Erste Chemnitzer Maschinenfabrik
Die Erste Chemnitzer Maschinenfabrik (ursprünglich Maschinenfabrik C. G. Haubold jun., ab 1953 VEB Erste Maschinenfabrik Karl-Marx-Stadt, ERMAFA) war ein traditionsreiches und bedeutendes Maschinenbau-Unternehmen mit Sitz in Chemnitz. Es wurde 1837 von Carl Gottfried Haubold (1792–1862, Vetter von Carl Gottlieb Haubold) gegründet und unterhielt neben dem Hauptsitz am Nordrand des Kaßbergs (Ecke Hartmannstraße/Reichsstraße) mehrere Gießereien und weitere Produktionsstandorte im Stadtgebiet. Nach dem Tod des Gründers übernahmen seine Söhne und Enkel die Firma, die sich bis zur Jahrhundertwende endgültig zum Großbetrieb entwickelte. 1905 wurde sie in eine GmbH, 1918 schließlich in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, blieb jedoch bis zur Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg mehrheitlich in Familienbesitz.[1]
Hauptprodukte waren vor allem Maschinen zur Textilveredelung und Papierverarbeitung (u. a. Kalander), im Zweiten Weltkrieg kamen auch Rüstungsgüter für die Wehrmacht hinzu.[1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb zu großen Teilen demontiert und 1948 enteignet. Zu DDR-Zeiten produzierte ERMAFA unter anderem Haushaltsgeräte wie z. B. Wäscheschleudern und gehörte aufgrund seiner breiten Produktpalette verschiedenen Kombinaten an: zunächst als Stammbetrieb zur VVB Plast- und Elastverarbeitungsmaschinen, später dann dem Kombinat Textima und zuletzt dem Chemieanlagenbaukombinat Leipzig-Grimma. Nach dem Ende der DDR wurde der Betrieb reprivatisiert und zunächst in den Stadtteil Borna verlegt. Das ehemalige Hauptwerk an der Hartmannstraße wurde unter Denkmalschutz gestellt und unter dem Namen ERMAFA Passage in ein Einkaufszentrum umgewandelt.[2]
Ein Betriebsteil produziert bis heute unter dem Namen ERMAFA Sondermaschinen- und Anlagenbau GmbH an zwei Standorten in Chemnitz-Siegmar Sondermaschinen für die kunststoff- und gummiverarbeitende Industrie sowie Anlagen zur Sterilisation von Klinikabfällen und im vogtländischen Ellefeld unter dem Namen Ermafa Auerbach Tiefbohrmaschinen für kubische und zylindrische Werkstücke, Fräsmaschinen und kombinierte Tiefbohr-Fräszentren für Anwendungen im allgemeinen Maschinen- und Anlagenbau, im Werkzeug- und Formenbau oder in der Gas- und Erdölindustrie.[3]
Literatur
- W. Beckmann: 150 Jahre Maschinenbau 1837–1987. VEB ERMAFA Karl-Marx-Stadt 1987.
- Ernst Canzler, Wolfgang Hähnel: Die Unternehmerfamilie Haubold (= Chemnitzer Lebensbilder; 5), Chemnitz 2005, ISBN 3-910186-54-8.
- Wolfgang Hähnel: Konsumgüterfertigung in der Ersten Maschinenfabrik Karl-Marx-Stadt. In: Chemnitzer Roland. Vereinsspiegel für Heimat, Brauchtum, Geschichte, Kunst. Bd. 24 (2017), Heft 2, S. 23–25.
- Armin Reif, Wilfried Vogt: ERMAFA im Strukturwandel. In: Arbeit und Technik in den neuen Bundesländern. Dortmund 1993, S. 142–151.
Weblinks
- Informationen zur Geschichte der Hauboldwerke vor 1945 auf historisches-chemnitz.de
- Aktenbestände des VEB ERMAFA im Staatsarchiv Chemnitz
Einzelnachweise
- Ernst Canzler, Wolfgang Hähnel: Die Unternehmerfamilie Haubold (= Chemnitzer Lebensbilder; 5), Chemnitz 2005, ISBN 3-910186-54-8, S. 15 ff.
- Website des Einkaufszentrums ERMAFA Passage. Abgerufen am 5. August 2017.
- ERMAFA Sondermaschinen- und Anlagenbau GmbH. Abgerufen am 5. August 2017.