Eichen (Schopfheim)
Das Dorf Eichen (alemannisch Eie) im Südschwarzwald ist heute ein Ortsteil der Stadt Schopfheim. Es liegt an der Nordseite des Dinkelberges im Osten von Schopfheim.
Eichen Stadt Schopfheim | |
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Höhe: | 399 m |
Fläche: | 4,25 km² |
Einwohner: | 631 (31. Dez. 2014) |
Bevölkerungsdichte: | 148 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 |
Postleitzahl: | 79650 |
Lage von Eichen in der Stadt Schopfheim | |
Geologie
Das alte Dorf hat sich in einer Talnische am Fuß des Dinkelbergs im Bereich des Unteren Muschelkalks angesiedelt.[1] Über dem auf der Gemarkung nirgends aufgeschlossenen Mittleren Muschelkalk folgen die gebankten oder plattigen Kalke des Oberen Muschelkalks, der in den Steinbrüchen des Dinkelbergs zu sehen ist und den Untergrund des östlichen Plateaus bildet. Dieser Teil der Gemarkung ist Karstgebiet. Im rissig-klüftigen Oberen Muschelkalk versickern die Niederschläge, sodass hier keine dauerhaften Fließgewässer vorkommen. Erst über wasserstauenden Schichten des Mittleren oder auch erst des Unteren Muschelkalks treten Quellen aus. Zu den Karsterscheinungen gehören hier Dolinen und Trockentäler. Letztere sind durch temporäre Schmelzwässer in der Eiszeit entstanden, als der Untergrund durch Eis (Permafrost) versiegelt war. In einer großen durch eine dicke Lehmschicht abgedichteten Doline (einer Karstwanne) tritt der Eichener See episodisch auf. Die karsthydrologischen Verhältnisse sind noch nicht ganz geklärt. Der See erscheint nur nach ausgiebigen Niederschlägen oder Schneeschmelze und füllt sich mit Grundwasser, wobei auch das Ansteigen des sich über dem Mittleren Muschelkalk stauenden Karstwassers eine Rolle zu spielen scheint.[2]
Wie schon bei Wiechs lagert die Muschelkalkplatte des Dinkelbergs bei Eichen auf einem allerdings hier deutlich niedrigeren Buntsandsteinsockel, auf dem zum Teil stark verwitterte alte Wiese-Schotter (Hochterrassenreste) aus der vorletzten Eiszeit liegen (etwas außerhalb der Gemarkung).
Geschichte
Eichen wurde wie der Hauptort erstmals 807 in einer Schenkungsurkunde an das Kloster St. Gallen urkundlich als Eihheim erwähnt.[3] Neuere Untersuchungen zu dieser Urkunde kommen zum Schluss, dass sie schon auf das Jahr 799 zu datieren ist.[4] Für das Jahr 1258 ist ein Guntherus de Eicheim überliefert. 1344 besaß die zum Kloster St. Blasien gehörende Propstei Weitenau hier ein Gehöft. Markgraf Rudolf III. von Hachberg-Sausenberg holte 1372 bei den Herzogen von Österreich eine lehensrechtliche Genehmigung ein, um seiner Gattin, Adelheid von Lichtenberg, auch das Dorf Eichen als Sicherheit für deren Mitgift zu überschreiben. Hieraus wird geschlossen, dass das Dorf 1315 als Teil der Röttler Erbschaft an die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg kam.[5] Seit 1503 gehörte Eichen dann zur Markgrafschaft Baden bzw. nach der Erbteilung zur Markgrafschaft Baden-Durlach.
Ab 1809 war das Dorf eine selbständige Gemeinde. Anlässlich der kommunalen Gebietsreform wurde es am 1. Januar 1975 in die Stadt Schopfheim eingegliedert.[6] Eichen ist auch heute noch landwirtschaftlich geprägt und weist, etwa im Gegensatz zum benachbarten Ortsteil Wiechs, noch immer eine dörfliche Siedlungsform auf.
Wappen
In Silber auf grünem Schildfuß eine grüne Eiche mit silbernen Eicheln und schwarzem Stamm. Es handelt sich bei dem seit 1904 gültigen Wappen um ein sprechendes Wappen, da es auf den Ortsnamen anspielt. Die seit 1809 selbständige Gemeinde führte die Eiche als Siegelbild. Die Gestaltung des Wappens und die Farbgebung legte das Generallandesarchiv 1904 fest.[7]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Eichener See
Zwischen Eichen und der Gemeinde Hasel liegt der Eichener See, eine zeitweise mit Wasser gefüllte Doline. Wegen des für Deutschland einzigartigen Vorkommens des Kiemenfüßers Tanymastix lacunae steht der Eichener See seit 1983 unter Naturschutz. Dieser etwa 2 Zentimeter lange Krebs hat eine weißliche Farbe und wurde 1911 von zwei Schweizer Zoologen im Eichener See entdeckt. Er kann im Eichener See nur deshalb überleben, weil er Dauereier ausbildet, die nicht nur eine weitgehende Austrocknung ertragen, sondern eine Trockenperiode benötigen, bevor sie sich entwickeln können. Ein Weibchen kann bis zu 17.000 Eier legen.
