Ewald Vetter (Maler)
Ewald Vetter (* 29. April 1894 in Elberfeld; † 10. Juni 1981 in Berlin) war ein deutscher Maler, Zeichner und Graphiker.
Leben und Werk
Ewald Vetter wuchs in einem calvinistischen Elternhaus auf.[1] Er studierte zunächst an der Kunstgewerbeschule Barmen-Elberfeld und danach an der Akademie der Bildenden Künste München bei Hugo von Habermann. Wegen seiner Einberufung in den Ersten Weltkrieg musste er das Studium nach einem Jahr abbrechen.[2] Nach dem Krieg arbeitete er unter anderem als Porträtmaler. Am 10. September 1919 heiratete Vetter die Malerin und Kunstgewerblerin Lilli Terstegen.[3] Sie lebten zunächst in Hohenaschau im Chiemgau. Aus der Ehe stammten die Töchter Anna Maria Elise und Wera.[3][4]
Vetter reiste zu Studienaufenthalten 1925 nach Italien, 1927 nach Paris und in den 1930er Jahren nach Norwegen. Er lernte Reinhold Schneider sowie Käthe Kollwitz kennen; mit ihr und Karl Kollwitz verbanden Lilli und Ewald Vetter eine tiefe Freundschaft.[5]
1933 setzte sich Vetter zusammen mit seiner Frau gegen die Beschlagnahmung der Kunstsammlung von Eduard Fuchs durch die Nationalsozialisten ein. Fuchs musste 1933 aus politischen Gründen nach Frankreich fliehen. Vetter informierte 1933 Eberhard Hanfstaengl, den Direktor der Nationalgalerie, über die Umstände hinsichtlich der Beschlagnahmung.[6] Seine Intervention blieb erfolglos, die Sammlung wurde versteigert.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Vetters Schaffen in Deutschland behindert.[1] Während dieser Zeit befasste er sich auch mit religiösen Thematiken und schuf 1943 ein Altarbild, das 2002 in der Winterkirche der Dorfkirche Zieckau installiert wurde. Ein von ihm nach dem Ersten Weltkrieg geschaffenes mehrteiliges Altarbild wurde während der Luftangriffe auf Dresden im Jahr 1945 vernichtet.[7] Der Versuch, mit Kunst das Leid der Menschen durch den Krieg zu mindern, verband Kollwitz und Vetter auch künstlerisch. In einem Brief, datiert auf Pfingsten 1943, an Ewald Vetter schrieb Kollwitz: „Furchtbar ist diese unsere Zeit. Bis zur Unerträglichkeit furchtbar... Einmal wird es wieder ein Pfingsten geben, das Gott und den Menschen wohlgefälliger sein wird.“[8]
Kurz nach Kriegsende hatte Vetter eine Ausstellung im Berliner Zeughaus und war Kurator einer Gemeinschaftsausstellung zusammen mit Käthe Kollwitz im gerade eröffneten Haus am Waldsee (6. Januar bis 10. Februar 1946).[9][10] Hier wurde auch Kollwitz’ Werk Die Klage ausgestellt.[11] Vetter gehörte zu den Mitbegründern des Hauses am Waldsee. Eine ihm damals angetragene Professur lehnte er ab.[1]
Seine Werke können dem Spätexpressionismus zugeordnet werden. Eine Auswahl von Gemälden befindet sich durch Schenkung von Henriette Schlichting, Lebensgefährtin seiner späten Jahre, aus dem Nachlass des Künstlers in der Berlinischen Galerie.[12] Der Großteil des künstlerischen Nachlasses befindet sich in Privatbesitz.
2019 wurden seine Werke zusammen mit Gemälden von Albert Birkle, Hans Feibusch, Hannah Höch, Rudolf Möller, Bruno Voigt und Willi Sitte im Rahmen einer Ausstellung aus der Sammlung Lothar Treder-Schmidt gezeigt.[13][14]
Vetters Grab befindet sich auf dem Friedhof Steglitz.
Ausstellungen (Auswahl)
- 1935: Galerie Nierendorf Berlin-Charlottenburg, später heimlich in Dresden[1]
- 1946: Kollektivausstellung Zeughaus Berlin
- 1946: Haus am Waldseem Berlin-Zehlendorf, Gemeinschaftsausstellung mit Käthe Kollwitz
- 1951: Kunstverein Köln
- 1956, 1959: Rathaus Berlin-Schöneberg
- 1958: Remscheid
- 1973: Bonhöffer-Gemeinde, Berlin-Lankwitz
- 1975: Kunstamt, Berlin-Wedding
- 1981: Heilandskirche, Berlin
- 2019: Museum Schloss Lübben, Lübben
Weblinks
- Literatur von und über Ewald Vetter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Ewald Vetter in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Ewald Vetter. In: Berlinische Galerie. Abgerufen am 9. April 2021.
- April 1946: Ewald Vetter standing in front of a self-portrait. (Photo by William Vandivert/The LIFE Picture Collection via Getty Images). In: Getty Images. Abgerufen am 9. April 2021 (englisch).
