Erstes Belvedere
Das Erste Belvedere (bei Samuel Nienborg: „Das fürstliche Lusthaus“)[1] war ein Renaissancebau auf der Brühlschen Terrasse in Dresden und war das erste der vier Gebäude an diesem Standort.
Man begann 1589 nach Entwürfen von Giovanni Maria Nosseni diesen zu errichten. Nach Nossenis Tod 1620 übernahm sein Schüler, Sebastian Walther den Bau und führte diesen fort. Nachdem Walther 1645 verstorben war, leiteten der Maler Christian Schiebling und sein Mitarbeiter Wolf Ernst Brohn die Arbeiten am Bau.
Geschichte
Unter dem Kurfürsten Christian I. wurde bereits 1589 damit begonnen, das erste Belvedere zu bauen. Es wurde als mehrstöckiges Lusthaus auf der Jungfernbastei für die Festlichkeiten des Hofes konzipiert. Als der Bauherr 1591 starb, war der Rohbau des unteren Festsaals und der sich anschließenden Gewölbe mit der offenen Bogenhalle noch nicht abgeschlossen worden.
Kurfürst Christian II. ließ noch die Gewölbe des unteren Festsaals fertigstellen und das Schießhaus als offene Bogenhalle vollenden. Danach wurden die Bauarbeiten vorläufig eingestellt.
Unter Kurfürst Johann Georg I. wurde ab 1617 unter der Leitung von Nosseni der obere Festsaal als Rohbau errichtet. Es folgten die Anbauten an der Elbseite (Küche) und die zum Stadtgraben hin. Auf das Dach des Gebäudes wurde ein Pavillon in Holzbauweise aufgesetzt, der einem Umgang für die Aufstellung von Musikern besaß. 1622 war der gesamte 24 m hohe Rohbau fertig. Für die Ausstattung mit aufwändiger Bauplastik im oberen Saal war der Nachfolger Nossenis als Hofbildhauer und Hofarchitekt, Sebastian Walther verantwortlich.
Später wurde der Pavillon auf dem Dach unter Wolf Caspar von Klengel in Holzbauweise durch eine geschweifte, kupferne Haube ersetzt.
Am 22. Dezember 1747 schlug ein Blitz in das Gebäude ein und das unter dem Belvedere befindliche Pulvermagazin geriet in Brand und sprengte das Gebäude durch eine Explosion in die Luft.[2]
Beschreibung
Unterer Festsaal
Der untere Festsaal wurde wegen seiner Ausstattung Grottensaal oder Antiquarium genannt. Seine Höhe betrug 5 m, der Grundriss war 15 × 20 m. Die Decke des Saals bestand aus vier schweren Kreuzgewölben, die auf den Festungsmauern und auf einer Säule in der Mitte ruhte. Das Festungsmauerwerk wurde von zwei raumgroßen Mauernischen (Konchien) zur Elbseite und zwei zum Stadtgraben durchbrochen. In den Konchien war genügend Platz für Tische und Bänke. In der durchbrochenen Wand befanden sich Zwillingsfenster. Ein Brunnen, Kamin und Orgel waren an den geschlossenen Seiten der Festungsmauern. Die Wände des unteren Saals waren „sehr prächtig … von Quaderstücken mit schönen Gesimsen und Kapitellen, von weißem, rotem, grauen und gesprenkeltem Marmorstein …“ gestaltet. Oberhalb jeder Säule befand sich „ein Brustbild de Stucco“, die später durch bronzene Büsten ersetzt wurden. Diese stellten die Ahnengalerie dar, 60 Herzöge und Kurfürsten vom Hause Sachsen. Am Eingang auf der linken Seite, befand sich ein von Carlo de Cesare gestalteter Brunnen, eine „dreifache schöne Grotten, mit einer großen Concha und Bild darinnen“ der aus „gedachten farbigen Marmorsteinen gehauen“ war. Die „Karmiese und Friese … auch alle Türumrahmungen“ waren mit Jaspis, Achat, Lapislazuli und Calcedon geschmückt worden. Die Wände des Saals waren derart gestaltet worden, dass sie „wie ein Spiegel glänzen“. Dort hingen „Quadri von Oelfarben auf Leinwand gemalet“. Diese Ölgemälde stellten die „praclaras res gestas“ der sächsischen Fürsten dar. Der als Grotte oder Antiquariat bezeichnete Raum sollte „für einen Tresor“ dienen. Dort wurden „die köstlichsten crystalline, jaspine, topasine, agatine und andere fremde in Gold gefasste steinerne Geschirre“ aufgestellt. Auch eine „in Gold gefasste Nave vom böhmischen Diamant, die vier Maß fasst“ war dort zu sehen. Auf diesen mit Edel- und Schmucksteinen geschmückten Tresor war auch die Tafel des Kurfürsten ausgerichtet. Neben der Tafel, auf der rechten Seite, war eine große Orgel mit Pfeifen aus grünem Serpentinstein.
Oberer Festsaal
Im unteren Festsaal befand sich eine Wendeltreppe. Über diese gelangte mach zum oberen Festsaal. Dieser hatte vier Portale und zwölf Fenster. Oberhalb des Festsaals war ein Pavillon in Holzbauweise aufgesetzt worden. Im Festsaal war durch eine ovale Öffnung des Gewölbes (Innenkuppel) auch die Decke des aufgesetzten Holzpavillons (Außenkuppel) zu sehen. In der großen Kehle der Innenkuppel war „ein Fries [mit] trojanische Historien“ gemalt worden. Der Saal war 13 × 19 m groß und war 9 m hoch. In dem Saal wurden 20 lebensgroße Freistatuen aufgestellt: zehn Tugenden, fünf sächsische Kurfürsten und fünf Kaiser seit Karl V. Sie wurden von dem Hofbildhauer Sebastian Walther zusammen mit seinen Brüdern Christoph Walther IV und Michael Walther geschaffen.
Pavillon
In der Decke der Außenkuppel hatte der Hofmaler Kilian Fabritius die „vier Elemente, Tag und Nacht“ dargestellt. „Ein wenig weiter herunter [waren] die sieben Planeten mit zwölf himmlischen Zeichen“ gemalt worden. Die Decke der Außenkuppel war sehr hoch, perspektivisch und mit „durchsichtigen Fenstern gezieret“. Oberhalb der Innenkuppel („inwendig auf dem Fries“) bei der ovalen Öffnung zur Außenkuppel („in der Vierung herum“) war ein um die ovale Öffnung umlaufender Gang gebaut worden. Dort spielten die Trompeter und Musikanten für die Gäste im unteren Festsaal auf. Auch vor den Fenstern des Pavillons mit Außenkuppel war ein umlaufender Gang erbaut worden, der als Aussichtsterrasse diente.
Literatur
- Fritz Löffler: Das alte Dresden – Geschichte seiner Bauten. E.A.Seemann, Leipzig 1981, ISBN 3-363-00007-3.
- Manfred Zumpe: Die Brühlsche Terrasse in Dresden. Verlag für Bauwesen, Berlin 1991, ISBN 3-345-00207-8.