Erotische Laktation
Erotische Laktation (englisch erotic lactation) bezeichnet das Stillen eines erwachsenen Partners beziehungsweise eine Relaktation primär aus erotischen Gründen. Je nach Art und Ausrichtung der erotischen Beziehung finden auch andere, insbesondere englische Begriffe Verwendung, wie z. B. adult nursing, adult breastfeeding oder Adult Nursing Relationship (ANR).
Die ebenfalls vorkommenden Wortbildungen Milch-Fetischismus und Laktophilie sind umgangssprachliche Pseudo-Fachbegriffe, die nicht den Regeln der Wortbildung für Paraphilien im medizinisch-diagnostischen Kontext entsprechen. Insbesondere muss für das Vorliegen einer Paraphilie nach den Definitionen des ICD-10 und des DSM-IV ein Leidensdruck aus der betreffenden sexuellen Neigung hervorgehen. Zudem wird das Wort Fetisch im medizinisch-diagnostischen Kontext nicht für primäre oder sekundäre Geschlechtsmerkmale verwendet und bezieht sich normalerweise auf unbelebte Gegenstände.[1]
Laktation, Relaktation und Induzierte Laktation
Die erotische Laktation kann sich aus dem normalen Stillen eines Kindes heraus entwickeln, und der Milchfluss wird durch kontinuierliche Stimulation erhalten.
Die Ursache für einen spontanen Milchfluss (Galactorrhoe) ist nicht selten eine Stimulation der Brustwarzen, und es ist möglich, den Milchfluss gezielt nur durch mechanische Stimulation der Brustwarzen hervorzurufen (Induzierte Laktation).[2]
Der Milchfluss kann aber auch gezielt und unabhängig von einer Schwangerschaft oder der Reproduktionsfähigkeit hervorgerufen werden. Dies wird induzierte Laktation genannt, während bei einer Frau, die den Milchfluss nach einer Stillpause wieder in Gang bringt, das Wort Relaktation zur Anwendung kommt. Dies kann erfolgen, indem regelmäßig mehrmals am Tag an den Brustwarzen gesaugt wird. Zusätzlich oder stattdessen kann auch gepumpt, massiert und „ausgemolken“ werden. Außerdem wird oft zeitweilig ein unterstützendes Medikament eingenommen, am bekanntesten ist der Dopaminantagonist Domperidon.[3][4] Ein laktogener Effekt von pflanzlichen Mitteln konnte klinisch nicht nachgewiesen werden, obwohl zahlreiche Mittel seit langer Zeit als „milchfördernd“ empfohlen werden. Der Milchfluss bleibt erhalten, solange die Brust regelmäßig stimuliert wird.
Verbreitung
Bei lesbischen Beziehungen hat das gegenseitige oder einseitige Stillen um 1930 Erwähnung in der Fachliteratur gefunden, jedoch sind genaue Zahlen nicht bekannt.[5] Die Londoner Zeitschrift The Sunday Times berichtete am 13. März 2005 von einer wissenschaftlichen Untersuchung mit 1690 britischen Männern, die ergab, dass bei 25 bis 33 % der Paare der Mann die Muttermilch aus der Brust seiner stillenden Frau getrunken hat. Die meisten taten dies mehrfach und gaben als Grund nicht Neugier, sondern ein echtes emotionales Bedürfnis an.[6] Ein ausführlicher wissenschaftlicher Bericht wurde 2007 von Roland Schöbl veröffentlicht.[7] Im Oktober 2007 wurde in Deutschland eine Untersuchung zum Stillen des erwachsenen Partners veröffentlicht, dabei gaben von den befragten 8500 Personen etwa 70 Prozent der Männer, knapp 60 Prozent der heterosexuellen Frauen und fast 80 Prozent der Lesben an, gerne die Milch des Partners trinken zu wollen oder ihn trinken zu lassen.[8] Darüber hinaus existieren nahezu keine Berichte oder Untersuchungen über das Stillen von Erwachsenen aus erotischen Gründen.
