Eduard von Todesco

Eduard Freiherr v​on Todesco (* 1. April 1814 i​n Wien; † 17. Jänner 1887 ebenda) w​ar ein österreichischer Unternehmer, Bankier u​nd Philanthrop.[1]

Eduard von Todesco

Leben

Eduard v​on Todesco stammte a​us einer jüdischen Familie, d​ie ursprünglich d​en Namen Hirschl führte. Den Namen Todesco bzw. Todesko h​atte sich Hermann Todesko (1791–1844) zugelegt. Da s​eine italienischen Geschäftspartner m​it der Aussprache seines Namens Schwierigkeiten hatten, pflegten s​ie ihn a​ls "Tedesco", a​lso "den Deutschen" anzukündigen. Das w​ar die Anregung für d​en neuen Familiennamen, d​er auch anzeigte, d​ass dem wohlhabenden Fabrikanten d​er soziale Aufstieg gelungen war.[2] Seit 1848 leitete Eduard v​on Todesco m​it seinem Bruder Moritz d​as Großhandelshaus Hermann Todesco’s Söhne s​owie eine angeschlossene Privatbank. Außerdem w​aren sie s​eit 1858 Eigentümer d​er Textilfabrik Marienthal[3]. 1861 w​urde er v​on Kaiser Franz Joseph I. i​n den Ritterstand erhoben, 1869 z​um Freiherrn ernannt. Somit gehörte e​r der sogenannten Zweiten Gesellschaft an.

Eduard Freiherr von Todesco war verheiratet mit der in Brünn geborenen Sophie Gomperz (* 22. Juli 1825 in Brünn; † 9. Juli 1895 in Wien), einer Schwester des bekannten Altphilologen Theodor Gomperz. Sophie führte während ihrer Ehe einen der einflussreichsten Salons der damaligen Zeit in Wien.

Palais Todesco an der Kärntner Straße
Grab der Familie Todesco auf dem Döblinger Friedhof in Wien

In d​er Kärntner Straße 51 ließ Eduard v​on 1861 b​is 1884 e​inen langgestreckten Neo-Renaissance-Bau m​it ca. 500 Zimmern errichten. Dieses Palais Todesco zählt z​u den bedeutendsten Bauwerken d​er sogenannten Ringstraßenepoche. Zunächst w​urde es vollständig v​on Familienmitgliedern bewohnt u​nd später z​u 2/3 v​on Gabriele v​on Oppenheimer gekauft.

Die Kinder dieses Ehepaares waren:

  • Franziska (genannt Fanny) (* 14. April 1846 in Wien; † 18. Februar 1922 ebenda) wurde am 28. April 1866 die erste Ehefrau von Henry de Worms[4](* 20. Oktober 1840 in London; † 9. Januar 1903 ebenda). Henry wurde 1895 zum 1. Baron Pirbright of Pirbright ernannt und lebte fast ausschließlich in England. Aus dieser Ehe stammten drei Kinder.
    • Alice Henriette Antoinette von Worms (* 2. April 1865; † 1952), die 1886 Johann Heinrich Boyer Warner († 1891) und 1892 David MacLaren Morrison heiratete.
    • Dora Sophie Emily von Worms (* 9. Juni 1869)
    • Constanze Valerie Sophie von Worms (* 28. April 1875; † 1963), verheiratet mit Maximilian von Löwenstein-Scharfeneck (1871–1952). Deren Enkel war Rupert Ludwig Ferdinand zu Loewenstein-Wertheim-Freudenberg (1933–2014), deutsch-britischer Bankier und langjähriger Finanzmanager der Rolling Stones.[5]
  • Anna Todesco (* 26. September 1847; † 31. Oktober 1900, s. Anna von Lieben) heiratete am 3. Dezember 1871 Leopold von Lieben (* 7. Mai 1835; † 10. März 1915)
  • Hermann Todesco (1849–1876), Mitbegründer der Anglo-Deutschen Bank in Hamburg[6]
  • Gabriele (genannt Yella) (1854–1943) heiratete Ludwig Freiherr von Oppenheimer (1843–1909) Großgrundbesitzer, Unternehmer und Politiker. Das gemeinsame Kind Felix Freiherr von Oppenheimer (1874–1938) lebte 1883 nach der Scheidung der Eltern gemeinsam mit seiner Mutter im Palais Todesco in Wien. Einer seiner engen Freunde war Hugo von Hofmannsthal.

Literatur

Commons: Eduard von Todesco – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Reinhard Müller: Eduard Freiherr von Todesco. AGSÖ an der Karl-Franzens-Universität Graz. Abgerufen am 28. August 2011.
  2. Tina Walzer: Die jüdischen Gründungsmitglieder der Oesterreichischen Nationalbank 1816 und ihre Grabmäler am jüdischen Friedhof Währing in Wien, Teil 5: Hermann Todesko, Begründer einer Wiener Ringstrassenfamilie aus Pressburg, abgerufen am 10. Februar 2018.
  3. Reinhard Müller: Kleine Chronik von Gramatneusiedl, Marienthal und Neu-Reisenberg. AGSÖ an der Karl-Franzens-Universität Graz. Abgerufen am 28. August 2011.
  4. Hohenemsgenealogie.at
  5. Prince Rupert Loewenstein: „A Prince among Stones“, Bloomsbury, London 2013, ISBN 978-1-4088-3279-0
  6. Carsten Burhop: Die Kreditbanken in der Gründerzeit. Franz Steiner Verlag, 2004, S. 99–100 und S. 122–123.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.