Eichelentzündung
Bei der Eichelentzündung (latinisiertes Griechisch Balanitis (Mz. Balanitiden), umgangssprachlich Eicheltripper) ist die Eichel (altgriech. balanos) des Gliedes entzündet.[1] Dabei kann es zu eitriger Absonderung kommen, die um den Hals der geschwollenen Eichel des Penis herum entsteht. Ist die Penisvorhaut (griech. pósthe) ebenfalls betroffen, so spricht man von einer Balanoposthitis (Eichel-Vorhautentzündung).
Klassifikation nach ICD-10 | |
---|---|
N48.1 | Balanitis |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Die Eichelentzündung kommt sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen vor, meist infolge von Unreinlichkeit und Sekretanhäufung unter der Vorhaut des Penis. Wechselseitige Infektionen der Sexualpartner sind dabei recht häufig („Ping-Pong-Infektion“).
Ursachen
Akute infektiöse Balanitis
Ursachen sind meist eine unzureichende Genitalhygiene, die von einer Phimose oder von gleichzeitig bestehendem Diabetes mellitus begünstigt werden kann. Auch Enddarmkeime, die entweder durch sexuelle Aktivitäten oder Krankheitsprozesse in die Vorhaut verschleppt werden, können Grund für eine akute infektiöse Balanitis sein. Idealer Nährboden für infektiöse Erreger ist Smegma, das sich unter der Vorhaut sammelt, so z. B. für Bakterien wie Staphylokokken, Mykobakterien und Gardnerella vaginalis, aber auch für Pilze (Candida), die zum Teil sexuell übertragen werden. Diabetiker sind dabei besonders gefährdet.
Nicht infektiöse (chronische) Balanitis
Oft entsteht sie durch übermäßiges Reinigen (Reinlichkeitsbalanitis), welches die Eichelhaut entfettet und stark beschädigt. Die Reinlichkeitsbalanitis begünstigt oft eine Phimose, da sich durch das viele Waschen die Vorhaut verhärten kann. Eine weitere Ursache für eine nicht infektiöse Balanitis (Kontaktbalanitis) sind Chemikalien, die in spermienabtötenden Kondomen oder Gels vorkommen.
Bei langwierigen Fällen von Präputialverklebung (Vorhautverklebung) kann es nach Geschlechtsverkehr zu einer, meistens randständigen, Balanitis bzw. Balanoposthitis (s. o.) im Bereich der Verklebungen kommen; Auslöser hierfür ist vermutlich unter die verklebte Vorhaut gelangtes Vaginal-Transsudat. Durch die Entzündung kann sich die Verklebung, zumindest teilweise, lösen.
Lichen sclerosus
ist die chronische Form der nicht infektiösen Balanitis. Die Vorhaut ist dabei weißlich und narbig, schrumpft, wird dünner, verengt sich und es bilden sich Narben. Auch die Harnröhre kann von der Verengung betroffen sein.
Morbus Reiter
kann an verschiedenen Stellen des Körpers Entzündungen entstehen lassen, die auch die Geschlechtsteile in Form der Balanitis circinata betreffen können.[2] Ein Anzeichen für diese Autoimmunerkrankung können kreisförmig gerötete Flecken am Penis sein.
Deckseuchen
können bei Tieren ebenfalls eine Balanitis oder Balanoposthitis auslösen.
Symptome
Eine Eichelentzündung zeigt sich in Rötung, Schwellung, Schmerz und Juckreiz der Eichel. Auch eitriger Ausfluss und fleckiger Ausschlag können auftreten. Die Symptome variieren prinzipiell je nach Ursache.
Diagnose und Therapie
Zum Nachweis einer infektiösen Balanitis kommen der Anamnese und vor allem mikrobiologische Untersuchungen entscheidende Bedeutung zu: Urinuntersuchungen und ein Abstrich von der Eichel sind richtungsweisend. Bei wiederkehrenden Balanitiden sollte ein Diabetes ausgeschlossen werden.
Für die diagnostischen Verfahren und die Behandlung liegt eine aktualisierte europäische Leitlinie vor.[3] Bei einer Infektion kommt primär eine lokale Therapie, je nach Erreger, mit antibiotikhaltiger Salbe oder fungizider (pilztötender) Cremes zur Anwendung. Es sollte sich auch immer der Geschlechtspartner des Patienten untersuchen und behandeln lassen. Bei einer nicht infektiösen Balanitis kommen kortisonhaltige Salben zur Anwendung. Bei rezidivierenden Entzündungen kann eine Beschneidung angebracht sein. Dadurch können nicht nur weitere Balanitiden, sondern auch sekundäre Vorhautverengungen verhindert werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass eine Beschneidung insbesondere bei Kindern unter drei Jahren das Entzündungsrisiko signifikant zu erhöhen scheint.[4] Bei unklaren Befunden sollte zur Abgrenzung von Krebsvorstufen eine Probenentnahme und histologische Untersuchung angestrebt werden.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Roche Lexikon Medizin. 4. Auflage. München 1999, S. 155.
- Martina Sticker: Balanitis. In: Arne Schäffler (Hrsg.): Gesundheit heute: Krankheit - Diagnose - Therapie; das Handbuch für Schulmedizin, Naturheilkunde und Selbsthilfe ; mit 148 Tabellen. Knaur, München 2007, ISBN 978-3-426-64326-6, S. 822.
- S. Edwards, C. Bunker u. a.: 2013 European guideline for the management of balanoposthitis. In: International Journal of STD & AIDS. Band 25, Nr. 9, 2014, S. 615, doi:10.1177/0956462414533099.
- Robert S. Van Howe: Neonatal Circumcision and Penile Inflammation in Young Boys. In: Clinical Pediatrics. Band 46, Nr. 4, 2007, S. 329–333 (Volltext).