- Max Planck, Taken from the cellar and restored, 1949. Archives of the Max Planck Society, 24. Dezember 2015, abgerufen am 9. April 2021 (englisch).
- Ewald Vetter (1909–1981) Käthe Kollwitz, 1935. In: Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin. Ein Provenienzforschungsprojekt. Staatliche Museen zu Berlin, abgerufen am 11. April 2021.
Literatur
- Kunstamt Wedding (Hrsg.): Ewald Vetter. Katalog zur Ausstellung. Berlin 1975.
- Ewald Vetter (Maler). In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 34: Urliens–Vzal. E. A. Seemann, Leipzig 1940, S. 315.
- Ewald Vetter (Maler). In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 5: V–Z. Nachträge: A–G. E. A. Seemann, Leipzig 1961, S. 29.
- World Biographical Information System Online; Fiche Location: II 133, 268-269; Document ID:D622-723-5.
- Dresslers Kunsthandbuch, 1930, II.
- K. Mittenzwey: Arbeiten von Lilli Vetter und Ewald Vetter. In: Deutsche Kunst und Dekor 49 (1921/22) S. 97 ff., Digitalisat
- Heinrich Ritter: Der Maler Ewald Vetter. In: Deutsche Kunst und Dekor 65 (1929/1930) S. 89, Digitalisat
- Neue Gemälde von Ewald Vetter. In: Deutsche Kunst und Dekor 67 (1930/31) S. 324 f., Digitalisat
- Egid Beitz: Ewald Vetter Altar. In: Zeitschrift für Christliche Kunst 34 (1921/22) S. 37 ff., Digitalisat
- Hans Hoffmann, Franz Rühlmann (Hrsg.): Festschrift, Fritz Stein zum 60. Geburtstag überreicht von Fachgenossen, Freunden und Schülern. Litolff, Braunschweig 1939, S. 33–47.
Einzelnachweise
- Lothar Treder-Schmidt: Ausstellung des Malers Ewald Vetter in der Heilandskirche Berlin-Moabit. Berlin 1981.
- Deutsche Kunst und Dekoration 59.1926-1927, S. 227 https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/dkd1926_1927/0237 mit Selbstbildnis des Künstlers
- Kunstgewerblerin Lilli Vetter. Kunstgewerbemuseum Dresden, abgerufen am 20. März 2021 (Der im Artikel erwähnte Vorname Margarete ist nach Aussage einer Verwandten Ewald Vetters falsch.).
- Christian van Lessen: Gewappnet wie 1957. Die Kongresshalle erhält historische Tafeln zurück. Und wieder ist Künstlerin Wera Ostwaldt gefragt. In: Tagesspiegel. 24. Juli 2006, abgerufen am 24. März 2021.
- Käthe Kollwitz: Die Tagebücher. Hrsg.: Jutta Bohnke-Kollwitz. 2. Auflage. Juli 1934. btb, München 2018, S. 631.
- CT: Max Slevogt (1868–1932) Don Juans Begegnung mit dem steinernen Gast, 1906. In: Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin. Ein Provenienzforschungsprojekt. Staatliche Museen zu Berlin, abgerufen am 11. April 2021.
- ts/bg: Winterkirche in Zieckau wurde eingeweiht. In: Lausitzer Rundschau, Regionalblatt Dahme/Luckau. 13. Mai 2002.
- Elmar Jansen: Ernst Barlach. Käthe Kollwitz. Berührungen. Grenzen. Gegenbilder. Union Verlag, Berlin 1989, S. 175.
- Kollwitz, Käthe (Mitwirkende); Vetter, Ewald (Mitwirkender): Ausstellung Käthe Kollwitz, Ewald Vetter : 6. Januar - 10. Februar 1946 ; [Verzeichnis der ausgestellten Werke]. F. A. Günther, Berlin-Zehlendorf 1946 (d-nb.info).
- Ewald Vetter (1909–1981) Käthe Kollwitz, 1935. In: Die Galerie des 20. Jahrhunderts in West-Berlin. Ein Provenienzforschungsprojekt. Staatliche Museen zu Berlin, abgerufen am 25. März 2021.
- Edwin Redslob: Zwölf Jahre im Spiegel der Kunst. Zur Eröffnung der Ausstellung im Kulturhaus Zehlendorf. In: Tagesspiegel. Berlin 6. Januar 1946, S. 5 (hausamwaldsee.de [PDF]).
- Ewald Vetter - Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 11. April 2021.
- red: Monster, Macken und Madonnen. Führung durch die Sonderausstellung. In: blickpunkt-brandenburg.de. Abgerufen am 21. März 2021.
- Andreas Staindl: Für Kunstliebhaber wie ein Sechser im Lotto Bilder, die Geschichten erzählen: Ausstellung von Lothar Treder-Schmidt im Lübbener Museum eröffnet. In: Lausitzer Rundschau. 26. Februar 2019, abgerufen am 21. März 2021.