Empfindungen beim Stillen eines Kindes, ob sexueller oder asexuell-angenehmer Art, fallen normalerweise nicht unter den Begriff Erotische Laktation, solange nicht gezielt zum eigenen Lustgewinn gestillt wird. Je nach Studie geben zwischen 25 % und 40 % der Frauen an, durch das Stillen eines Kindes schon einmal sexuell erregt worden zu sein.[9] Ob solche Gefühle erlebt werden, hängt von vielen Faktoren ab, insbesondere auch kulturellen Normvorstellungen. Entwicklungsgeschichtlich entstehen angenehme Empfindungen, um zu einem bestimmten Verhalten zu motivieren.
Arten der erotischen Laktation
- Milchspiele: Jede Art sexueller Aktivitäten, die die Milch der Frau mit einbeziehen. Sehr weit verbreitet in der Zeit unmittelbar nach einer Geburt, da die sexuelle Erregung in dieser Zeit bei vielen Frauen den Milchspendereflex auslöst.[10]
- Adult Nursing Relationship (ANR): Deutsch: „Erwachsenen-Stillbeziehung“. Das Saugen der Milch aus der Brust als Ausdruck starker Intimität und gemeinsamer Zärtlichkeit, wobei die Beziehung der beiden Partner gleichrangig ist (z. B. kein Infantilismus). Erwachsenen-Stillbeziehungen beruhen auf einer stabilen Langzeitbeziehung, da es sonst auch kaum möglich ist, den Milchfluss aufrechtzuerhalten. Auf der anderen Seite wird sehr häufig berichtet, dass das Stillen einen stark bindenden und stabilisierenden Einfluss auf die Partnerschaft hat.[11] Die Frau kann beim Stillen u. U. einen Orgasmus erleben oder einen angenehmen Milchspendereflex, aber beides muss nicht immer der Fall sein und ist auch nicht das Ziel des Stillens. Die meisten Paare berichten, dass ihr Grund für die Erwachsenen-Stillbeziehungen eher die intensive Intimität und gemeinsame Bindung ist.
- Pumpen: Einige Frauen pumpen ihre Milch aus sinnlichen Gründen ab oder streichen sie aus, unabhängig davon, ob sie gerade einen Partner haben oder nicht. Neben den sinnlichen Gefühlen geben viele Frauen als Grund an, dass sie sich als stillende Frauen sehr weiblich fühlen. Es kommt sowohl vor, dass sich Frauen nach dem Abstillen eines Kindes selbst die Milchbildung noch längere Zeit erhalten, als auch, dass Frauen die Milchbildung gezielt hervorrufen.[12]
- Es existieren auch mindestens drei BDSM-Varianten der erotischen Laktation:
- Infantilismus/Ageplay: Der Partner nimmt in einem Rollenspiel die Rolle eines Babys ein, das von der stillenden Frau gepflegt und gestillt wird. Das Stillen hat in dieser Variante eher einen sekundären Charakter.
- Stillen als Belohnung oder Ersatz: Das Stillen eines submissiven (BDSM) Partners kann als Belohnung für seine Unterordnung dienen oder als Surrogat für nicht erlaubte (andere) sexuelle Handlungen z. B. in einer Cuckold-Beziehung.
- Melken: Das „Melken“ (auch „forced lactation“) der submissiven Frau oder die Anweisung an sie, Milch für ihren dominanten Partner zu geben. Diese Variante ist auch als Petplay möglich.
Das Auftreten einer BDSM-Spielart schließt andere Varianten nicht aus, wie z. B. umgekehrt das „Melken“ durchaus auch ein Spiel bei ganz normalen (Nicht-BDSM-) Paaren sein kann.
