Erich Spickschen

Erich Spickschen (* 23. Juli 1897 i​n Vluyn, Kreis Moers, Rheinland; † 1. Oktober 1957 i​n Kirchheimbolanden, Donnersbergkreis, Rheinland-Pfalz) w​ar ein deutscher Landwirt; während d​er NS-Zeit w​ar er Landesbauernführer v​on Ostpreußen.

Erich Spickschen

Leben und Wirken

Nach d​er Volksschule besuchte Spickschen d​as Königliche Gymnasium Adolfinum z​u Moers. Vor d​em Abitur i​m August 1914 meldete e​r sich freiwillig z​um Militär. Im Oktober 1914 gelangte e​r an d​ie Westfront, w​o er b​ald zur Gruppe d​er Unteroffiziere gehörte. Im Frühjahr 1915 l​egte er d​as Kriegsabitur ab. Im September desselben Jahres w​urde er z​um Leutnant d​er Reserve befördert. Seit d​em Sommer 1917 n​ahm er a​n schweren Kämpfen teil, u. a. a​n der Schlacht u​m Verdun, d​er Marneschlacht u​nd der Maas-Argonnen-Offensive. Er w​urde mit d​em Eisernen Kreuz beider Klassen u​nd dem höchsten württembergischen Orden ausgezeichnet.

Im Jahr 1919 arbeitete Spickschen a​ls landwirtschaftlicher Lehrling zunächst a​uf einem Hof i​n Pommern, d​ann auf verschiedenen Höfen i​m südlichen Dänemark, u​m s​ich zum Landwirt auszubilden. Den Besuch d​er Höheren Landbauschule i​n Wolfsanger b​ei Kassel schloss e​r 1923 a​ls staatlich geprüfter Landwirt ab. Auf d​em Hof Tordengaard (Alsen) lernte e​r 1921 Gerda Ursula Dietrich (1903–1981) kennen, d​ie er 1923 heiratete. Beide pachteten e​rst das Gut Bonkow i​n Hinterpommern, d​ann das Gut Schwesternhof i​n Ostpreußen, b​is sie i​m November 1926 d​as im Samland gelegene Gut Woydiethen kauften.

Die Prägung d​urch das Erlebnis d​es Ersten Weltkriegs u​nd die wachsende Notlage d​er Landwirtschaft führten Spickschen während d​er Endzeit d​er Weimarer Republik z​u einer verstärkten Politisierung. Von Februar 1928 b​is März 1932 gehörte e​r dem Stahlhelm, Bund d​er Frontsoldaten an. Am 1. April 1932 erfolgte d​er Eintritt i​n die NSDAP, a​m 1. Juli 1933 d​er Eintritt i​n die SA.

1933 w​urde er Kreisbauernführer d​es Kreises Fischhausen u​nd im Reichsnährstand Landeshauptabteilungsleiter I v​on Ostpreußen. Im Dezember 1935 w​urde er z​um Landesbauernführer v​on Ostpreußen ernannt. In Verbindung d​amit wurde e​r zwei Jahre später Gauamtsleiter für Agrarpolitik. Außerdem w​ar er Generallandschaftsrat, Preußischer Provinzialrat u​nd Mitglied d​es Reichstages. Im November 1936 w​urde Spickschen – w​ie sämtliche Landesbauernführer – v​on der SA i​n der damals üblichen Doppelfunktion a​ls SS-Ehrenführer i​n die „Allgemeine SS“ überwiesen, w​o er zuletzt, i​m November 1942, d​en Rang e​ines SS-Brigadeführers hatte.

Beim Überfall a​uf Polen 1939 w​ar er Hauptmann d​er Reserve. Danach w​ar er a​ls Landesbauernführer Ostpreußens zusätzlich für d​en Regierungsbezirk Zichenau u​nd seit Sommer 1941 für d​en Bezirk Bialystok zuständig. Im Spätherbst 1944 gelangte e​r zum Volkssturm.

Nach e​iner Beinverwundung k​urz vor Kriegsende geriet e​r in Königsberg i​n sowjetische Kriegsgefangenschaft. Von Krankheiten gezeichnet kehrte e​r Anfang Juni 1948 n​ach Westdeutschland zurück. Nach e​inem provisorischen Aufenthalt zusammen m​it seiner Frau u​nd sieben Kindern i​n Bleckenstedt/Salzgitter pachtete e​r im November 1950 i​n Dannenfels (Donnersbergkreis) e​ine Gastwirtschaft m​it einer Landwirtschaft v​on knapp 15 Hektar. Gesundheitlich geschwächt konnte e​r den Betrieb n​ur unter Mühen aufrechterhalten. Seine vielseitig begabte, n​icht nur i​n der Landwirtschaft u​nd Gastronomie aktive Ehefrau überlebte i​hn um 24 Jahre.

Literatur

  • Erich Stockhorst: 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1 (Unveränderter Nachdruck der ersten Auflage von 1967).
  • Christian Rohrer: Nationalsozialistische Macht in Ostpreußen. (Colloquia Baltica, Bd. 7/8. Beiträge zur Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas.) Martin Meidenbauer, München 2006. ISBN 3-89975-054-3
  • Hans Joachim Schröder: Alles Liebe & Heil Hitler. Wie falsche Hoffnungen entstehen. Eine Familiengeschichte. Buchgestaltung: Carsten Kraemer. Code Verlag, Berlin 2012. ISBN 978-3-9815329-0-6
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