Sage
In einem großen unterirdischen Palast sollen Männlein hausen. Ganz in Kristall gestaltet, von strahlender Schönheit und angefüllt mit Gold und Silber, aber auch Edelsteinen, sollen sie ihn eingerichtet haben und niemand weiß, ob damit die uns bekannten hilfreichen Seemännlein oder andere Wichte gemeint sind. Die Sage berichtet, dass einst ein Eichener Bauer in einem über alle Maßen trockenen Sommer seine jüngste Tochter einem von ihnen zur Frau versprochen habe, wenn die Seewichte seine Felder immer ausreichend bewässern würden. Diese hielten sich an die Abmachung und die Felder und Matten des Bauern grünten prächtig, während die seiner Nachbarn zunehmend verdorrten. Das Mädchen hatte wohl etwas leichtfertig zu dem Vertrag ihres Vaters ja gesagt. Denn inzwischen hatte sie einen gutaussehenden Burschen kennen- und lieben gelernt, und sie mochte nicht mehr von ihm lassen. Jetzt bekam sie Angst, ihr ganzes Leben mit solch einem Wicht tief unten im Berg im Kristallschloß verbringen zu müssen. Sie weinte nachts und sann auf Auswege und je näher der vom Vater ausgemachte Tag herannahte umso verzweifelter wurde sie. Sie wusste wohl, hier würde sie den Männlein nicht entrinnen können. Da beschloss sie mit ihrem Liebsten die Heimat zu verlassen weit fort wo die Seewichte keine Macht mehr haben konnten. In der letzten Nacht trafen sich die beiden auf der Eichener Höhe und nahmen Abschied von der vertrauten Heimat. Gerade hatte ihr Liebster noch lachend gesagt, die Wichte würden am Morgen sehr dumm dreinschauen, wenn sie ihren Lohn, das Mädchen, abholen wollten, da schlug es auf der Schopfheimer Michaelskirche Mitternacht und ein unheimliches Rauschen begann in der Dunkelheit und von allen Seiten quollen Wassermassen hervor. Unter mächtigem Donnern und grellen Blitzen lief die Mulde voll. Die Unglücklichen klammerten sich eng aneinander und ehe sie fliehen konnten, schlug der See über ihnen zusammen und sie ertranken. Die Felder und Matten des Bauern wurden weggeschwemmt, dass nur noch der nackte Fels übrig blieb und seine Ernte war zerstört. Wenn jetzt von Zeit zu Zeit der See wieder einmal steigt, dann sagen sich die Eichener Bauern scheu: „Das sind die Seewichte, die Unterirdischen. Sie wollen uns wieder mal an den Verrat von damals erinnern.“
Bauwerke
Am westlichen Ortsrand am Friedhof steht die Evangelische Kirche aus den 1810er Jahren. Im Hofackerweg befindet sich ein Bau mit zweieinhalb Stockwerken und einem angebauten achteckigen Treppenturm mit Zwiebeldach, das auch als Schloss Eichen bezeichnet wird.[8]
Vereine
Im sozialen Leben Eichens spielen die Sportgemeinschaft Eichen (SG Eichen) und der Gesangverein Eichen e.V. eine Rolle. Die SG Eichen hat ihren sportlichen Schwerpunkt beim Ringen.
Verkehr
Die Bundesstraße 317 umgeht den Ortsteil Eichen in nord-südlicher Richtung verlaufend und tangiert ihn dabei. Die Bundesstraße 518 führt dabei von Westen nach Osten, nördlich an Eichen vorbei, und überwindet dabei die Eichener Höhe.
Literatur
- Friedrich Disch: Studien zur Kulturgeographie des Dinkelberges (= Forschungen zur deutschen Landeskunde. Bd. 192, ISSN 0375-6343). Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung, Bonn-Bad Godesberg 1971 (Zugleich: Basel, Universität, Dissertation, 1967).
- Boris Bigott: Eichen (Schopfheim, FR). In: Alfons Zettler, Thomas Zotz: Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau, II. Südlicher Teil: Halbband A–K. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-7366-5, S. 171–175.
- Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden, Tübingen und Leipzig, 1901, Fünfter Band – Kreis Lörrach; S. 177–179 online.
- Carl Gustav Fecht: Die Großherzogl. Badischen Amts-Bezirke Waldshut, Säckingen, Lörrach, Schopfheim. Gutsch, Lörrach und Waldshut 1859, S. 462–465.
- Gerhard Daub: Frau Lunas Hasenfest. Eierspringen in Eichen am See. ISBN 978-3906129037.
Weblinks
Einzelnachweise
- LGRB Kartenviewer. LGRB Regierungspräsidium Freiburg i. Br., abgerufen am 28. Februar 2022.
- R. Fischbeck u. a.: Der Eichener See. Abgerufen am 28. Februar 2022.
- Hermann Wartmann (Hrsg.) et al.: Urkundenbuch der Abtei Sanct Gallen. Theil 1: 700–840. Höhr, Zürich 1863, S. 186–187, Urkunde Nr. 196. Bayerische Staatsbibliothek digital. Auf Reader.Digitale-Sammlungen.de, abgerufen am 13. April 2021.
- s. Bigott S. 173.
- s. Bigott S. 173.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 522.
- s. Harald Hubner: Wappenbuch Landkreis Lörrach. Konstanz 1984, S. 104
- s. Bigott S. 172.