Eduard Beninger

Eduard Beninger (* 25. Februar 1897 i​n Wien; † 28. November 1963 i​n Wien) w​ar ein österreichischer Ur- u​nd Frühgeschichtsforscher.

Leben

Eduard Beninger inskribierte im April 1918 an der Universität Wien die Fächer Urgeschichte, Sanskrit, Indogermanistik und Germanistik bei Oswald Menghin, Josef Bayer (Archäologe), Paul Kretschmer und Rudolf Much. Er promovierte im Jänner 1923 mit der Dissertation Die Germanenfrage in der Literatur der prähistorischen Wissenschaft. In der Folge arbeitete er an der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien, ab 17. März 1938 als Leiter dieser Abteilung. Am 9. Juni 1938 beantragte Beninger die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai aufgenommen (Mitgliedsnummer 6.331.423)[1]. Er habilitierte sich am 10. Mai 1939 mit der Habilitationsschrift Die germanischen Bodenfunde in der Slowakei und wurde am 9. Oktober 1940 zum Dozenten an der Universität Wien sowie zum Direktor der prähistorischen Abteilung im Naturhistorischen Museum Wien ernannt.[2] Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurde er Leiter des Kulturamts der NSDAP in der Slowakei, sowie Ortskommandant von Michalovze.[2] Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verlor er seinen Posten als Museumsdirektor[2] und wurde wegen „Verletzung der Menschenwürde“ zu 3 Jahren Haft verurteilt.[3]

Beninger führte i​n Nieder- u​nd Oberösterreich zahlreiche Ausgrabungen d​urch (unter anderen i​n Neuruppersdorf, Poysdorf u​nd Hainburg-Teichfeld) u​nd verfasste e​twa 90 Veröffentlichungen, darunter einige s​ehr umfangreiche. Sein Hauptinteresse g​alt der Germanenfrage. Darüber liegen zahlreiche grundlegende Werke vor. In d​er Neolithforschung w​ar er seiner Zeit w​eit voraus u​nd seine diesbezüglichen Ergebnisse werden e​rst heute gewürdigt.

Beninger unterstützte durch seinen fachlichen Rat zahlreiche Heimatforscher (Othmar Skala, Franz Xaver Kießling, Josef Höbarth) und Heimatmuseen. Unter anderen erstellte er die Inventare der Museen in Melk, Horn, Hollabrunn, Langenlois und Retz. Er wurde am Hietzinger Friedhof bestattet.[4]

Schriften

  • Der westgotisch-alanische Zug nach Mitteleuropa (= Mannus-Bibliothek. 51, ISSN 0720-7158). Kabitzsch, Leipzig 1931.
  • Zur Neolithforschung in Niederösterreich. In: Wiener Prähistorische Zeitschrift. 20, 1933, ISSN 0258-3526, S. 1–5.
  • mit Hans Freising: Die germanischen Bodenfunde in Mähren (= Anstalt für Sudetendeutsche Heimatforschung, Vorgeschichtliche Abteilung. 4, ZDB-ID 918857-5). Anstalt für Sudetendeutsche Heimatforschung – Vorgeschichtliche Abteilung, Reichenberg 1933.
  • Die Germanenzeit in Niederösterreich von Marbod bis zu den Babenbergern. Ergebnisse der Bodenforschung. Stephan, Wien 1934.
  • Die germanischen Bodenfunde in Slowakei (= Anstalt für Sudetendeutsche Heimatforschung, Vorgeschichtliche Abteilung. 8). Kraus, Reichenberg u. a. 1937, (Zugleich: Wien, Universität, Habilitations-Schrift, 1939).
  • Die Germanen im Burgenland. In: Germanen-Erbe. Bd. 7, Nr. 7/8, 1942, ZDB-ID 216749-9, S. 104–114.
  • Die Urnengräber von Wieselsfeld, NÖ. In: Archaeologia Austriaca. 30, 1961, ISSN 0003-8008, S. 39–62.
  • Die Paura an der Traun. Eine Landsiedlung der Pfahlbaukultur und ihre Verkehrslage in ur- und frühgeschichtlicher Zeit (= Schriftenreihe der OÖ Landesbaudirektion. 17, ZDB-ID 406656-X). OÖ-Landesverlag, Wels 1961.
  • Aufgaben eines Heimatmuseums. Anläßlich der Eröffnung des Heimatmuseums Lang-Enzersdorf. In: Rund um den Bisamberg. 2, 1961, ZDB-ID 1256030-3, S. 14–32.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/2381118
  2. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 40.
  3. Mitchell G. Ash, Wolfram Nieß, Ramon Pils (Hrsg.): Geisteswissenschaften im Nationalsozialismus. Das Beispiel der Universität Wien. V & R Unipress, Göttingen 2010, ISBN 978-3-89971-568-2, S. 386, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  4. Grabstelle Eduard Beninger, Wien, Hietzinger Friedhof, Gruppe 17, Reihe 6, Nr. 247.
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