Escherichia coli O104:H4
Escherichia coli EHEC O104:H4 ist ein seltener Hybrid-Stamm des Bakteriums Escherichia coli aus dem enteroaggregativen Escherichia coli EAEC O104:H4 sowie einem EHEC-Stamm.[1]
Als Erreger steht er im Zusammenhang mit der HUS-Epidemie 2011. Das „O“ in der serologischen Klassifikation steht für das Lipopolysaccharid-Antigen der Zellwand, während das „H“ für das Flagellen-Antigen steht.
Entstehung des pathogenen Stamms EHEC O104:H4
Die vom BGI durchgeführte DNA-Sequenzierung bestätigte, dass der Erreger zu 90 % identisch mit enteroaggregativen Escherichia coli EAEC O104:H4 ist. Wie er entstanden ist, ist nicht vollständig geklärt und es existieren zwei unterschiedliche Hypothesen.[1] Verschiedene Autoren sehen eine Entstehung durch eine Transduktion über einen horizontalen Gentransfer mittels Bakteriophagen bei afrikanischen EAEC O104:H4. Dadurch soll dieser EAEC-Stamm die Eigenschaft erworben haben, Shiga-Toxine zu produzieren[2][3][4] Eine alternative Ansicht geht davon aus, dass ein bislang noch unbekannter Shiga-2-positiver O104:H4-Stamm existiert, von dem sowohl der pathogene EHEC O104:H4 wie auch der nicht pathogene EAEC O104:H4 abstammen.[1][5]
Eigenschaften des pathogenen EHEC O104:H4
Genomassemblierung und Copy-Number-Analyse bestätigten beide, dass der Shiga-Toxin 2 (stx2)Prophagen-Gencluster in zweifacher Kopienanzahl vorliegt und somit das kennzeichnende Merkmal des Genoms des E. coli Stamms O104:H4 ist.[6][7]
Der Stamm ist durch folgende Genmarker charakterisiert:[7][8][9]
- stx2 positiv (Shiga-Toxin 2),
- ter positiv (Tellurit-Anionen-Resistenz Gen-Cluster),
- eae negativ (eae codiert das Adhäsionsprotein Intimin),
- β-Lactamasen ampC, ampD, ampE, ampG, ampH vorhanden.
Für Überwachungsmaßnahmen im Rahmen des integrierten EU-Konzepts zur Lebensmittelsicherheit[10] der Europäischen Kommission existiert für Erkrankungen, die durch den epidemischen Stamm O104:H4 Shiga-Toxin 2 bildender E. coli hervorgerufen sind, eine Falldefinition.[11] Das E. coli Serovar O104:H4 stx2 wurde erstmals 2001 isoliert und beschrieben[9] und 2006 in Zusammenhang mit der Erkrankung einer Frau in Südkorea diskutiert.[12]
Einzelnachweise
- Helge Karch: EHEC O104:H4 und die Folgen. In: Biospektrum, 6/2011, Oktober 2001, S. 616–620.
- BGI Sequences Genome of the Deadly E. coli in Germany and Reveals New Super-Toxic Strain. BGI. 2. Juni 2011. Abgerufen am 2. Juni 2011.
- David Tribe: BGI Sequencing news: German EHEC strain is a chimera created by horizontal gene transfer. 2. Juni 2011. Archiviert vom Original am 27. Mai 2012. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 2. Juni 2011.
- Maev Kennedy and agencies: E. coli outbreak: WHO says bacterium is a new strain. guardian.co.uk. Abgerufen am 4. Juni 2011.
- A. Mellmann, D. Harmsen, C.A. Cummings et al.: Prospective genomic characterisation of the German enterohaemorhagic Escherichia coli O104:H4 outbreak by next generation sequencing technologies. PloS One 6:e22751.
- BGI releases the complete map of the Germany E. coli O104 genome and attributed the strain as a category of Shiga toxin-producing enteroaggregative Escherichia coli (STpEAEC). BGI. 16. Juni 2011. Abgerufen am 20. Juni 2011.
- Copy number analysis of German outbreak strain E. Coli EHEC O104:H4. Universität Linz. 11. Juni 2011. Abgerufen am 15. Juni 2011.
- Laborinformationen zum EHEC Ausbruchsstamm. Robert Koch-Institut. 1. Juni 2011. Abgerufen am 17. Juni 2011.
- Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) O104:H4: ein erstes bakteriologisches Kurzporträt (PDF; 33 kB) Bundesinstitut für Risikobewertung. 7. Juni 2011. Abgerufen am 17. Juni 2011.
- Das integrierte EU-Konzept zur Lebensmittelsicherheit. Archiviert vom Original am 29. Februar 2012. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 23. Juli 2011.
- EU-Falldefinition für Durchfallerkrankungen und das hämolytischurämische Syndrom (HUS),hervorgerufen durch den epidemischen Stamm O104:H4 Shiga-toxin 2 bildender Escherichia coli (STEC) (PDF; 21 kB) Europäische Kommission. 3. Juni 2011. Archiviert vom Original am 19. Januar 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 17. Juni 2011.
- WK Bae, YK Lee, MS Cho, SK Ma, SW Kim, NH, Kim et al.: A case of haemolytic uremic syndrome caused by Escherichia coli O104:H4. In: Yonsei Medical Journal. Band 47, Nr. 3, 30. Juni 2006, S. 473–9, doi:10.3349/ymj.2006.47.3.437, PMID 16807997.