Emil von Wohlgemuth
Emil Edler von Wohlgemuth (* 2. Mai 1843 in Lemberg; † 28. Januar 1896 in Wien)[1] war ein österreichischer Marineoffizier und Polarforscher.
Leben
Emil von Wohlgemuth wurde 1843 als Sohn des Militärkartografen Georg von Wohlgemuth in Lemberg geboren. Nach Absolvierung der Marineakademie Fiume 1859 als provisorischer Marinekadett ausgemustert, war er bis 1866 mit kurzen Unterbrechungen durch Landkommandos fast dauernd eingeschifft. Im Kriegsjahr 1866 diente er als 2. Offizier auf dem Schoner Möwe im Bereich der Donaumündung und im westlichen Schwarzen Meer. 1871 bis 1873 war er mit der Korvette Fasana auf weiter Fahrt in Ostasien. Es folgten eine Verwendung in der Marinesektion des Kriegsministeriums in Wien und von 1876 bis 1881 Einschiffungen mit Fahrten in der Adria und im östlichen Mittelmeer.
Nachdem die internationale Polarkonferenz in St. Petersburg 1881 im Rahmen des Ersten Internationalen Polarjahrs die Einrichtung von Beobachtungsstationen in der Arktis und der Antarktis beschlossen hatte und Österreich mit der Besetzung der Station Jan Mayen betraut worden war, wurde Wohlgemuth zu deren Leiter ernannt. Im Seearsenal Pola bereitete er in der zweiten Jahreshälfte 1881 die arktische Expedition vor. Im Frühjahr 1882 wurden er und seine Mannschaft – fünf Seeoffiziere, ein Marinearzt und sieben Mann – mit dem Transportschiff SMS Pola in fast dreimonatiger Fahrt auf die Insel im Nordmeer gebracht, die 1611 von dem holländischen Kapitän Jan Jacobs May van Schellinkhout entdeckt worden war. Man erreichte sie am 27. Juni und errichtete aus in Pola vorfabrizierten Teilen eine winterfeste Unterkunft. Über ein Jahr hindurch – auch während der Polarnacht – wurden nun meteorologische, erdmagnetische und andere Beobachtungen durchgeführt. Auch den häufigen Nordlichterscheinungen wurde Aufmerksamkeit zugewandt. Ebenso wurden Meerwasseruntersuchungen vorgenommen. Von der Pola wieder abgeholt, trafen Wohlgemuth und seine Männer am 26. Oktober 1883 wohlbehalten wieder in Pola ein. Anschließend erstellte er seinen Bericht.
Von 1885 bis 1887 war er als Flügeladjutant des Kaisers dem Kronprinzen Rudolf zur Dienstleistung zugeteilt. Von Ende Juli 1887 bis März 1889 war er mit dem Kommando der Korvette Fasana betraut, mit der er eine Fahrt in den persischen Golf und nach Ostasien durchführte. Anschließend ins Kriegsministerium versetzt, leitete er dort die Operationsabteilung, das Küstenbeschreibungsbüro und schließlich das Marinekontrollamt. 1891 wurde er Linienschiffskapitän. Am 1. Oktober 1894 trat er in den Ruhestand.
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Wohlgemuth, Emil Edler von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 57. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1889, S. 236–238 (Digitalisat).
- Josef Chavanne: Jan Mayen und die österreichische arktische Beobachtungsstation: Geschichte und vorläufige Ergebnisse derselben. Nach den Aufzeichnungen und Berichten des Leiters Linienschiffslieutenant E. von Wohlgemuth. Mit 6 Illustr. und einer Karte. Wien: A. Hartleben, 1884. (online auf commons)
- Oskar Regele: Emil von Wohlgemuth – ein Pionier der Arktis (PDF; 448 kB). In: Polarforschung 25, Nr. 1/2, 1955, S. 377–379.
- Heinrich Bayer von Bayersburg: Österreichs Admirale 1867–1918. Wien 1962, S. 187 ff.
- Helmut W. Malnig: Die österreichisch-ungarischen Arktis-Expeditionen 1871–1863 und das Internationale Polarjahr. In: Truppendienst Folge 300, Ausgabe 6/2007
- Die internationale Polarforschung 1882–1883: Die österreichische Polarstation Jan Mayen ausgerüstet durch seine Excellenz Graf Hanns Wilczek geleitet vom K. K. Corvetten-Capitän Emil Edlen von Wohlgemuth. Beobachtungs-Ergebnisse herausgegeben von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Karl Gerold’s Sohn, Wien 1886, I. Bd., II. Bd., I. Abt., II. Bd., II. Abt., III. Bd., alle Bände als PDF (821 MB)
- Kartenbeilage I. Bd., S. 208: Jan Mayen nach der Aufnahme der österreich. arct. Beobachtungsstation von Linienschiffslieut. A. Bóbrik v. Boldva 1882–1883
- Kartenbeilage I. Bd., S. 209: Umgebungs Karte der österr. arctischen Beobachtungsstation Wilczek-Thal auf Jan Mayen, Aufgenommen von Linienschiffslieut. A. Bóbrik v. Boldva 1882–1883