Kulturelle und historische Aspekte
Daoismus
Vor dem Entstehen des Konfuzianismus wurden im chinesischen Daoismus verschiedene alchemistische Sexualpraktiken gelehrt, die im menschlichen Geschlechtsakt die Möglichkeit sahen, durch „Energieaustausch“ der beiden Geschlechter bzw. im einseitigen „Energie-Konsumieren“ des Mannes Stärkung, ein hohes Alter oder sogar Unsterblichkeit zu erlangen. Um sein Yang zu stärken, sollte der Mann während des Liebesspiels unter der Zunge und aus den Brüsten der Frau Yin-Essenzen trinken und sie außerdem mit dem Penis aus der Vagina der Frau aufnehmen, was sich stärkend auf seine eigene Energie auswirken sollte. Wenn ein Energieaustausch (Kreislauf) das Ziel der betreffenden Lehre war, dann sollte der Mann der Frau seine Energie durch seinen Samen zurückgeben. Meist gingen die Anforderungen jedoch über den Energieaustausch hinaus und die einseitige Anhäufung von Energie durch den Mann trat in den Vordergrund. Der betreffende daoistische Adept musste eine Ejakulation daher vermeiden, um sein gesamtes Qì („Lebensenergie“) im Körper zu bewahren. Die Anweisungen zu solchen sexuellen Praktiken hatten den Charakter einer Geheimlehre.[17][18] Die Energie, die aus den Brüsten gesaugt werden sollte, hatte Namen wie „Korallenessenz“, „Weißer Schnee“ oder „Saft des Apfels der Unsterblichkeit“. In China, Vietnam, Korea und Japan ist der Glaube an die besondere Wirkung der Frauenmilch auf Erwachsene, und ganz besonders wenn sie direkt aus der Brust getrunken wird, auch heute noch immer nicht ganz verschwunden.[19]
Caritas Romana
Vom römischen Autor Valerius Maximus sind die etwa 30 n. Chr. unter Tiberius (14–37 n. Chr.) entstandenen Schriften Factorum ac dictorum memorabilium libri[20] überliefert, die unter anderem die Erzählung der „Caritas Romana“ (Römische Caritas) in zwei verschiedenen Versionen enthält. Die Geschichte handelt von einem Elternteil, der im Gefängnis verhungern soll. In der ersten Version von Valerius Maximus ist es die Mutter, in der zweiten Version der Vater.[21] Nur der jungen Tochter wird der Zutritt erlaubt, nachdem diese gründlich nach Lebensmitteln durchsucht wurde. Die Tochter aber, die kurz zuvor entbunden hatte, reicht Mutter/Vater ihre eigene Brust zum Trinken und bewahrt sie/ihn so vor dem Verhungern. Als das schließlich bekannt wird, begnadigt der Prätor beeindruckt von dieser Tat den Elternteil und man errichtet der Tochter später einen Tempel, dort wo früher (angeblich) das Gefängnis gestanden hatte.[22]
Die Geschichte selbst ist vermutlich sehr viel älter, jedenfalls hat sie schon in der Antike in mehreren Versionen existiert, in denen auch mehrere Namen verwendet wurden: Cimon (Cimo, Kimon) und Pero (Peres, Pera), Xanthippe und Mycon und später in Griechenland Tectaphus und Eerie. Die Geschichte muss damals bereits sehr bekannt gewesen sein; so sind alleine in Pompeji (verschüttet 79 n. Chr.) schon drei bildliche Darstellungen dieser Geschichte gefunden worden. Der eigentliche Ursprung dieser Geschichte ist unbekannt, einige Autoren vermuten ihn in Griechenland, andere im Orient bis nach Indien oder China.
In der europäischen Neuzeit ist die Geschichte durch Boccaccio in seinem Werk De claris mulieribus (Von den berühmtesten Frauen)[23] im Jahr 1362 wieder aufgegriffen worden. In der Folge entstanden Hunderte Gemälde,[24] die diese Geschichte darstellen, davon alleine drei von Rubens, dazu unzählige Skulpturen und abgewandelte Erzählungen, etwa als Halslöserätsel oder lokale Legenden. In kirchlichen Predigten des 17. Jahrhunderts wird das Thema immer wieder aufgegriffen,[25] wobei in diesem Fall fast durchgängig die Mutter-Tochter-Version gewählt wurde, während bei der bildlichen Darstellung nahezu nur die Vater-Tochter-Variante existiert. Im ersten Fall geht man davon aus, dass erotische Bezüge zugunsten der caritativen vermieden werden sollten, während bei der bildlichen Darstellung gerade die erotische Komponente eine nicht unerhebliche Rolle spielt.
