Evangelische Kirche Bischmisheim
Die Evangelische Kirche Bischmisheim (auch: Schinkelkirche Bischmisheim) in der Kirchstraße 1 im Saarbrücker Stadtteil Bischmisheim steht als Einzeldenkmal unter Denkmalschutz und gilt als herausragendes Werk des Klassizismus in Südwestdeutschland.[1]
Geschichte
Die erste Kirche des Ortes gehörte den Bischöfen von Reims, Im 12. Jahrhundert übertrug die Abtei St. Remi die Reimser Ostgebiete, darunter auch Bischmisheim, zunächst an das Kloster Kusel und dann an die Propstei St. Remigiusberg; sie blieb aber in Reimser Besitz, wie aus dem Faktum abgeleitet werden kann, dass die Abtei St. Remi in einem Weistum aus dem 15. Jahrhundert immer noch als Besitzer des Remigiuslandes und somit auch von Bischmisheim erscheint. 1524 kam der Ort dann zur Grafschaft Nassau-Saarbrücken, das Recht zur Kollatur erhielten die Junker von Kerpen in Illingen. Über die mittelalterliche Kirche ist nicht viel bekannt, sie war ein Rechteckbau mit Westturm und wurde 1714 und 1813 renoviert, musste aber wegen Baufälligkeit ab 1813 geschlossen bleiben und wurde schließlich abgerissen. Schon 1818 hatte der Saarbrücker Baumeister Johann Adam Knipper der Jüngere einen Entwurf für einen Neubau eingereicht, der aber als zu teuer abgelehnt wurde. Von 1822 bis 1824 errichtete Knipper dann einen Neubau nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel. 1824 wurde die Kirche eingeweiht. Die Orgel stammte von dem Orgelbauer Dees aus Saarbrücken.
1898/99 wurden die Holzsäulen von dem Architekten Hausmann durch Steinsäulen erneuert. 1928/29 ersetzte der Architekt Karl Schlück die hölzerne Dachkonstruktion durch eine Eisenbetondecke und die Kirche bekam eine Heizung.
1964 bis 1968 wurde der Bau von dem Trierer Architekten Heinrich Otto Vogel umfangreich restauriert und dabei eine Wendeltreppe zur Empore eingebaut, die die beiden bisherigen Holztreppen am Eingang ersetzte. In den 1980er Jahren war die ursprüngliche Farbgebung der Kirche im Inneren nicht mehr erhalten. 1987/88 wurden Renovierungsmaßnahmen zur Wiederherstellung der Farbgebung eingeleitet. Weil Farbanalysen keine zufriedenstellenden Ergebnisse brachten, entschloss man sich zur völligen Neugestaltung der Farbfassung nach Zeichnungen Schinkels. Ausgeführt wurden die Malerarbeiten von dem Kunstmaler Manfred Bleßmann aus Berlin, der dort mit der Ausmalung der Schinkel’schen Nazarethkirche nach den Originalfarbplänen Karl Friedrich Schinkels beauftragt gewesen war. Als Grundton der aufgemalten Sandsteinquaderung wurde für die Kirche ein warmes Gelb gewählt, die Säulen erhielten gemalte Kannelüren, für die Ornamentik wählte man ein dunkles Rot. 2002 wurde die Kirche erneut unter Leitung des Saarbrücker Architekten Frank Huwig restauriert.
Architektur
Die zweigeschossige Kirche besitzt einen oktogonalen Grundriss und ist streng symmetrisch. Jede Seite hat je zwei Rundbogenfenster im Erd- und im Obergeschoss, die durch ein umlaufendes Gesims getrennt sind. Die Fenster beider Geschosse besitzen außerdem ein umlaufendes Kämpfergesims. Der Eingang besteht aus zwei schmucklosen Portalen. Der unverputzte Bau besteht aus Sandsteinquadern mit einem flachen Pyramidendach mit einem achteckigen spitzen Dachreiter für die Glocken. Im Inneren verläuft rundherum eine Empore aus Holz, die von acht Säulen mit Kompositkapitellen getragen wird. Darüber halten acht weitere Säulen unter einem Gebälk die flache Decke mit sternförmigem Stuck. Der Altar auf gestuftem Podest liegt gegenüber dem Eingang und steht vor einem kleinen Raum, der als Hintereingang mit Sakristei dient und auch die Kanzel beherbergt. Darüber steht die Orgel.
Ausstattung
Altar, Kanzel und Orgelprospekt wurden nach Plänen Schinkels von Knipper verfeinert und eingebracht.
Glocken
Die ersten Glocken stammten von 1917. Das heutige Geläut besteht aus zwei Glocken, die 1920 von der Glockengießerei Mabilon in Saarburg gegossen wurden.
Orgel
Die zweimanualige Orgel stammt aus der Werkstatt Hermann Eule Orgelbau aus Bautzen und wurde 1968 erbaut. Das Instrument besitzt Schleifladen und mechanische Trakturen. Die Disposition lautet wie folgt:[2]
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- Koppeln
- Normalkoppeln: II/I, I/P, II/P
Literatur
- Walter Zimmermann: Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Landkreises Saarbrücken. Unveränderter Nachdruck der Originalausgabe von 1932, Verein für Denkmalpflege im Saarland, Saarbrücken 1975, S. 214–216
- Hans Caspary, Wolfgang Götz, Ekkart Klinge (Bearb.): Rheinland-Pfalz/Saarland. (=Georg Dehio (†): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München 1984, S. 117
- Josef Baulig, Hans Mildenberger, Gabriele Scherer: Architekturführer Saarbrücken. Historischer Verein für die Saargegend, Saarbrücken 1998, S. 62
- Werner Karg: Die Geschichte des Dorfes Bischmisheim im Mittelalter, Bischmisheim 2006
- Ute Kegel: Schinkels Idealbau einer evangelischen Dorfkirche. Das Oktogon von Bischmisheim, Karlsruhe 2011, 128 Seiten mit vielen Abbildungen, ISBN 978-3-938560-24-2
Weblinks
Einzelnachweise
- Denkmalliste des Saarlandes, Teildenkmalliste der Landeshauptstadt Saarbrücken (Memento des Originals vom 16. Januar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , S. 39
- Orgeln im Saarland (Memento des Originals vom 21. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.