Eystein Glumra
Eystein Glumra (der Lärmende) auch Eystein Ivarsson genannt (* um 805 in Nord-Trøndelag, Norwegen; † 870) war ein norwegischer Adliger, der nach der norwegischen Königssaga Heimskringla als Jarl die Provinzen Oppland und Hedmark in Norwegen verwaltete.[1][2] Seine Bedeutung liegt in seiner Nachkommenschaft, zu der die Jarls von Møre og Romsdal, (die Mørejarl) und die Jarls von Orkney, wahrscheinlich auch die Herzöge der Normandie gehören, wodurch zahlreiche europäische Dynastien zu den Nachfahren von Eystein Glumra zählen.
Herkunft
Die Orkneyinga saga[3] beginnt mit Aufzählung der Stammreihe der späteren Jarls von Orkney und damit der – sagenhaften – Vorfahren von Eystein Glumra: Fornjot, König über Finnland und Kvenland war der Vater von Kari, dem Herren der Winde, dieser war Vater von Jökull, dem Vater von Frosti (Frost), dem Vater von Snaer (Schnee) den Alten, dem Vater von Thorri, König von Gotland, Kvenland und Finnland, dem Vater von Gor (der bei der Aufteilung der eroberten Länder die Inseln erhielt, daher Seekönig genannt wurde, während sein Bruder Nor das Festland übernahm, das nach ihm Norwegen genannt wurde).[4] Gor war der Vater von Heiti, dem Vater des Seekönigs Sveidi, dem Vater von Halfdan dem Alten, der der Vater von Jarl Ivar Halfdansson von Oppland, dem Vater von Eystein Ivarsson Glumra war. Diese Genealogie findet sich auch (mit leichten Abweichungen) in der Sammlung legendärer nordischer Genealogien Hversu Noregr byggðist („Wie Norwegen besiedelt wurde“)[5] die nur in der bedeutendsten isländischen Handschriftensammlung, dem Codex Flatensis (Isländisch: Flateyjarbók) aus dem 14. Jahrhundert enthalten ist.
Die in der Saga aufgezählten zehn Generationen würden bis in das sechste Jahrhundert zurückreichen, sind jedoch offensichtlich größtenteils unhistorisch, enthalten gegen Ende aber wohl auch einige echte mündliche Überlieferungen. Jedenfalls zeigt die Darstellung die Bedeutung mythischer Ahnen für das Selbstverständnis der damaligen nordischen Führungsschichten. Dies zeigt auch das Hyndlulióð das Lied der Hyndla, (dem Letzten der Götterlieder der Älteren Edda),[6] das vorwiegend aus der Aufzählung altnordischer Genealogien besteht und denjenigen, der seine Ahnen nicht kennt, als Dummkopf bezeichnet.
Der unter den Vorfahren von Eystein Glumra genannte Halfdan der Alte (* c. 750) ist von einem anderen, berühmteren Namensvetter zu unterscheiden, der in verschiedenen Sagas und Gedichten und auch in dem erwähnten Hyndlulióð vorkommt, der jedoch schon um 450 geboren sein soll, König von Ringerike war und nach der Zitatensammlung skaldischer Dichtkunst Skáldskaparmál[7] des Isländischen Staatsmannes und Dichters, Snorri Sturluson (* 1179; † 1241) als der berühmteste nordische Herrscher aller Zeiten gilt, von dem sich die Dynastien der bedeutendsten Wikingerkönige Skandinaviens ableiten.
Leben
Über das Leben von Eystein Glumra ist wenig bekannt. Er wurde um 805 in der Provinz Nord-Trøndelag geboren und war Jarl der Provinzen Oppland und Hedmark, besaß daher einen hohen Rang, der etwa zwischen Graf und Herzog einzuordnen ist, seinem Träger weitgehende Autonomie gewährte und oft de facto in männlicher Linie erblich war. Da Norwegen damals in eine Vielzahl von Kleinkönigreichen aufgeteilt war, zählte Eystein Glumra auf Grund der Größe der von ihm kontrollierten Territorien zu den mächtigsten Magnaten Norwegens. Die historische Provinz Oppland deckt sich etwa mit der modernen Provinz (Fylke) Oppland (Hauptstadt Lillehammer, Fläche 25.000 km²) die zentral im südlichen Norwegen gelegen ist. Die historische Provinz Hedmark, entspricht etwa der modernen Provinz Hedmark (Verwaltungszentrum Hamar, Fläche rund 27.000 km²), liegt im Osten von Oppland und hat eine lange Grenze zu Schweden. Jarl Eystein war daher wohl auch in die wichtigsten Angelegenheiten des Landes involviert.