Bereits aus der römischen Antike sind mehrere Darstellungen des Themas bekannt; bei den Ausgrabungen in Pompeji wurden mindestens drei entsprechende Bilder gefunden.[26] Ein erneutes Aufgreifen und Veröffentlichen der Geschichte durch Giovanni Boccaccio um das Jahr 1362 führte zu den erwähnten zahlreichen neueren Darstellungen der Szene, die bis in die heutige Zeit anhalten. Ende des 20. Jahrhunderts recht bekannt geworden ist der Roman Früchte des Zorns von John Steinbeck, wo in der Schlussszene die Tochter der Familie einem verhungernden Mann die Brust gibt. Der eigentliche Reiz der bildlichen Darstellung dürfte für viele Künstler das Spannungsfeld zwischen der rein caritativen Darstellung und der Erotik der Szene liegen. Was überwiegt, lässt sich in der Bildanalyse recht gut anhand vieler Einzelmerkmale festmachen, wie zum Beispiel Blickkontakt, großflächiger Körperkontakt, Handposition, vitale Darstellung des Manns, Menge und Art unbedeckter Körperstellen, anwesende Beobachter und anderes mehr.[27]
Christentum
Im Mittelalter tauchten Berichte von Visionen auf, in denen die Jungfrau Maria einem Heiligen die Brust zum Trinken reicht. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist die Lactatio des Heiligen Bernhard von Clairvaux.[28] Hierzu entstanden eine Reihe bildlicher Darstellungen, beispielsweise ein Altarbild von Gottfried Bernhard Göz aus dem Jahre 1749. Die bekanntesten Heiligen, die ebenfalls von einer solchen Vision berichteten, waren Bischof Fulbert von Chartres, Alanus de Rupe, Domingo de Guzmán, aber auch Frauen wie Adelheid von Frauenberg und Mechthild von Magdeburg beschäftigten sich mit diesem Thema oder hatten eigene Lactatio-Visionen. Und umgekehrt gab es auch Legenden von Frauen, die selbst in religiösem Kontext Milch gaben. So wurde von Catharina von Genua (1447–1510) berichtet, dass sie aus Andacht zum göttlichen Lämmlein ein irdisches Lamm ins Bett nahm, küsste, es an ihren Brüsten saugen ließ und in der Folge auch einige Tropfen Milch von sich gegeben haben soll.[29] Ein anderes Beispiel ist Elena Duglioli, die etwa 1510–1520 als Jungfer Milch gab und nach den Berichten u. a. dem päpstlichen Nuntius die Brust gab, damit sie ihre sexuelle Lust verlören.[30] Und schließlich soll in diesem Zusammenhang noch Margareta Ebner genannt werden, die nach eigenen Berichten Milch bekam, nachdem eine kleine Jesus-Statue sie gebeten hatte, ihn zu säugen.[31] Die Legenden reichen von relativ sachlichen Beschreibungen bis zu deutlich erotisch gefärbten Gesängen. So schrieb Adelheid von Frauenberg von der Jungfrau Maria: „wil din Begird erfüllen und wil dich trenken mit der Milch, mit der ich min hailig trut Kind sogt, — und gab mir ir rainen zarten Brust in minen Mund; und do mir dise unsaglich Süssikait enzogen ward, do ward min Jamer also grofs das ich do also fast ward wainen.“[32] Alan de Rouche schrieb über sich in der dritten Person: D„ann küsste sie ihn und reichte ihm die jungfräulichen Brüste, aus denen er gierig trank, so dass er durch alle Glieder sich erstarken und in die Himmel erhoben fühlte. Und noch oft hat ihm die erhabene Jungfrau von da ab die nämliche Gnade erwiesen und hat ihn immer von neuem gestärkt, so dass er auch andere Marienverehrer für den Psalter zu begeistern vermochte.“[33] Die sogenannten Lactatio-Legenden wurden in zahlreichen frommen Texten mit mehr oder weniger erotischer Konnotation verarbeitet. Beispielhaft soll hier noch ein Kalenderspruch aus dem 19. Jahrhundert genannt werden, der sich vermutlich auf Fulbert von Chartres bezieht: „Zu Neuene war ein krancker Priester / der bettet täglich neben den Horis Canonicis / auch Mariae siben Tagzeiten / eyferig. Er war vono Arzten für todt auffgeben / und verlassen / und sihe / die glorwürdige Himmelkönigin stehet bey dem Beth / sprützet ihm in den Mund / O honigsüsse Milch / auß ihre Jungfräulichen Brüsten: stehe auff / sagt sie / spalliere mit den Chorherren / und vergisse niemalen meiner Tagzeiten die Tag deines Lebens.“[34] Noch Anfang des 20. Jahrhunderts hat Karl Vollmoeller mehrere Lactatio-Legenden vordergründig fromm, aber hintergründig eindeutig erotisch in seinem Buch Sieben Wunder der heiligen Jungfrau Maria verarbeitet.[35]
Islam
Im islamischen Rechtsverständnis kann durchs Stillen ein Verwandtschaftsverhältnis entstehen. Fast alle modernen Rechtsschulen gehen davon aus, dass dies nur für Kinder bis zu einem Alter von zwei Jahren gilt, wobei außerdem eine Reihe weiterer Bedingungen erfüllt sein müssen. Im traditionellen Volksglauben und bei einigen Außenseitern der großen Rechtsschulen existiert aber auch die Vorstellung, dass das Trinken von Frauenmilch durch einen (erwachsenen) Mann zu einem Heiratsverbot mit der betreffenden Frau führe. Dies geht bis zu Behauptungen, dass z. B. bereits ein einziger versehentlich getrunkener Tropfen Frauenmilch eine bestehende Ehe ungültig machen würde.
