Emil Palleske
Emil Wilhelm Samuel[1] Palleske (* 5. Januar 1823 in Tempelburg, Pommern; † 28. Oktober 1880 in Thal bei Eisenach) war ein Schauspieler, Rezitator und Schriftsteller.
Leben und Werke
Palleske verbrachte seine Jugend in Rügenwalde, Hinterpommern. Er studierte dann an den Universitäten Berlin und Bonn Philologie und Geschichte und bereitete sich bereits während dieser Zeit auf den Beruf des Schauspielers vor. Er erhielt dann Rollen als Helden- und Charakterdarsteller an den Theatern von Posen, Stettin und Oldenburg. Er wurde 1843 Mitglied der Burschenschaft Fridericia Bonn.[2]
Von 1845 bis 1851 war Palleske zweiter Charakterdarsteller am Hoftheater von Oldenburg. Während dieser Zeit befreundete er sich mit Anna Löhn-Siegel, Adolf Stahr und mit Eugen von Beaulieu-Marconnay. 1851 verließ er die Bühne, anscheinend, weil er kein sehr guter Schauspieler war, und ging nach Berlin. Bereits gegen Ende der 1840er Jahre war er zu einem überregional bekannten Dramenvorleser geworden. Er lebte später in Arnstadt und Weimar und dann in dem Badeort Thal bei Eisenach und wurde bald ein international bekannter Vortragskünstler, der als Rezitator ausgedehnte Vortragsreisen im In- und Ausland unternahm (etwa dreitausend Abende). Zu seinem Repertoire gehörten Werke von Sophokles, Shakespeare, den deutschen Klassikern und auch von Fritz Reuter.
Palleske schrieb drei Dramen: Achilles (1847), König Monmouth (1853) und Oliver Cromwell (1857) und verfasste Gedichte (z. B. Mit dem Strom, Schiffers Lieb, Hannibal). Er war den Idealen der Revolution von 1848 zugetan und hatte mit seinem Drama Achilles vorsätzlich eine historische Handlung aus weit zurückliegender Zeit gewählt, um in den unruhigen Zeiten den Hof zu Oldenburg nicht zu brüskieren. Die Uraufführung des Stücks am 11. November 1847 am Großherzoglichen Hoftheater zu Oldenburg wurde vom Publikum mit anerkennendem Beifall belohnt. Sehr oft aufgelegt und bis heute viel gelesen wurde sein zweibändiges Buch Schillers Leben und Werke (1858/1859), das bereits 1860 ins Englische übersetzt wurde. 1879 gab er die Lebenserinnerungen der Charlotte von Kalb heraus, und 1880 veröffentlichte er das Sachbuch Die Kunst des Vortrags, in das er seine eigenen Erfahrungen als Vorleser einfließen ließ.
Palleske war vielfach musisch begabt, spielte Klavier und malte (wie auch seine Frau), gab dies jedoch später auf. Er war mit Gottfried Keller befreundet, den er auch in der Schweiz besuchte. Von diesem erschien am 30. September 1875 in der Neuen Zürcher Zeitung der Aufsatz Emil Palleske.
Emil Palleskes Nachlass befindet sich in der Berliner Staatsbibliothek (Nachlässe DDR 3, Nr. 656).
Familie
Er heiratete 1852 in der Berliner St. Matthäi-Kirche die Witwe Marie Freyhoff geb. Saro, mit der er bereits zwei Kinder hatte[1]. Ein Sohn starb im Krieg 1870 als Kriegsfreiwilliger an einer Infektion in einem Lazarett in Metz (→Festung Metz). Eine Tochter war mit dem Dramatiker Carl Friedrich Müller-Palleske verheiratet, eine andere mit dem Maler Olof Winkler
Werke
- Achilles. Ein Drama. Als Manuskript gedruckt (Zum ersten Mal aufgeführt auf dem großherzoglichen Hoftheather zu Oldenburg den 11. Nov. 1847). Oldenburg. 1847. 48 S.
- König Monmouth. Berlin. 1853.
- Über Griepenkerl’s ‚Robespierre‘. 1856.
- Oliver Cromwell. Berlin. 1857.
- Schiller’s Leben und Werke. Berlin. 1858/1859, (Englische Ausgabe: Schiller’s Life and Works, translated by Lady Wallace, London 1860, ISBN 1-4325-5131-0).[3]
- Charlotte. (Für die Freunde der Verewigten.) Gedenkblätter von Charlotte von Kalb. Stuttgart. 1879.
- Die Kunst des Vortrags. Stuttgart. 1880.
- Die Matrone von Ephesus. Reclam-Verlag. Leipzig. 1926.
Literatur
- R. Dechant: Das Tragische in Palleskes ‹Cromwell› und sein Verhältnis zur Entwicklung der deutschen Tragödie. Dissertation, München 1954.
- Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 534–535.
- Karl Veit Riedel: Palleske, Emil. In: Hans Friedl u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Isensee, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-135-5, S. 551–552 (online).
- Joseph Kürschner: Palleske, Emil. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 99 f.
- Maximilian Weller: Emil Palleske 1823-1880. In: Pommersche Lebensbilder IV (W. Menn, Hrsg.), Köln/Graz 1966, S. 372–385.
- Maximilian Weller: Die fünf großen Dramenvorleser – Zur Kulturgeschichte des deutschen Dichtungsvortrags von 1800 - 1880, Würzburg-Aumühle 1939 („Das Nationaltheater“. Schriftenreihe des Theaterwissenschaftlichen Instituts der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Bd. III) [Tieck, Schall, Holtei, Immermann, Palleske]
Einzelnachweise
- Trauregister der evangelischen St.-Matthäi-Gemeinde Nr. 54/1852
- Franz Richarz: Mitgliederverzeichnis der Burschenschaft Fridericia zu Bonn (18. Februar 1843 bis Herbst 1847) sowie der Burschenschaft Arminia zu Bonn (1847 bis 1849) und der burschenschaftlichen Verbindung Germania zu Bonn (1843 bis 1849). Bonn 1894, S. 14.
- Schiller's Leben und Werke
Weblinks
- Literatur von und über Emil Palleske im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Emil Palleske. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
- Manuskripte und Briefe Palleskes in Archiven und Bibliotheken