Ferdinand Beit (Politiker)
Ferdinand Hermann Georg Beit (* 19. April 1858 in Hamburg; † 27. November 1928) war ein deutscher Unternehmer, Politiker der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft.
Leben
Beits Vater Ferdinand Beit Senior (1817–1870) war ein promovierter Arzt, Chemiker und Hamburger Unternehmer, der unter der Dachgesellschaft Beit & Co. die Beit & Philippi-Chilesalpeterfabrik und spätere chemische Fabrik für Buch- und Steindruckfarben in Hamburg-Winterhude am Goldbekkanal gründete.[1] Weiterhin war er Teilhaber der Elbhütten-Affinier- und Handelsgesellschaft, aus der er 1866 die Beitsche Silberscheide herauslöste und mit Hilfe der Norddeutschen Bank in die Norddeutsche Affinerie AG, die heutige Aurubis, wandelte.[2] Ebenfalls beteiligte er sich an der Gründung der Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG (BASF), die 1924 in der I.G. Farben AG aufging.
Seine Mutter Johanna (1829–1915) war die Tochter des Mannheimer Bankiers Seligmann Ladenburg.[3] Sein Cousin war der britisch-südafrikanische Gold- und Diamantenmagnat und spätere Mäzen Alfred Beit.[4]
Ferdinand Beit Junior besuchte die Realschule des Reformpädagogen Wichard Lange. Er lernte nach der Schulzeit für drei Jahre im Export- und Importhauses Philippi & Speyer. Nach seiner Militärzeit als „Einjährig-Freiwilliger“, die er in Altona absolvierte, verließ er Deutschland für längere Zeit und stieg bei seiner Rückkehr in das Export- und Importgeschäft seines Vaters ein. 1885 wurde er Investor bei den Unternehmungen von Heinrich Alfred Michahelles. Zehn Jahre später gründeten die beiden Gesellschafter in Schulau eine große Zuckerraffinerie mit eigenem Bahnanschluss und Elbanleger, die innerhalb weniger Jahre 500 Arbeiter beschäftigte.[5] Zur Erleichterung des Produktion wurde 1901 eine der ersten elektrischen Zahnradbahnen, die Zahnradbahn Zuckerfabrik Schulau in Betrieb genommen.
Ferdinand Beit bewohnte nach dem Tod seiner Mutter Johanna die 1890/1891 von Martin Haller errichtete Villa Beit Milchstraße Ecke Harvestehuder Weg in Hamburg-Pöseldorf.[6]
Politik
Beit engagierte sich im „Verein Hamburger Bürger zu St. Georg von 1886“. Dort war er vor allem in den 1890er Jahren ein Streiter gegen den aufkommenden Antisemitismus. In St. Georg war vor allem der führende Hamburger Antisemit und spätere Reichstagsabgeordnete Friedrich Raab einer seiner Gegenspieler.[7] Im Jahr 1900 unterlag er ihm in einer Stichwahl um den Vorsitz des Bürgervereins. Daraufhin verließ er den Verein mit der Begründung: „Ein liberaler Mann aber, der auf politische Ehre hält, muss einem solchen Verein den Rücken kehren.“
Beit wurde das erste Mal 1895 in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt. Die Wahlparole war Neues Blut – nach den bei der Hamburger Choleraepidemie von 1892 gemachten Erfahrungen. Zunächst war er Mitglied der linken Fraktion, als diese jedoch immer mehr nach rechts rückte, verließ er sie und wurde Mitbegründer der Vereinigten Liberalen und später der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Im März 1919 wurde er für die DDP Mitglied in der ersten Hamburgischen Bürgerschaft der Weimarer Republik. Beit saß dort für seine Partei bis 1924.[8]
Ehrungen
Im Hamburger Stadtteil St. Georg wurde 1948 die ehemalige „Hohe Straße“ in Ferdinand-Beit-Straße umbenannt.
Literatur und Weblinks
- Eric Zinnow: Die BeitChronik, Würzburg 1995, Handschrift Staatsarchiv Hamburg
- Ursula Büttner: Politischer Neubeginn in schwieriger Zeit. Wahl und Arbeit der ersten demokratischen Bürgerschaft 1919-21, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, Hamburg 1994, S. 136.
- „Blätter aus St. Georg“ des Bürgervereins St. Georg vom Dezember 2008, Seite 11 (PDF-Datei; 1,41 MB)
Einzelnachweise
- Dieter Thiele / Reinhard Saloch, Vom Wiesengrund zum Industriegürtel, Kanalfahrten durch Geschichte und Gegenwart, Geschichtswerkstatt Barmbek, 2002, Seite 83
- Mit dem Erfolg kam das Gift, Norddeutsche Affinerie besteht seit 125 Jahren, Hamburger Abendblatt Nr. 135 vom 13. Juni 1991, Seite 18 (PDF-Datei; 1,56 MB)
- siehe NDB Eintrag zu Ferdinand Beit (1817–1870)
- Alfred Beit. Hamburger und Diamantenkönig, Stammtafel Familie Beit Seite 139 (PDF-Datei; 4,32 MB)
- siehe Artikel 100 Jahre St. Marien in Wedel im Hamburger Abendblatt vom 12. Juni 2004, abgerufen am 8. September 2008 unter
- Ralf Lange: Architekturführer Hamburg, Stuttgart 1995, ISBN 3-930698-58-7 auch als google book
- Daniela Kasischke-Wurm: Antisemitismus im Spiegel der Hamburger Presse während des Kaiserreichs, S. 327ff.
- Mitgliederverzeichnis der Hamburgischen Bürgerschaft 1859 bis 1959, Kurzbiografien, Kopien der Sammlung Mönckeberg, Von A-Z, Band 1 von 8