Escherde (Adelsgeschlecht)
Escherde ist der Name eines ausgestorbenen, niedersächsischen Adelsgeschlechts. Die Schreibweise differiert im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts von Escerte, Esscherte, Eschere, Eskerte, Esscerte, Escerthe, Eskert bis hin zu Escherde, was dem Namen Escherode sehr nah kommt.
Stammsitz
Die Familie nannte sich nach dem nur wenige Kilometer vom ursprünglichen Bistumssitz Aulica (Elze) entfernten Ort Escherde. Den Ort gab es im Mittelalter als Groß und Klein Escherde bzw. Alt und Neu Escherde. Er war gelegen an der bedeutenden ehemaligen Reichsstraße Nr. 1, bereits seit Zeiten Karls des Großen einer der wichtigsten Heerwege von West nach Ost.
Die Herren von Escherde waren, wie bereits Werner Wittich im Jahr 1906 ausführte,[1] eng verwandt mit der Familie der Vögte von Hildesheim, die unter den Namen von Insula, von Insula-Werder, von Altenmarkt auftraten und Vögte des Bischofs von Hildesheim sowie mehrerer Klöster, darunter von St. Michaelis und St. Moritz, waren. Die Vogtei über das St. Moritzstift vor den Toren Hildesheims, auf dem Moritzberg gelegen, ging dadurch auf die Herren von Escherde über, wie später die Vogtei über die Altstadt Hildesheim. Über die Ehe mit einer Tochter Graf Dietrichs (Theoderichs) von Werder-Emne war Lippold I. von Escherde auch mit der zweiten Linie aus dem Haus der Grafen von Insula-Werder, die Amtsgrafen des Ambergaus waren, verschwägert. Erst nach dem Aussterben der alten Linie der Grafen von Insula-Werder gelangten die Grafen von Wöltingerode-Woldenberg an die Grafschaftsrechte im größten Teil des alten Ambergaus.
Familie von Escherde
Mit Lippold I. von Escherde trat die Familie 1175 bis 1229[2] erstmals urkundlich hervor. Zeitgleich mit ihm trat Johann von Escherde auf (1183), mutmaßlich ein Bruder oder Cousin Lippolds. Lippolds Söhne Dietrich (1203–1221) und Lippold junior II. (1202–1221) traten auf, als die Familie ein eigenes Kloster stiftete, das Benediktinerinnen-Kloster Escherde.
Dietrich von Escherde hatte nur einen Sohn namens Johann II. (1244), Lippold II. dagegen war Vater von sechs Kindern, Lippold III. (1225–1260), Basilius (1225–1258), Dietrich II. (1236), Johann III. (1243–1260), Jutta (1229) und Ludold(f). Während Lippold II. seinem Vater als Advokat und Vogt folgte, war seine Schwester Jutta mit Alard II. von Walle bzw. von Bremen, Vogt des Bischofs von Bremen, verheiratet. Ludolf war Abt von St. Godehard.
Lippold I. von Escherde, der insgesamt sechs Bischöfen diente (Adelog, Berno, Konrad I.,Hartbert, Siegfried I. und Konrad II.), war schon aufgrund seiner hervorgehobenen Funktionen, seines umfassenden Grundbesitzes sowie seiner familiären Einbindung in mehrere gräfliche Häuser Sachsens, seiner Verschwägerung mit den Vögten von Bremen, Minden, Magdeburg etc. ein bedeutender Machtfaktor im Bistum Hildesheim. Er gehörte mit zu den führenden Ministerialen des Bistums, die anlässlich der Ernennung von Bischof Konrad II. und der damit einhergehenden vorzeitigen Entlassung Bischof Siegfried I. 1221 den Aufstand probten.
Da Bischof Konrad II. jedoch von Kaiser Friedrich II. massiv unterstützt und protegiert wurde, blieb Lippold I. nur, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. In den Jahren zwischen 1223 und 1229 ließ er sich durch den Bischof seinen Anteil an der Burg Winzenburg, den Baierturm, den halben Zehnten und die Vogtei zu Elze, ebenso die zu Sarstedt etc. abkaufen[3].
Nach dem Tod Lippolds II. von Escherde ging die Bedeutung der Familie zurück. Ihre Spur verliert sich im Laufe des 14. Jahrhunderts.
Wappen
Das Wappen der Herren von Escherde, zwei senkrechte, nach außen stehende Schlüssel ähnelt dem Wappen der Herren von Rosdorf. Das nahezu identische Wappen führten auch die mit den von Escherde verwandten Herren von Freden, Herren von Bovenden, von Hardenberg und von Falkenberg.
Dass dies kein Zufall ist, machen zahlreiche Urkunden deutlich, die das gemeinsame Auftreten der genannten Familien ebenso belegen, wie den gemeinsamen Besitz. Besonders deutlich tritt dies im Bistum Hildesheim, hier im vormaligen Ambergau, in und um die Grafschaft Winzenburg hervor. Es handelt sich um die Orte Ammenhusen, Walden- oder Woldenhusen, sowie um den, zwischen beiden Orten liegenden, Wald Sunderen.[4]
Literatur
- Urkunden der Bischöfe von Hildesheim Bd. II., 1846
- Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim, Bd. I u. II.
- Hermann Adolf Lüntzel – Ältere Diöcese Hildesheim, 1837
- Hermann Adolf Lüntzel – Geschichte der Diöcese und Stadt Hildesheim Bd. I, II. 1858
- Hans Götting – Das Bistum Hildesheim 815 - 1221
- Beiträge zur Hildesheimischen Geschichte Bd. I
- Franz Anton Blum – Geschichte des Bisthums Hildesheim, 1805
- Joachim Barward Lauenstein - Historia Diplomatica Episcopatus Hildesiensis, 1740
- Reinhard Wenskus – Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel, 1976
- Friedrich Günther – Der Ambergau, 1887
- Wolfgang Petke – Die Grafen von Wöltingerode-Wohldenberg, 1971
- Gustav Bode – Entwurf einer Stammtafel der Grafen von Wöltingerode sowie der Grafen von Werder und Emne, 1890
- Calenberger Urkundenbuch I – VII.
- Frederik D. Tunnat – Die edlen Herren von Rosdorf und ihre Seitenzweige, 2014
Einzelnachweise
- Vierteljahrschrift für Social- und Wirtschaftsgeschichte Bd. IV, 1906, S. 97
- UB Hochstift Hi. I.
- UB Hochstift Hi I., 121
- UB Hochstift Hi I, 282,304,333,387,421,475 sowie Frederik D. Tunnat: Die edlen Herren von Rosdorf und ihre Seitenzweige, Berlin, S. 71, 84ff, 108, 118