafenkrone erbeben sich drei gekrönte Helme. Der rechte Helm, vor dem nach außen eine rote Fahne an einem roten Stiele mit goldener Spitze weht, trägt zwischen zwei goldenen Büffelshörnern, aus deren Mündungen drei Flammen kommen, die Gämse des 1. Feldes, ohne den Feuerstahl, wachsend. Auf dem mittleren Helme bricht eine Flamme hervor und auf dem linken wächst zwischen zwei von Gold und Schwarz quergeteilten Adlersflügeln mit gewechselten Tinkturen der rote Löwe des zweiten Feldes empor. Die Decken des rechten Helmes sind schwarz und golden, die des mittleren und linken Helmes rot und silbern.[9]

Literatur

  • Hermann Soltmann (Hrsg.): „Historisch-heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuch der gräflichen Häuser“, Verlag Julius Perthes, Gotha 1855, S. 209.
  • Deutsches Adelsarchiv, Ausschuss für Adelsrechtliche Fragen der Deutschen Adelsverbände, Deutscher Adelsrechtsausschuss: „Genealogisches Handbuch des Adels“, Ostsee, C. A. Starke, 1975, S. 260.
  • Jaromir Hirtenfeld, Hermann Meynert: „Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon“, 2. Band, D–G, Verlag Carl Gerold und Sohn, Wien 1852. S.401
  • Genealogisches Taschenbuch der deutschen gräflichen Häuser auf das Jahr 1840, S.185
Commons: Feuerstein von Feuersteinsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dr. Joseph Alexander Freiherr von Helfert (Hrsg.): „Mitteilungen der K. K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale“, Band 15, Verlag Carl Gerold und Sohn, Wien 1870, S. XCVII ff.
  2. Joseph Bergmann: „Landeskunde von Vorarlberg“, Verlag der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung, Innsbruck und Feldkirch 1868, S. 39 f.
  3. Johann Trajer: „Historisch-statistische Beschreibung der Diöcese Budweis“, Verlag F. Zdarssa, Budweis 1862, S. 657
  4. Jaromir Hirtenfeld, Hermann Meynert: „Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon“, 2. Band, D-G, Verlag Carl Gerold und Sohn, Wien 1852, S. 401 f.
  5. Antonio Schmidt-Brentano: Kaiserliche und k. k. Generale (1618–1815), Österreichisches Staatsarchiv/A. Schmidt-Brentano 2006, S. 31
  6. http://www.coresno.com/index.php/standeserhoehungen/181-rekem/4564-rekem
  7. Rudolf J. Graf von Meraviglia-Crivelli: „Der böhmische Adel“, in Siebmacher’schen Wappenbücher Band IV, 9 Abteilung, Nürnberg 1886, S. 121
  8. Die Gruft existiert nicht mehr, die Grabplatte befand sich noch bis in die 2000er Jahre an der Friedhofsmauer
  9. Prof. Dr. Ernst Heinrich Kneschke: „Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart: in heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung“, 1. Band, A-K, Verlag T. O. Weigel, Leipzig 1852, S. 131
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.