Ferdinand Piesen
Ferdinand Piesen (* 17. März 1909 in Krakau; † 26. September 1994 in Paris)[1] war ein deutscher Komponist und Übersetzer.
Leben
Er erhielt schon früh Klavier- sowie Orgelunterricht und besuchte zunächst die Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Textilindustrie. Danach studierte er am Neuen Wiener Konservatorium bei Carl Lafite und Ernest Kanitz. Zusätzlich ergänzte er seine Studien bei Josef Polnauer (Analyse).[1] Als Komponist trat er erstmals am 28. Januar 1930 öffentlich hervor, als zwei seiner Werke für Violine und Klavier von der Geigerin Hilde Rings im Wiener Konzerthaus aufgeführt wurden – Cantilene und Elegie.[2] Ab 1934 komponierte Piesen für das Wiener Kabarett Literatur am Naschmarkt[1][3] und schrieb die Musik zu so genannten „Mittelstücken“ von Autoren wie Lothar Metzl, Hans Weigel, Rudolf Weys,[4] Jura Soyfer und Friedrich Torberg.[5] Nach dem „Anschluss“ Österreichs wurde er von den Nationalsozialisten verfolgt und emigrierte 1938 nach Paris.[6] Dort arbeitete er als Pianist des Jean-Weidt-Balletts und als Privatlehrer. Zudem nahm er Unterricht bei Max Deutsch, einem Schüler Arnold Schönbergs.[6] Während der deutschen Besatzung wurde er inhaftiert und in verschiedenen Lagern interniert, zunächst im Stadion von Colombes, dann in den Lagern Meslay-du-Maine und Damigny, wo er auf die ebenfalls internierten Komponisten Max Deutsch und Marcel Rubin traf.[6]
Nach Kriegsende blieb er in Frankreich und verdiente seinen Lebensunterhalt auch als Übersetzer.[7] So übertrug er die ersten fünf Bände der Science-Fiction-Romanserie ZBV von Karl-Herbert Scheer ins Französische,[8] außerdem 10 Perry-Rhodan-Bücher, die als Bände Nr. 38 bis Nr. 42 in Frankreich veröffentlicht wurden.[8]
Werke (Auswahl)
Bühnenmusik
- Josua Graham oder Reichtum ist eine Last; Pimperloper (Text: Lothar Metzl), 1934[4]
- Marie oder Der Traum ein Film (Text: Hans Weigel), 1935[4][9]
- Die Wiener Festwoche des braven Soldaten Schwejk (Text: Rudolf Weys), 1935[4]
- Pinguine. Ein Polarnachtstraum (Text: Walter West alias Jura Soyfer, Fritz Tann alias Friedrich Torberg), 1936[5]
Kammermusik
- Cantilene für Violine und Klavier 1930
- Elegie für Violine und Klavier 1930
Literatur
- Alexander Rausch, Christian Fastl: Piesen, Ferdinand. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3046-5. Stand: 21. März 2005
Weblinks
- Bibliografie auf nooSFere.com
- Ferdinand Piesen im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (LexM), Stand: 3. August 2016
- Ferdinand Piesen, Foto 1934. In: Österreichische Literatur im Exil
Einzelnachweise
- Alexander Rausch, Christian Fastl: Piesen, Ferdinand. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3046-5. Stand: 21. März 2005
- Konzert mit Hilde Rings am 28. Januar 1930. In: Aufführungsdatenbank Wiener Konzerthaus
- Künstler-Akademie des Kabaretts Literatur am Naschmarkt am 17. Februar 1935. In: Aufführungsdatenbank Wiener Konzerthaus
- Kabarett und Satire im Widerstand 1933–1945. (PDF) In: IWK. Mitteilungen des Instituts für Wissenschaft und Kunst, Nr. 1/2. 1985, S. 4, 10, abgerufen am 26. Oktober 2019.
- Jura Soyfer – Aufführungen 1934–1945
- Hartmut Krones: Marcel Rubin in der französischen Emigration. In: Michael Cullin, Primavera Driessen Gruber (Hrsg.): Douce France? Musik-Exil in Frankreich 1933–1945. Böhlau, Wien, Köln, Weimar 2008, ISBN 978-3-205-77773-1 (Volltext in der Google-Buchsuche [abgerufen am 26. Oktober 2019]).
- Biografie auf perrypedia.proc.org
- Perry-Rhodan-Traducteur: Ferdinand Piesen (Memento vom 6. Juli 2009 im Internet Archive) als Übersetzer. Auf: perry-blary.eu (französisch)
- Marie oder Der Traum ein Film, Romantisches Lebensbild mit Musik von Ferdinand Piesen, auf: Zitate von Hans Weigel