Es gibt zudem immer wieder öffentlich hochemotional geführte Kontroversen darüber, ob durch das Stillen eines fremden erwachsenen Mannes die Verschleierungspflicht und das Kontaktverbot zwischen ihm und der betreffenden Frau aufgehoben wird – und zwar ohne dass dadurch gleichzeitig ein Verheiratungsverbot entstehen würde.[36][37][38][39]
Die Glücksehe des Carl Buttenstedt
Um 1903 veröffentlichte Carl Buttenstedt ein Buch unter dem Titel Die Glücksehe – Die Offenbarung im Weibe, eine Naturstudie.[40][41] In diesem Buch beschrieb Buttenstedt eine Verhütungsmethode, bei der der Mann täglich die Milch aus der Brust seiner Frau trinken solle, um das Aussetzen der Regel zu bewirken. Eine Reihe von Autoren bescheinigten Buttenstedt eine nicht geringe Anhängerzahl und der Inhalt der Leserbriefe zu Buttenstedts Buch zeigt, dass die Leser weit eher an der Verhütung und am Vergnügen des Stillens interessiert waren als an dem recht kruden Theoriegebäude, das Buttenstedt um seine Glücksehe herum konstruiert hatte.[42] Buttenstedts Glücksehe wurde als Skurrilität kurzzeitig recht bekannt und es gab in der Folge auch mindestens drei Autoren, die Nachfolgebücher veröffentlichten. Weiterentwicklungen betrafen neben dem direkten Trinken aus der Brust den Gebrauch einer Milchpumpe, tägliche spezielle Brustmassagen und auch Hypnosetechniken.[43] Buttenstedts Buch Glücks-Ehe wurde 1938 in allen Ausgaben verboten.[44] Während der Zeit des Nationalsozialismus geriet Buttenstedt dann völlig in Vergessenheit.
Weblinks
- stillbeziehungen.org Deutsche Info-Seite
Literatur
- Carl Buttenstedt: Die Glücks-Ehe, die Offenbarung im Weibe, eine Naturstudie. 6., verbesserte Auflage. Reform Verlag, Berlin-Schöneberg 1910, 193 Seiten; archive.org. 8,. verbesserte Auflage mit einer Einführung des Verfassers. Verlag der Schönheit, R. A. Giesecke, Dresden 1923, OCLC 72033363
- Max Pfister: Über die reflektorischen Beziehungen zwischen Mammae und Genitalia muliebria, A. Georgi, Berlin 1902, OCLC 459456586 (Dissertation, Universität Heidelberg, 1902, 29 Seiten [Les rapports réflexes entre les mamelles et les parties génitales chez la femme]).
- Roland Schöbl: Erotische Laktation: das Stillen des erwachsenen Partners und Milchbildung aus erotischen Gründen. Denkholz-Buchmanufaktur, Berlin 2007, ISBN 978-3-9811894-1-4.
- Jutta Sperling: Roman Charity: Queer Lactations in Early Modern Visual Culture. transcript Verlag, Bielefeld 2016 / Columbia University Press, New York, 2016. degruyter.com.
