Emil Lorenz (Architekt)
Emil Lorenz (* 6. Februar 1857 in Zwickau;[1] † 5. November 1944)[2] war ein deutscher Architekt, der bis 1931 hauptsächlich in Hannover,[1] aber auch in Peine tätig war.[2]
Leben
Während seines Studiums wurde er 1876 Mitglied der Sängerschaft Erato Dresden.[3] Er heiratete am 14. Oktober 1887 die Fleischermeisterstochter Wilhelmine Johanna Maria Happe (* 5. April 1864 in Hannover; † 11. November 1928 in Hannover) aus Hannover.
Werke (unvollständig)
- 1893/1894: „Städtisches Geschäftshaus“ als Eckgebäude im Stil der Neugotik an der Herschelstraße 1 Ecke Kurt-Schumacher-Straße, ehemals Sitz des hannoverschen Standesamtes und des Katasteramtes, heute (Stand: 08/2014) Sitz der Polizeiinspektion Mitte[4]
- 1897 (Einweihung am 11. November), eventuell mit Christoph Hehl: Neubau des ursprünglich 1848 durch den Pastor Hermann Wilhelm Bödeker als „Asyl für unbemittelte alternde Jungfrauen des Mittelstandes“ initiierten Schwesternhauses in der Schwesternhausstraße im hannoverschen Stadtteil Bult[5]
- 1897/1898, gemeinsam mit Bernhard Weise: Landschaftstraße 8 Ecke Sophienstraße, Bankgebäude für die ehemalige Braunschweig-Hannoversche Hypothekenbank („Braune Hanne“), die spätere Berlin Hyp;[4] heute (Stand: 07/2014) Sitz der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young;[6] monumentales, dreigeschossiges Eckgebäude im Stil der italienischen Renaissance, reicher bildhauerischer Schmuck von Karl Gundelach, darunter die Plastiken der Brunsviga und der Hannovera[4]
- 1898–1900: Villa Kaeferle, Lüerstraße 5, Hannover, heute Gästehaus der Niedersächsischen Landesregierung
- 1903–1904, Georgstraße Ecke Rathenaustraße Erweiterung des ursprünglich 1869 von Otto Goetze erbauten Café Robby (des späteren, so nicht erhaltenen Café Kröpcke), siehe Kröpcke[7]
- 1909: Hindenburgvilla unter der heutigen Adresse Bristoler Straße 6, wo nach dem Ersten Weltkrieg 1919 dann der nach Hannover zurückgekehrte Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg wohnte[4]
- für das Stephansstift im hannoverschen Stadtteil Kleefeld entsprechend den Reformbestrebungen der Architekten des Deutschen Werkbunds als einfach gestalteter Klinkerbau, jedoch mit Sattel-Walmdach, denkmalgeschützt:[8]
- 1910/1911: Brüderhaus mit Festsaal,[4] Kirchröderstraße 44a[8]
- 1913: Ludolf-Wilhelm-Fricke-Schule[8]
- 1910 bis 1913: Erweiterungsbau des ehemals 1888 bis 1890 von Theodor Unger im neugotischen Stil für die VGH-Versicherungsgruppe Gebäudes am Schiffgraben 4; 1969 abgebrochen für einen Bürohaus-Neubau der VGH durch den Architekten Walter Henn[4]
- um 1912,[4] für den Bankier Bernhard Caspar:[9] ehemaliges Bankhaus Caspar (das 1922 und 1950 erweitert wurde), Prinzenstraße 23,[4] im September 2014 vollständig abgerissen.[9]
- 1924/1925: Vorentwurf für das Anzeiger-Hochhaus (Überarbeitung des Entwurfs durch Fritz Höger 1927/1928 ausgeführt)[4][10]
- 1928: Neubau für die Industrie- und Handelskammer in Hannover[11]
Literatur
- August Heitmüller (Zeichner), Wilhelm Metzig (Red.): Hannoversche Köpfe aus Verwaltung, Wirtschaft, Kunst und Literatur, Band 2. Hannover: Heinrich Osterwald, 1929 [ohne Seitennummern]
- Friedrich Lindau: Hannover. Wiederaufbau und Zerstörung. Die Stadt im Umgang mit ihrer bauhistorischen Identität. Schlütersche, Hannover 2001 (2. Auflage), ISBN 3-87706-607-0, S. S. 330f.
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: Emil Lorenz. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, passim
- Birte Rogacki-Thiemann: Emil Lorenz (1857–1944) – Architekt in Hannover. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 69 (2015), S. 81–103
- Birte Rogacki-Thiemann: „Wir verändern uns, aber wir vergehen nicht.“ Die Bauten des Architekten Emil Lorenz (1857–1944) (= Hannoversche Studien, Band 17), 1. Auflage, Hannover: Wehrhahn-Verlag, 2019, ISBN 978-3-86525-677-5
- Conrad von Meding: Der vergessene Architekt .... In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 6. Februar 2019, S. 19
Weblinks
Commons: Emil Lorenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
- Sascha Hendel: Emil Lorenz (siehe unter dem Abschnitt Weblinks)
- Vergleiche die Angaben unter der GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
- Paul Meißner (Hrsg.): Alt-Herren-Verzeichnis der Deutschen Sängerschaft. Leipzig 1934, S. 22.
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: Emil Lorenz (siehe Literatur)
- Rainer Kasties M.A.: Schwesternhaus. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 558f.
- Vergleiche etwa Rolf Hentschel (Niederlassungsleiter): EY in Hannover, zuletzt abgerufen am 12. August 2014
- Reinhard Glaß: Goetze, Wilhelm Otto Gustav auf der Seite glass-portal.privat.t-online.de, zuletzt abgerufen am 12. August 2014
- Gerd Weiß: Stephansstift (Kirchröder Straße 43–45). In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 2, Bd. 10.2, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1985, ISBN 3-528-06208-8, hier: S. 80f.; sowie Kleefeld im Addendum: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 17ff.
- Conrad von Meding: Alte Häuser in der City / „Es muss Schluss sein mit Abrissen“ / Erneut werden in Hannovers City zwei historische Gebäude abgerissen. Hannovers Baudenkmalstiftung fordert angesichts der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und des Verschwindens vieler weiterer alter Häuser bis heute, dass in der Innenstadt damit endlich Schluss sein müsse. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 16. September 2013, online zuletzt abgerufen am 11. August 2014
- Claudia Turtenwald: Fritz Höger (1877–1949). Architekt zwischen Stein und Stahl, Glas und Beton. Dissertation, Universität Münster, Münster 2003, S. 333.
- Klaus Mlynek: 1928. In: Hannover Chronik, S. 165ff.; Vorschau über Google-Bücher
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