Endurance
Die Endurance war neben der Aurora eines von zwei Schiffen der „Imperial Trans-Antarctic Expedition“ (auch bekannt als Endurance-Expedition), die unter der Leitung des britischen Polarforschers Ernest Shackleton stand und trotz ihres Scheiterns große Bekanntheit erlangt hat.
Die vom Eis eingeschlossene Endurance im Jahr 1915. Foto: Frank Hurley | ||||||||||||||||
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Gebaut wurde die von Ole Aanderud Larsen (1884–1964) entworfene dreimastige Schonerbark im norwegischen Sandefjord durch die Werft Framnaes. Bei ihrem Stapellauf am 17. Dezember 1912 trug sie den Namen Polaris. Sie war 43,8 m lang, 7,62 m breit und wog 350 Tonnen. Neben Rahsegeln am Fockmast sowie Gaffelsegeln an Groß- und Besanmast besaß sie eine 260 kW starke Dampfmaschine, die eine Höchstgeschwindigkeit von 10 Knoten (19 km/h) erlaubte. Das Schiff war für polare Bedingungen ausgelegt und so konstruiert, dass es dem Druck der Eismassen möglichst wenig Angriffsfläche bot. Mit 28 cm Dicke waren die Spanten aus Grünherzholz, einer besonders stabilen Tropenholzart, doppelt so massiv ausgelegt wie bei herkömmlichen Seglern dieser Größe. Der Rumpf der Endurance war verhältnismäßig geradseitig konstruiert, da sie nur in lockerem Packeis fahren sollte. Sie lag damit ruhiger in der See als Schiffe mit kugeligem Rumpf wie zum Beispiel die Fram, dieses wurde aber mit dem Nachteil erkauft, dass sie bei Eispressungen nicht wesentlich aus der Drucklinie gehoben wurde und somit nicht für Einschließungen im Packeis geeignet war.
Auftraggeber des Baus waren der belgische Polarforscher Adrien de Gerlache und der norwegische Walfangmagnat Lars Christensen, die sie eigentlich für Polarkreuzfahrten eher touristischen Charakters verwenden wollten. Aufgrund finanzieller Probleme war Christensen jedoch froh, sein Schiff an Shackleton für 11.600 Pfund Sterling (ca. 934.000 €, Stand: 2010) verkaufen zu können – einem Betrag, der unter den ursprünglichen Baukosten lag. Nach dem Motto seiner Familie „Fortitudine vincimus“ („Durch Ausdauer [engl.: endurance] siegen wir“) benannte Shackleton sie in Endurance um.
Die Endurance verließ am 8. August 1914, rund eine Woche nach Eintritt Großbritanniens in den Ersten Weltkrieg, den Hafen von Plymouth und bewältigte die Fahrt in die Antarktis mit Zwischenstopp in Buenos Aires problemlos.
Bevor jedoch die Mannschaft der Endurance auf das Festland der Antarktis übersetzen konnte, um wie geplant die Antarktis zu durchqueren, wurde das Schiff im Januar 1915 vom Packeis des Weddell-Meers eingeschlossen wie „eine Mandel in einem Stück Schokolade“ – so der viel gebrauchte Vergleich. Nachdem die Endurance 281 Tage lang der Gewalt des Packeises widerstanden hatte, wurde sie am 21. November 1915 dann doch durch das Eis zerdrückt. Das Expeditionsteam hatte sich zuvor auf eine sichere Eisscholle gerettet. Frank Worsley, Kapitän der Endurance, beschrieb in seinem Tagebuch den für das Expeditionsteam so schrecklichen Moment:
„When one knows every nook and corner of one’s ship as we did, and has helped her time and again in the fight that she made so well, the actual parting was not without its pathos, quite apart from one’s own desolation, and I doubt if there was one amongst us who did not feel some personal emotion when Sir Ernest, standing on top of the lookout, said somewhat sadly and quietly, »She’s gone, boys.«“
(„Wenn jemand, wie wir es taten, jede Ecke und jeden Winkel eines Schiffes kennt und ihm immer wieder in jenem Kampf half, den es so gut bestand, dann ist der Zeitpunkt der Trennung nicht ohne Pathos, ungeachtet der eigenen trostlosen Lage. Und ich zweifle, dass es unter uns irgendjemanden gab, der nicht ergriffen war, als Sir Ernest auf seinem Aussichtspunkt etwas traurig und leise sagte: »Sie ist von uns gegangen, Jungs.«“)
Dank einer seemännischen und navigatorischen Meisterleistung gelang es der Mannschaft um Shackleton mit Hilfe dreier Rettungsboote, die man von der Endurance bergen konnte, ohne Verluste aus dieser desolaten Lage herauszukommen (siehe Ernest Shackleton, Endurance-Expedition):
Anfangs weiter mit dem Packeis und später auf Eisschollen trieben die Schiffbrüchigen in ihren Camps an der Antarktischen Halbinsel entlang nach Norden, bis die Schollen in kleine Stücke zerbrachen. In ihren Rettungsbooten erreichten sie schließlich Elephant Island. Dort wurde eins der Boote umgebaut und brach mit 6 Mann auf nach Südgeorgien, um Hilfe zu holen, was tatsächlich gelang. Monate später konnten die restlichen Männer, die noch auf Elephant Island festsaßen, mit einem Wachboot der chilenischen Marine gerettet werden.
Zur Erinnerung an die Endurance trugen zwei Eisbrecher der Royal Navy den Namen HMS Endurance. Das erste Schiff dieses Namens befand sich von 1967 bis 1991 im Dienste der Royal Navy, die zweite HMS Endurance diente der britischen königlichen Marine im Zeitraum von 1991 bis 2015. Des Weiteren sind der Krater Endurance auf dem Mars sowie die Endurance-Kliffs und der Endurance Ridge in der Antarktis nach Shackletons Endurance benannt.
Im Jahr 2019 versuchte eine private Expedition das Wrack der Endurance aufzuspüren, hatte jedoch keinen Erfolg.[1] Im Januar 2022 begann eine weitere Expedition mit der Suche nach der Endurance. Die Agulhas II bringt die Expedition dabei zu den zuletzt genannten Koordinaten der Endurance. Aus den historischen Aufzeichnungen wissen die Expeditionsteilnehmer, dass die Endurance zwischen 68°39′30″ südlicher Breite und 52°26′30″ westlicher Länge gesunken sein muss. Nach den Regeln des Antarktisvertrags ist das Wrack jedoch ein Kulturgut der Menschheit, das nicht angetastet werden darf.[2]
Literatur
- Literatur zur Endurance findet sich im Artikel Endurance-Expedition.
Weblinks
Einzelnachweise
- Marco Evers: Ernest Shackleton: Wo liegt das legendäre Schiff des Antarktispioniers? In: Der Spiegel. Nr. 1, 2019 (online). „Endurance“: Das Schiff von Ernest Shakleton bleibt verschollen. In: Spiegel Online. 14. Februar 2019, abgerufen am 31. Januar 2022.
- Christoph Seidler: Antarktis: Hightech-Expedition will legendäres Polarschiff »Endurance« finden. In: Spiegel Online. 31. Januar 2022, abgerufen am 31. Januar 2022.