Jarl Eystein war auch Zeuge einer Zeitenwende in Norwegen. Dies, da zu seiner Zeit König Halfdan der Schwarze (* um 810; † um 860) aus der Dynastie der Ynglinger lebte, der nach der Heimskringla neben seinem Halbbruder Olaf Geirstad-Alf als König regierte aber anfangs nur das Kleinkönigreich Agder beherrschte und Vestfold mit diesem teilte. Er beerbte jedoch seinen Halbbruder und eroberte durch ausgedehnte Kriegszüge weitere Provinzen, wie Vestfold, Teile von Vigulmark, Hadeland und Raumarike. Er leitete damit die Einigung Norwegens ein, die sein berühmter Sohn Harald Schönhaar verwirklichen sollte.
Ehe und Nachkommen
Eystein Glumra war mit Aseda Ragnvaldsdatter (* c. 818,) verheiratet, die eine Tochter von Ragnvald Olafsson, eines berühmten Wikingers aus Vestfold der ein Enkel des legendären Königs von Vestfold Olaf Geirstad-Alf (+ 827) (nicht zu verwechseln mit Olaf Haraldsson Geirstadalf († 934)) gewesen sein soll.[8] Nachkommen[9]:
- Rognvald Eysteinsson (Ragnvald Øysteinsson) « der Weise », « der Mächtige » Jarl von Møre (* 836; † 890/900), & Hild Hrolfsdottir, eine Tochter des Wikingers Hrolf Nefja[10] Deren Söhne:
- Ivar Rognvaldsson
- Hrolf Rognvaldsson der vielfach mit Hrolf „Ganger“ (der Geher), d. h., mit Rollo († 931), dem Stammvater der Herzöge der Normandie identifiziert wird.
- Thorir Rognvaldsson
- Hrollaug Rognvaldsson
- Malahule Eysteinsson (n. 848), der seinen Neffen Hrolf Rognvaldsson (Rollo von der Normandie) 912 bei der Eroberung der Normandie begleitet haben soll.[11]
- Sigurd Eysteinsson „der Mächtige“ Jarl von Orkney (875–892)
- Guttorm Sigurdsson Jarl von Orkney (893–893)
- Svanhild Eysteinsdatter,[12] heiratet Harald I. Schönhaar König von Norwegen und schenkte ihm nach der Heimskringla drei Söhne:
- Bjørn Haraldsson „Farmann“ (der Kaufmann), König von Vestfold, († getötet durch seinen Halbbruder Erik I. Haraldsson genannt Erik Blutaxt (norw.: Eiríkr blóðøx) (* um 885; † 954), dem Lieblingssohn und Nachfolger von König Harald Schönhaar.
- Olaf Haraldsson Geirstadalf († 934), König von Vigulmark und nach dem Tod seines Bruders Bjørn auch König von Vestfold, († im Kampf gegen seinen Halbbruder Eric Blutaxt in Haugar außerhalb von Tønsberg.) Nach der Heimskringla[13] war er der Vater von
- Tryggve Olavsson, König von Viken (Rånrike und Vingulmark); † 963) verheiratet mit Astrid Ericsdatter, einer Tochter von Eric Bjodaskalle von Oprestad
- Olav I. Tryggvason König von Norwegen (995 -1000)
- Tryggve Olavsson, König von Viken (Rånrike und Vingulmark); † 963) verheiratet mit Astrid Ericsdatter, einer Tochter von Eric Bjodaskalle von Oprestad
- Ragnar Rykkel, König von Hedmark
Einzelnachweise
- Norsk Biografisk Leksikon, (19 volumes. Oslo: Aschehoug, 1921–1982), FHL book 948.1 D36n., Band 11, S. 272–273.
