Fassbombe
Eine Fassbombe ist eine improvisierte Explosionswaffe, die aus Luftfahrzeugen abgeworfen wird.
Beschreibung
Typischerweise besteht eine Fassbombe aus einem mit Sprengmitteln und Metallteilen gefüllten Fass.[1] Die zerstörerische Wirkung beruht auf der Sprengstoffmenge in einem solchen Behälter[2] und der verheerenden Wirkung der Metallteile, vor allem auf „weiche Ziele“.
Die Herstellung von Fassbomben ist billiger und einfacher als die normaler Fliegerbomben. Das explosive Material kann beispielsweise aus Düngemittel wie Ammoniumnitrat und Heizöl bestehen (ANC-Sprengstoffe). Als Behälter können auch andere Metallgefäße verschiedener Art und Größe in Frage kommen, beispielsweise modifizierte alte Heizkessel oder Warmwasserboiler, die auch mit Leitflügeln versehen sein können. Zur Zündung werden Zündschnüre oder Aufschlagzünder verwendet.[3] Diese Bestandteile, die weitgehend aus dem zivilen Sektor stammen, ermöglichen auch international isolierten Staaten den Bau dieser Waffe.[4]
Aufgrund der improvisierten Anordnung sind Sprengkraft und Splitterwirkung von Fassbomben deutlich geringer als bei konventionellen Splitterbomben, bei denen Sprengstoffart, Form und Splittermantel aufwendig optimiert wurden. Aufgrund der Beschaffenheit ist zudem ein zielgenauer Einsatz fraglich, wodurch der militärische Nutzen in Frage steht. Human Rights Watch bezeichnete den Einsatz von Fassbomben als „mit hoher Wahrscheinlichkeit wahllos im Sinne des Kriegsrechts und damit unzulässig“, nachdem die irakische Armee Fassbomben einsetzte.[5]
Einsatz
Palästina
Fassbomben wurden erstmals von der Irgun Tzwa'i Le'umi bei Terroranschlägen gegen die britische Mandatschaft in Palästina eingesetzt. Als Transportmittel wurden Lkw verwendet.[6][7]
Vietnam
Während des Vietnamkrieges wurden Fassbomben von den US-amerikanischen Streitkräften gegen Lager der Vietcong eingesetzt, sowie bei letztlich erfolglosen Versuchen, Waldflächen niederzubrennen.[8]
Syrien
Die syrischen Luftstreitkräfte sollen Fassbomben seit August 2012 im syrischen Bürgerkrieg einsetzen.[9][10][11] Die syrische Regierung bestreitet dies.[12]
Irak
Nach Angaben von Human Rights Watch soll die irakische Armee wiederholt Fassbomben zum Kampf gegen den IS eingesetzt und dabei wahllos über dicht besiedelten Gebieten abgeworfen haben, was den Tod vieler Zivilisten zur Folge hatte.[13]
Weblinks
Einzelnachweise
- Damien McElroy: Syrian regime deploys deadly new weapons on rebels. (deutsch: Das syrische Regime verwendet neue Waffen gegen die Rebellen.). In: Telegraph. 31. August 2012, abgerufen am 31. Dezember 2013 (englisch).
- Syria’s deadly barrel bombs. In: SMH.com.au. 2. September 2012, abgerufen am 31. Dezember 2013 (englisch, (deutsch: Syriens tödliche Fassbomben.)).
- Torie Rose Deghett: The Build-It-Yourself Bombs. In: Foreign Policy. 3. Juli 2014, abgerufen am 10. Februar 2015 (englisch).
- Fassbomben, die vom Himmel fallen: Assads heimtückische Billig-Waffe. In: n-tv.de. Abgerufen am 10. Februar 2015.
- Irak: Regierung greift Krankenhaus in Falludscha an. In: Human Rights Watch. 27. Mai 2014, abgerufen am 10. Februar 2015.
- 10 Killed an 77 Injured In Haifa Reprisal Blast, The Day (New London), 29. September 1947, abgerufen am 20. Februar 2016 (englisch).
- J. Bowyer Bell: Terror Out of Zion: The Fight for Israeli Independence. Hrsg.: Transaction Publishers. Transaction Publishers, New Brunswick (USA) und London (UK) 1996, ISBN 978-1-56000-870-5, S. 245.
- Ishaan Tharoor: When the US dropped barrel bombs in war, Washington Post, 16. Februar 2015
- Syrische Armee setzt angeblich Fassbomben ein. In: DiePresse.com. 22. Dezember 2013, abgerufen am 3. Februar 2014.
- n-tv Nachrichtenfernsehen: Mehr als 20 Tote in Aleppo: Assad-Armee setzt Fassbomben ein. In: n-tv.de. Abgerufen am 28. April 2016.
- https://www.amnesty.org/en/articles/news/2015/05/syrias-circle-of-hell-barrel-bombs-in-aleppo/
- Syria conflict: BBC exclusive interview with President Bashar al-Assad. In: BBC News. 10. Februar 2015, abgerufen am 10. Februar 2015 (englisch).
- Iraq: Civilian Toll of Government Airstrikes, Human Rights Watch, 22. Juli 2014