Einzelnachweise
- Roland Schöbl: Erotische Laktation. Denkholz 2007, ISBN 978-3-9811894-1-4
- Roy J. Levin: The breast/nipple/areola complex and human sexuality. In: Sexual & Relationship Therapy, Mai 2006, Ausgabe 21, S. 237–249
- Use of galactogogues in initiating or augmenting maternal milk supply. The Academy Of Breastfeeding Medicine, ABM Protocol #9; bfmed.org (PDF).
- Orlando P. Da Silva, David C. Knoppert: Health and drug alerts: Domperidone for lactating women. In: Canadian Medical Association Newsletter, 28. September 2004. cmaj.ca (PDF).
- Zitat: „[Das Stillen] … ist den Lesbierinnen wohl bekannt, die nicht nur aus erotischen Gründen sich gegenseitig an den Brustwarzen saugen, sondern hauptsächlich, um durch Milchflußerzielung den für sie nutzlosen und unangenehmen Monatsfluß zu verhindern.“ In: Institut für Sexualforschung: Universallexikon der Sittengeschichte und Sexualwissenschaft., Wien 1928–1932
- Lois Rogers: Earth dads give breast milk a try. In: The Sunday Times vom 13. März 2005. Verfügbar unter Timesonline
- Roland Schöbl: Erotische Laktation, Denkholz 2007, ISBN 978-3-9811894-1-4
- Die meisten Männer würden gerne die Milch aus der Brust ihrer Frau trinken. Schlaunews.
- Beispielsweise Masters, Johnson, Kolodny: Human Sexuality. 1982. Marvin S. Eiger, Sally Wendkos Olds: The complete book of Breastfeeding. Third edition. 1999.
- Lois Rogers: Earth dads give breast milk a try. In: The Sunday Times, 13. März 2005; timesonline.co.uk
- Carl Buttenstedt: Die Glücksehe (Die Offenbarung im Weibe). Eine Naturstudie. Reform-Verlag, Berlin-Schöneberg 1910
- Fiona Giles: Fresh Milk – The Secret Life of Breasts. Simon and Schuster, NY / Allen and Unwin, Sydney 2003
- Alison Bartlett: Maternal sexuality and breastfeeding. University of Southern Queensland, Australia 2006
- Lisa Mees-Liechti: Lust und Frust. In: Schweizer Hebamme, 3/2004
- Michel Odent: Die Natur des Orgasmus. Verlag C.H.Beck, München 2010
- Marvin S. Eiger, Sally Wendkos Olds: The complete book of Breastfeeding. Third edition. 1999.
- Henri Maspero: Les Procédés de ‹Nourir le Principe Vitale› dans la Religion Taoiste Ancienne. In: Journal Asiatique, 229, 1937, S. 177–252, 353–430.
- Douglas Wile: Art of the Bedchamber: The Chinese Sexual Yoga Classics Including Women’s Solo Meditation Texts. SUNY Press, 1992
- Hans Peter Duerr: Der Mythos vom Zivilisationsprozeß. Band 4: Der erotische Leib. 1997, S. 443
- Valerius Maximus: Facta et dicta memorabilia, chapter: 5,4 De pietate in parentes.; Englische Übersetzung: Valerius Maximus, Memorable Doings and Sayings, ed. by D. R. Shackleton Bailey (Harvard University Press, 2000), vol. 1, book v, no. 4, pp. 501–503
- Jutta Sperling: Roman Charity: Queer Lactations in Early Modern Visual Culture. transcript Verlag, Bielefeld 2016.
- Mary Beagon: The Elder Pliny on the Human Animal: Natural History Book 7, Oxford University Press, 2005, S. 314, ISBN 0-19-927701-X
- Giovanni Boccaccio: De claris mulieribus, chapter: LXV. De romana iuvencula. Englische Übersetzung: Giovanni Boccaccio: Famous Women. Edited and translated by Virginia Brown. The I Tatti Renaissance Library, Harvard University Press, Cambridge MA, London 2001
- Andor Pigler zählte alleine bis zum Ende des 18. Jahrhunderts schon etwa 230 bildliche Darstellungen. Andor Pigler: Barockthemen. Eine Auswahl von Verzeichnissen zur Ikonographie des 17. und 18. Jahrhunderts. Band 2. Budapest 1974, S.?.