- Våre Forfedre, Bugge, Mogens Fraas, (Oslo: I kommisjon hos Cammermeyers Boghandel, 1939), FHL book 929.2481 B865b., S. 34.
- Orkneyinga Saga Penguin Classics 1981 englische Übersetzung: The Orkneyingers Saga (= Icelandic Sagas, and other historical documents relating to the settlements and descents of the Northmen on the British Isles. Band III). Übersetzt von George Dasent (1894). Her Majesty’s Stationery Office, London. Nachdruck 1964 durch Kraus Reprint. Englischer Text verfügbar unter Sacred Texts und Northvegr (Memento des Originals vom 6. Juli 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
- Orkeinga Saga op. cit, Kapitel 2, S. 25.
- germanicmythology.com
- Englische Übersetzung des Liedes online, Stanza 14: sacred-texts.com
- Die Edda des Snorri Sturluson. ausgewählt, übersetzt und kommentiert von Arnulf Krause, Stuttgart, 1997.
- Inglinga Saga Saga Ynglinga (in englisch)
- Europäische Stammtafeln: Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. Neue Folge (1978), Schwennicke, Detlev, (Marburg: Verlag von J. A. Stargardt, c1978-1995 (v. 1-16) -- Frankfurt am Main: Vittorio Klostermann, c1998 - Medieval Families bibliography #552.), FHL book Q 940 D5es new series., Band 2 Tafel 105
- Haralds saga hárfagra (Saga von Harald Schönhaar) Kap. 24
- The Genealogical History of the House of Arundel: Being an Account of the Origin of the Families of Montgomery, Albini, Fitzalan, and Howard, from the Time of the Conquest of Normandy by Rollor the Great Early, Yeatman, John Pym, FHL book Q 929.242 Ar84y; FHL microfilm 496545 ite., p. 80.
- Genealogisk-historiske tabeller over de nordiske rigers kongeslægter (1856), Königsfeldt, J. P. F., (2nd edition. Kjøbenhavn: Trykt i Bianco Lunos bogtrykkeri, 1856), FHL microfilm 1,124,504, item 3., table 9 S. 110.
- Die Saga von Olav Trygvason. In: Heimskringla.
Literatur
- Norsk Biografisk Leksikon. (19 Bände. Aschehoug, Oslo 1921–1982), FHL book 948.1 D36n., Band. 11, S. 272–273.
- Genealogisk-historiske tabeller over de nordiske rigers kongeslægter (1856). Königsfeldt, J. P. F., (2nd edition. Kjøbenhavn: Trykt i Bianco Lunos bogtrykkeri, 1856), FHL microfilm 1,124,504, item 3., Tabelle 9, S. 110.
- Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. Neue Folge Band II: Detlev Schwennicke: Die außerdeutschen Staaten. (1978). Verlag von J. A. Stargardt, Marburg 1978–1995.
Quellen
- Heimskringla Sturluson, Snorri. Heimskringla: History of the Kings of Norway, trad. Lee M. Hollander. Reprinted University of Texas Press, Austin, 1992. ISBN 0-292-73061-6.
- Saga von Olav Haraldson sacred-texts.com Heimskringla – SAGA OF OLAF HARALDSON
- Orkneyinga Saga: The History of the Earls of Orkney. Trans. Pálsson, Hermann and Edwards, Paul (1978). London: Hogarth Press. ISBN 0-7012-0431-1. Republished 1981, Harmondsworth: Penguin. ISBN 0-14-044383-5.
- The Orkneyingers Saga (Icelandic Sagas, and other historical documents relating to the settlements and descents of the Northmen on the British Isles, Volume III). Translated by George Dasent (1894). London: Her Majesty's Stationery Office. Reprinted 1964 by Kraus Reprint. Text available at Sacred Texts and Northvegr.
- „Hversu Noregr byggðist“ (Wie Norwegen besiedelt wurde) Germanic Mythology