- István Bitskey: Das Motiv Caritas Romana in der ungarischen und deutschen Literatur der Frühen Neuzeit. Tagung der Institute für Komparatistik, Germanistik und Ungarische Literaturwissenschaft der Károly-Eszterházy-Hochschule Eger und des Germanistischen Instituts der RWTH Aachen in Verbindung mit der Grimmelshausen-Gesellschaft e. V. am 9. Oktober in Eger/Ungarn
- Pompeji: (1) „Gruppi figurati con perona e avicane“ im Pompeji-Museum Neapel, (2) Wandgemälde im Haus des Marcus Lucretius Fronto, (3) Wandgemälde „Micon e Pero“ im Museo Nazionale Romano – Palazzo Massimo, Ausstellung „Rosso Pompeiano“
- vgl. zahlreiche bildliche Darstellungen der Caritas Romana bei Wikimedia Commons: Category:Roman Charity
- Oskar Panizza: Die Wallfahrt nach Andechs. 1894.
- Nach: Auguste Forel: Die sexuelle Frage. Eine naturwissenschaftliche, psychologische, hygienische und soziologische Studie für Gebildete. E. Reinhardt, München 1906.
- Gianna Pomata: A Christian Utopia of the Renaissance. Elena Duglioli’s Spiritual and Physical Motherhood (ca. 1510–1520)
- Friedrich Heiler: Das Gebet: Eine religionsgeschichtliche und religionspsychologische Untersuchung. Verlag von Ernst Reinhardt, München 1921, S. 336
- Nach Heinrich Günter: Legenden-Studien. J. P. Bachem, 1906, S. 165
- Nach Heinrich Günter: Legenden-Studien. J. P. Bachem, 1906, S. 184
- Unserer lieben Frauen Kalender (ohne Verfasser, ohne Jahrgang). Im Besitz der Wilhelm-Busch-Gesellschaft. Im Kalender hat Wilhelm Busch die zitierten Zeilen angestrichen, als er für seine Geschichte des „Heiligen Antonius von Padua“ recherchierte.
- Karl Vollmoeller: Sieben Wunder der heiligen Jungfrau Maria. Grethlein & Co, Leipzig 1928. Als Privatdruck erschien außerdem in kleiner Auflage das Buch Acht Mirakel der heiligen Jungfrau Maria, das eine zusätzliche Geschichte enthielt, die trotz Vollmoellers damaliger Berühmtheit kein Verleger zu veröffentlichen wagte.
- Al-Buckhari – Hadith 3425. Sahih Muslim, Buch 8, 3424, 3425, 3427, 3428. Imam Malik’s Muwatta, Buch 30, 30.1.8, 30.2.12–14 usw.
- Roland Schöbl: Muttermilch als frommer Ausweg. Skandal um eine Fatwa in Ägypten: Eine Frau darf sich nur dann mit einem männlichen Kollegen das Büro teilen, wenn sie ihm vorher ihre Brust gegeben hat. In: taz, 3. Dezember 2007; taz.de
- Rechtsgutachten sorgt für Unruhen in Ägypten (Memento vom 22. August 2012 im Internet Archive) Institut für Islamfragen (evangelische Allianz), 29. Mai 2007
- Fatwa 47721. islam-qa.com “Is it permissible for a man to suck on his wife’s breasts during intercourse?”
- Roland Schöbl: Die „Glücks-Ehe“ des Carl Buttenstedt. Vom Stillen des Ehemanns als Geheimlehre um 1900. In: Akademie für Sexualmedizin und der Gesellschaft für Praktische Sexualmedizin (Hrsg.): Sexuologie, 3–4/2007, S. 117–123. Elsevier Verlag. (ausführlicher Überblick); archive.org.
- Carl Buttenstedt: Die Glücksehe: Die Offenbarung im Weibe – eine Naturstudie. archive.org.
- Roland Schöbl: Erotische Laktation. Denkholz 2007, ISBN 978-3-9811894-1-4, S. 53 ff.
- u. a. Richard E. Funcke: Eine neue Offenbarung der Natur. Friedrich Robert: Die Offenbarung im Geschlechtlichen. Reinhold Munkwitz: Weniger Kinder.
- Liste verbotener Autoren während der Zeit des Nationalsozialismus, Stand 31. Dezember 1938